Kapitel 3

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Ich rannte mit deutlicher Verspätung zum Bus und wie hätte es auch anders sein können, verpasste ich ihn.

„Tja, ich würde sagen jetzt musst du dich wirklich beeilen“, bemerkte Elias süffisant.

Als hätte ich das eben nicht schon!  Ich beschloss einfach so zu tun, als würde ich keine männliche Stimme in meinem Kopf hören, die sich dann auch noch selbst »Kronprinz Elias von Smorix Oswone« nannte. Aber irgendwie konnte ich ihm bestimmt noch eins auswischen. Die Frage war nur, wann?

Beinahe hätte ich eine alte Dame umgerannt, hastig entschuldigte ich mich und sprintete weiter. Als ich ankam waren bereits alle Schüler in der Schule und der Pausenhof war menschenleer.
Kurz zögerte ich, doch dann klopfte ich an der Sekretariatstür.

Du wirst doch wohl nicht schüchtern werden?

Die Frau an dem riesigen Schreibtisch sah mich gelangweilt an. "Und du willst was?"
"Ich bin Xavina Nightare. Ich brauche meinen Stundenplan“, entgegnete ich hastig, von meiner kurzen Laufeinlage immer noch atemlos.

"Ahhh, die neue Schülerin. Natürlich, einen Augenblick... Hier haben wir's doch! Du hast dich aber ganz schön verspätet, Kind. Jetzt hast du übrigens Sport, der Unterricht findet draußen auf dem Waldplatz statt."

"Danke. Bis dann." Schnell nahm ich ihr die Blätter aus der Hand und sah zu, aus dem Büro rauszukommen.

Wieso denn so kurzangebunden?
Ich bildete mir ein zu hören, dass Elias lachte. Mit zum zerreißen angespannten Nerven blickte ich kurz an die Flurdecke, um mich zu beruhigen.

Nach einigem herumirren durch die scheinbar endlos langen und vor allem dunklen Schulgänge, fand ich endlich zurück zum Ausgang. Ich stieß die Tür kraftvoll auf und zog gierig die kühle Luft ein. Der Schulhof war immer noch leer, also entschied ich, den schmalen Weg am Rand des Platzes einzuschlagen. Hoffentlich verlief ich mich nicht wieder. Denn mein Orientierungssinn ließ zu wünschen übrig.

Schon nach wenigen Schritten wurde der Weg von hochgewachsenen Bäumen gesäumt und somit auch immer dunkler.
Hälst du es wirklich für eine so gute Idee, einfach irgendeinen Weg langzulaufen und zu hoffen, dass es der richtige ist?“, versuchte die Stimme mich zu belehren.

Fragen hätte ich ja wohl kaum jemandem, da hier schließlich auch so massenhaft viele Leute rumliefen. Außerdem war ich viel zu stolz, um noch einmal zu dieser neugierigen Sekretärin zu laufen und nach dem Weg zu fragen.
Den Einwand meiner verrückten Stimme ignorierend, lief ich schneller und kam auf einer Kreuzung an. Jetzt war ich geliefert...
Unschlüssig besah ich mir misstrauisch die drei abkreuzenden Wege.

Tja, da hättest du wohl lieber auf mich gehört“, triumphierte Elias.

Wütend darüber, dass er immer seinen Senf zu allem dazugeben musste, stapfte ich entschlossen geradeaus weiter.

Jetzt sei doch nicht so stur und dickköpfig, sondern hör wenigstens einmal auf mich, wenn du dich nicht endgültig verlaufen willst. Also kehr sofort um!

Ich schnaubte über seine lahme Besänftigung und maschierte weiter.
Der konnte mich mal. Nach weiteren zehn Minuten verringerte sich der Abstand der Bäume und es wurde etwas heller.
Die Lichtung schien im morgendlichen Sonnenschein zu leuchten, sodass es wie ein geheimer Ort wirkte.
Fasziniert sah ich mich um und wurde erst auf die Gruppe im Schatten des Waldes aufmerksam, als mich der Lehrer rief. "Hallo? Sind Sie die neue Schülerin, die ab heute kommen sollte?"

Großartig. "Ja", erwiderte ich lediglich und begab mich zögerlich auf die Klasse zu. Aus Erfahrung wusste ich, dass es besser ankam, wenn man möglichst desinteressiert wirkte. Das verhinderte vorläufig neugierige Fragen. Ich spürte sofort die Spannung, die in der Luft lag.  Außerdem hatten offensichtlich ein paar Jungs die Klasse unter ihrem Kommando.

Daughter of ร๓๏гเℵ  ๏รฬ๏ภє Where stories live. Discover now