Kapitel 5

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***2798*** auf Smorix Oswone

Zentimeter vom Glas entfernt, öffnete ich zögerlich ein Auge und seufzte erleichtert.

Irgendetwas hatte meinen Aufprall abrupt gestoppt und auch wenn ich mir denken konnte wer dafür verantwortlich war, wollte ich mich nicht mehr bewegen.

Meine Augen stellten sich scharf und ich betrachtete mich in dem sich spiegelnden Glas. Die langen schwarzen Haare hatten sich wie ein dunkler Heiligenschein um meinen Kopf ausgebreitet und sorgten dafür, dass meine ohnehin schon bleiche Haut fast durchscheinend wirkte. Meine blauen Augen waren so weit geöffnet, dass sie mein ganzes Gesicht beherrschten und glänzten aufgeregt.

Sonnenstrahlen brachen sich und ließen mein Spiegelbild verblassen, gaben stattdessen eine flüssige, dunkle Masse preis, die sich wie Blut unter Haut wand.

Fasziniert folgte ich einem Strudel mit dem Blick und sah, dass wenige Meter daneben ein Wasserfall, in einen Abgrund stürzte. Das Wasser kam von einem See, auf dem die ganze Stadt mit dem Glasboden stand, wir befanden uns offenbar am Rand der Stadt.

Elias, ganz der Gentleman, ließ mich nach ein paar weiteren Momenten auf die Seite fallen.

"Idiot", fauchte ich und rappelte mich mühsam wieder auf.

Er beobachtete mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue und seine fast schwarzen Augen funkelten spöttisch.

Als ich zu einem weiteren sarkastischen Kommentar ansetzte, um ihm seine Überheblichkeit aus dem Gesicht zu wischen, machte er eine ungeduldige Handbewegung und brachte mich so noch bevor ich etwas sagen konnte, zum Schweigen.
Unglaublich!

Gereizt riss ich meine Hand aus seiner und maschierte auf ein Gebilde zu, dass einem Springbrunnen glich, nur ohne Wasser, nachdem ich mich aufgerappelt hatte.

Das Wasser unter dem Glasboden, schwappte bei jedem Schritt, den ich tat.
Es gefiel mir hier, bis auf Elias' nervige Art war es gar nicht so schlimm. Du bist ja auch erst seit ungefähr 2 Minuten hier! Ahh, ich hatte mich schon gefragt, ob meine innere Pessimisten einen Herzinfarkt bei unserer Reise nach hier, erlitten hatte.
Das würde dir wohl so passen.
Allerdings. Dann würden diese dämlichen Dialoge in meinem Kopf endlich aufhören. Schließlich war Elias ja auch wieder aus meinen Kopf verschwunden.

Die Frau aus dem schlossgleichem Gebäude musterte mich kurz aus zusammengekniffenen Augen und ging dann ohne eine weitere Reaktion auf Elias zu. Aus der Nähe sah sie gar nicht so perfekt aus, aber auch das wollte den kleinen Stich in meinem Herzen nicht verschwinden lassen.

Die kleinen Wellen bewegten sich hektischer, daran erkannte ich das sich jemand auf mich zu bewegte. Ohne zu gucken wer es war, stieg ich die wenigen Stufen zu dem Springbrunnen hoch.

Das hätte ich wohl nicht machen sollen.
Die Gespräche erstarben schlagartig um mich herum und fast traute ich mich nicht, zu den Fireflyern runterzuschauen. Ich gab mir einen Ruck und drehte mich um.
Großer Fehler. Noch einer...

Elias kam auf mich zugerannt, wurde aber von dieser Frau und einem altem Mann aufgehalten. Verzweifelt sah er mir in die Augen und wollte mir so scheinbar etwas mitteilen. Doch ich war zu verwirrt darüber, dass Elias offensichtlich unter massiven Stimmungsschwankungen zu leiden schien. Und zu erschrocken darüber, dass plötzlich alle wie gebannt zu mir hochschauten.

Da erklang dröhnend eine Stimme hinter mir. „Was macht dieser Mensch auf meinem Heiligtum?“

Sämtliche Fireflyer gingen augenblicklich auf die Knie und legten die Stirnen auf den gläsernen Boden.

Mein Körper war wie erstarrt, denn ich spürte eine Präsenz hinter mir, die irgendwie nicht körperlich war.

Jetzt erst sah ich, dass Elias der einzige war, der noch stand. Er hatte die Schultern selbstbewusst zurück gedrückt und den Kopf hoch erhoben. Hätte er mir nicht schon auf der Erde erzählt, dass er der zukünftige Herrscher werden würde, hätte ich ihn als vollkommen verrückt abgestempelt.

Denn obwohl ich dieses Ding hinter mir noch nicht mal erblickt hatte, war mir bewusst, dass damit nicht zu spaßen war.

Jedoch ging der Prinz der Fireflyer sogar noch einen Schritt weiter.

Er hatte seine riesigen Schwingen ordentlich hinter seinem Rücken zusammen gefaltet, sodass nur noch die Haken an seinen Handschwingen sichtbar waren und verbeugte sich leicht.

„Allehrwürdiger Schutzparton“, fing Elias mit gebieterischer Stimme an, die laut über die Stille des Platzes ertönte, „Xavina ist erst vor wenigen Minuten mit mir auf Smorix Oswone gekehrt und kennt sich noch nicht mit unseren Bräuchen aus. Darum bitte ich vielmals um Entschuldigung und werde Euch als meinen Patron für die nächste Schlacht ersuchen, wenn Ihr erlaubt. Außerdem werde ich den Menschen sofort in unseren Regeln und Kultur unterrichten, damit so etwas nicht noch einmal geschieht.“

Atemlos hielt ich die Luft an und betete, dass dieser Patron Elias gutheißen würde.

Und meine Hoffnung wurde erhört, denn nach wenigen lang gezogenen Augenblicke sagte das Wesen: „Euer Angebot ehrt mich, Sohn des Grausamen Oswones. Aber ich fürchte, für euren Menschen ist die Zeit bereits abgelaufen.“

Ohne auf Elias' entsetzten Gesichtsausdruck einzugehen, fuhr die Gestalt hinter mir fort. „Nun, Ihr könnt sie dennoch haben, wenn dies euer Wusch ist. Auf das sie Euch nicht mit in den Tod zieht.“

Bevor Elias noch etwas sagen konnte, spürte ich, wie sich das Wesen zurückzog und die Stimmung um uns herum wieder aufklarte.

Erleichtet kam ich auf Elias zu, der besorgt meinen Blick erwiderte.

„Komm, du musst dich ausruhen“, sagte er, dabei vergaß ich nicht, dass es ein Befehl verhüllt in eine Bitte war.

Doch so kurz nach dem entgangenen Schrecken, nickte ich bloß, denn ich war tatsächlich müde.

Ich merkte kaum mehr, wie Elias mich hoch hob und mit mir in den Armen auf das Schloss vor dem Wald losflug.

Auch mein knurrender Magen war vergessen, als mir die Augen immer wieder zu fielen und ich meinen Kopf an die starke Brust von Elias lehnte.

Es fühlte sich richtig an. Als wäre ich schon immer in seinen Armen gewesen, denn wir fügten uns perfekt ineinander, wie zwei fehlende Puzzelteile.

Trotz der ganzen Aufregung und des Schreckens schlief ich mit einem zarten Lächeln auf den Lippen ein.

Daughter of ร๓๏гเℵ  ๏รฬ๏ภє Där berättelser lever. Upptäck nu