Der Lehrer war ein junger Kerl, eher ein Surfertyp und scheinbar schwärmten alle Mädchen für ihn, wie ich an den Blicken ablesen konnte. Innerlich musste ich darüber grinsen. Überhaupt nicht mein Typ.

Scharfe Mädels“, hauchte die Stimme belustigt.

Das hatte mir gerade noch gefehlt, ich unterdrückte rechtzeitig ein Stöhnen und blinzelte verwirrt. Was? Der Surferboy-Lehrer hatte vermutlich eben etwas zu mir gesagt, dumm nur, dass ich nicht zugehört hatte.

Aus zusammen gekniffenen Augen sah ich ihn an:" Sorry?"

"Da hat aber jemand gute Laune. Ich habe gefragt, wie du heißt und dass du dich eben schnell vorstellen sollst." Süffisant blitzten seine Augen auf und ein, wie mir schien, spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen.
Okay, die harte Tour also, na vielen Dank auch, Sie Gentelman!

Ich erwiderte sein schmales Lächeln und wandte mich meiner neuen Klasse zu.
"Ich heiße Xavina Nightare, bin sechzehn Jahre alt und komme aus England. Meine Mutter wurde in Japan geboren und mein Vater in Deutschland. Das hier ist jetzt meine insgesamt siebte Schule in drei Jahren." Bewusst ließ ich den Grund für die häufigen Schulwechsel weg, der war nämlich unsere vielen Umzüge durch die Arbeit meiner Eltern. Mit einem gekonnten Augenaufschlag blitzte ich den Surferboy herausfordernd an. "Und wie heißen Sie? Ich fände es auch ganz nett, wenn sich der Rest der Klasse dann auch vorstellt."

Verwundert über mein schnelles Kontra, antwortete der Surferboy:" Also für eine ganze Vorstellungsrunde haben wir jetzt wirklich keine Zeit, wir wollen schließlich Sport machen. Mein Name ist Herr Shakery, wie ich Ihnen vorhin bereits gesagt habe."
Damit war das Thema anscheinend für ihn gegessen und er wandte sich der Klasse zu, um die heutigen Sportübungen zu erklären.

Uhh, Du kannst ja abgehen. Richtig heiß!“  Mal wieder schwang etwas Belustigung in diesen Sätzen mit. Doch die winzigen Härrchen auf meinen Armen stellten sich auf.  Solche Verräter!

Was machst du eigentlich in der Zeit, du hast doch keine Sportsachen mit?“

"Gute Frage", erwiderte ich laut.

Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte sich mir Surferboy zu. "Was ist eine gute Frage?"

"Na, was ich machen soll. Ich meine, ich habe keine Sportsachen mit."
Die anderen Schüler grinsten. Einige lachten. Offenbar wussten sie bereits, was mir drohte und warfen mir mitleidige Blicke zu.
"Sie machen so mit", mit diesen Worten drehte er sich wieder um und redete weiter.

„Köstlich, bist du immer so direkt?“, fragte Elias spöttisch.

"Wenn du die Klappe hälst gehe ich heute Abend mit dir nach Smorix", murmelte ich, diesmal darauf bedacht, dass mich niemand hörte.

Sofort wurde er ernst und rief beinahe aufgeregt: Schwöre!

"Okay, okay! Ich schwöre, dann musst du aber auch schwören, die Klappe zu halten!"

Abgemacht. Viel Spaß noch in der Schule, bis heute Abend“, verabschiedete er sich mit Genugtuung und mir kam es in dem Moment so vor, als hätte er den deutlich besseren Deal gemacht.

In Elias' Stimme schwang Vorfreude mit und mir wurde klar, dass er es offensichtlich ernst meinte, mit dem Spaß in der Schule. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln.

Alles in allem war es kein so schlechter erster Schultag gewesen, wie ich erwartet hatte. Die Stunden gingen schnell rum und alle anderen Lehrer waren einigermaßen nett. Zuhause angekommen hörte ich den restlichen Tag Musik und schaute Filme auf YouTube.

Es ist soweit“, meldete sich die Stimme aus der Versenkung zurück.

Ich lag abends in meinem Bett und war kurz davor wegzudämmern. Mein Versprechen hatte ich fast vergessen. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mit dir komme?", flüsterte ich schlaftrunken.

Ich konnte nicht fassen, für sein Schweigen im schlimmsten Fall mein Leben auf der Erde getauscht zu haben. Und ich würde nicht so schnell nachgeben, denn mein Spieleinsatz war im Gegensatz zu Elias' unklar.

Einen Moment lang herrschte Schweigen und ich war mir schon des Sieges gewiss, doch dann meldete sich seine dunkle Stimme erneut.

„Du hast geschworen, Xavina. Schwüre können nicht gebrochen werden.“

Durch die Wut und Verbitterung in seiner Stimme, klarte mein schlaftrunkener Geist wieder so weit auf, dass ich normal denken konnte.

„Da kennst du die Menschen auf diesem Planeten aber schlecht“, erwiderte ich düster und ließ nicht zu, dass Schuldgefühle in mir hochstiegen.

Denn eigentlich war ich nicht so ein Mensch, der seine Versprechen anderen gegenüber grundlos brach.

„Du wirst das bereuen. Bald wirst du dich nicht mehr an dein irdisches Dasein klammern wollen“, warnte Elias mich und dann verschwand seinen Präsenz einfach aus meinem Kopf. Wie ein kühler Windhauch.

Und dann setzten die Schmerzen ein.

Ich öffnete den Mund um zu Schreien, aber ich brachte keinen Ton hervor. Meine Augen drohten von dem Druck auf meinen Kopf aus den Höhlen zu quellen und das Blut kochte mir in den Adern.

Es fühlte sich an, als würde ich beim lebendigen Leibe verbrannt und könnte meine Schmerzen noch nicht einmal herausschreien. Es war grausam.

Irgendwo in meinem Unterbewusstsein, das für mein Überleben sorgte, rief ich nach Elias.

Und er kam.

Sofort löschte seine Anwesenheit das Feuer und ich konnte endlich wieder atmen.

„Ich gehe“, versprach ich ihm erschöpft, „du hast mich überzeugt.“

„Das war ich nicht, sondern du ganz allein hast dich bestraft, indem du einem Schwur zugestimmt hast, von dem du nicht vorhattest in zu halten“, berichtigte er mich scharf und hatte sämtliche Emotionen verschlossen.

Ich nickte bloß und ergab mich meinem Schicksal.

Daughter of ร๓๏гเℵ  ๏รฬ๏ภє Where stories live. Discover now