℘rolog

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*** 2000*** auf Smorix Oswone

Er lief gehetzt durch die Gänge seines Schlosses, drehte sich jedes Mal erschrocken um, wenn er ein Geräusch hörte. Doch jedes Mal waren es bloß Mogronus, die hinter den schwarz, verspiegelten Fenstern Wache hielten und salutierten, wenn er vorbei kam. Seit den jüngsten Ereignissen fungierten sie auch als Ersatzwächter, natürlich ohne Drachen, aber immerhin bewaffnet. Mehr verdienten sie auch nicht.

Gab man einer untergeordneten Rasse zu viel, begehrten sie umgehend auf und wollten mehr als ihnen zustand. Dabei waren sie nicht mehr als ihre Diener und Kanonenfutter für befeindete Clans, die versuchten sich abzusetzten und eigenständig zu werden. Aber das konnten seine Männer und er bisher erfolgreich verhindern und er würde eher seine Krone zerstören, als irgendetwas an den Gesetzen zu ändern. Auch wenn Shides ihn in diesem Punkt nicht unterstützte. Er wusste, in allem anderen stand sie hinter ihm.

Und da das Volk sie liebte, fiel es ihm leicht über dieses zu herrschen.

Da die Drachen vom Aussterben bedroht waren, teilten sich inzwischen auch mehrere Fireflyer einen Drachen. Doch da die Tiere sehr launisch und nur schwer zu kontrollieren waren, gelang es meistens nur seinem Erwählten und dessen Schützling das Vertrauen des Drachen zu gewinnen.

"Vadmin!"
Er beschleunigte seine Schritte, bis er fast an der Grenze der Schnelligkeit zu seiner wahren Gestalt gelangt war und bog um eine Ecke.

"Vadmin!"

"Shides, ich komme! Mein Schatz, halt durch."

Sentimentalitäten rutschten ihm sonst so gut wie nie heraus und er gab sich Mühe niemanden seine weiche, verletzliche Seite zu zeigen. Denn ein Kaiser konnte sich in einem Rudel von Raubtieren kein Zeichen von Schwäche erlauben, auch nicht wenn es um seine Frau ging.
Gerade dann nicht.

Doch die vergangen Wochen der Schwangerschaft hatten Shides die Kräfte geraubt und sie verändert.
Er riss die großen Doppeltüren auf und stürzte zu dem riesigen Himmelbett. Er erkannte die schmale, blasse Frau mit dem erschöpften Blick, die dort lag kaum wieder. Ihre Haare umrahmten schlaff und glanzlos ihr schmales Gesicht.

"Ich habe ihn gespürt, er wird einmal der Mächtigste von uns allen." Sie lächelte ihn sanft an. "Pass gut auf unseren Sohn auf, wenn ich nicht mehr körperlich auf diesem Planeten bin."

Selbst ihre Stimme hatte an Kraft verloren, doch nicht an der Wärme, die ihr Adelshaus stets verströmt hatte und dessen Ursprung sie auf diesem Planeten zu sein schien.

Angesichts des erloschenen Lichts in ihren brauen Augen, spürte er einen Dolch in seiner Brust, der sich qualvoll langsam in sein Herz bohrte. Er hasste es solche intensiven Emotionen zu spüren.
Die guten, wie die schlechten. Fireflyer brauchten keine Gefühle.

Und dennoch warf er sich auf die Knie neben ihr Bett und umklammerte verzweifelt ihre Hand.
"Nein. Lass mich nicht allein! Du schaffst das, ich weiß es", beschwörte der Kaiser die einzige Liebe seines Lebens mit loderndem Feuer in den Augen und legte vielleicht zum ersten Mal alles in seine Stimme. Die Verzweiflung. Die Liebe. Die ganzen Emotionen über das, was sie gemeinsam durchgemacht hatten. Seine Erstaunung, dass sie das Gute in ihm zum Vorschein gebracht hatte.

Shides hatte jedoch bereits Frieden mit ihrem Schicksal geschlossen und
schüttelte immer noch leicht lächelnd den Kopf. "Wir werden uns wiedersehen. Das verspreche ich dir, mein Morgenstern."

In diesem Augenblick spürte er, wie sie all sein Licht mit sich nahm und ihn alleine in einer schrecklichen Dunkelheit und Einsamkeit zurückließ.

Dem stillen Neugeborenen würdigte er keines Blickes und rauschte in Mordsstimmung aus den Räumlichkeiten seiner verstorbenen Gemahlin.

Daughter of ร๓๏гเℵ  ๏รฬ๏ภє Where stories live. Discover now