50

78 1 0
                                    

Für einige Augenblicke raste mein Herz so schnell, dass ich befürchtete es würde mir jeden Moment aus der Brust springen. Ich lauschte angestrengt, ängstlich, ob sie nicht umdrehen und mir nachjagen würden, aber es passierte nichts.

Sobald sich die Panik etwas gelegt hatte und ich mich ein Stück von der Wand entfernte, die mir schmerzhaft in den Rücken drückte, gestattete ich es mir erst, einen anderen Gedanken als die Flucht zuzulassen.

Was tun die beiden hier?

Vorsichtig und von meiner Neugier geleitet, wagte ich einen Blick um die Ecke.

Leer.

Sie waren weg.

Ich kaute unentschlossen auf meiner Lippe rum, als ich meine Gedanken abwog und schließlich einen Entschluss fasste.

Ich machte mich auf die Suche.

Es dauerte nicht lange, da bog ich um eine Ecke und erblickte mir gegenüber einen gläsernen Durchgang, der durch das grün der Natur auf die andere Seite der Klinik führte. Und mittendrin erkannte ich die zwei Lederjacken, die zielstrebig voranschritten. Ihr Gang war sicher und fest und fast schon eingeschüchtert, wollte ich wieder umdrehen.

Sie sind gefährlich.

Aber Damien Leben hing womöglich davon ab, also legte ich einen Zahn zu und versuchte unbemerkt zu ihnen aufzuholen.

Als ich den Durchgang erreichte, waren sie schon längt auf der anderen Seite um eine Ecke gebogen. Sie sprachen über irgendetwas, aber ich war zu weit weg, um ihrem Gespräch zu lauschen.

Ein kleiner Wegweiser informierte mich, dass der Durchgang zu den Krankenzimmern führte. Und das stachelte meine Neugier nur noch weiter an.

Schnell folgte ich ihnen, bog ebenfalls um die Ecke und sah gerade noch, wie eine Tür am Ende des Flurs geschlossen wurde.

Hier roch es nach Desinfektionsmittel und Reinigungsmittel und aus den vielen Zimmern hörte man die verschiedensten Geräte piepen und brummen.

Geräuschlos schlich ich mich näher ran und konnte durch das kleine Fenster an der Tür, die beiden über ein Krankenbett gebeugt sehen.

Ich verengte meine Augen, um einen besseren Blick zu erhaschen, aber Gabriel versperrte mir mit seinem breiten Rücken die Sicht auf das Bett.

Ich konnte bloß sehen, wie sie die Hände nach der Person ausstreckten und ihre Mienen weicher wurden.

Überrascht näherte ich mich noch ein Stück mehr, als mein Blick auf das kleine Klemmbrett vor der Tür fiel.

Ich versuchte meine Aufregung zu unterdrücken, als ich noch näher an das Zimmer trat. Ich schlich mich unter dem Fenster in der Tür her und richtete mich daneben wieder auf. Solange sie nicht rauskamen, würden sie mich jetzt nicht mehr sehen können.

Ich wagte einen kurzen Blick durch das Fenster an der Tür und aus diesem Blickwinkel, konnte ich die Person auf dem Bett deutlich erkennen.

Eine kleine, zerbrechliche Frau lag darin und sie hatte die selben schwarzen Haare und die spanischen Gesichtszüge wie Gabriel und Fernando.

Schnell griff ich nach dem Klemmbrett und überflog die Informationen nach etwas wichtigem. Mein Blick blieb an dem Namen hängen.

Alba Sánchez.

Ich speicherte ihn mir schnell ab und las mir die anderen Informationen durch, mit denen ich aber nicht viel anfangen konnte.

Da stand noch einiges über ihren medizinischen Zustand, Allergien und aktuellen Behandlungsplan, aber abgesehen davon, dass sie eine Allergie gegen Penicillin hatte, konnte ich dem nichts mehr entnehmen.

Schnell steckte ich das Klemmbrett wieder in die vorgesehene Einrichtung, als auf einmal eine Tür aufging und ich herumwirbelte.

„Was tun Sie hier?", zischte ein Mann in einem grauen Kasack mir zu. „Besucher aus Block 1 haben hier nichts verloren!"

Ich sah auf meine Besucherkarte runter, die mir neongrün entgegen schien und versuchte so überrascht wie möglich auszusehen. „Oh, ähm... Ich habe mich verlaufen", log ich. „Ich wollte nur auf die Toilette."

Er verengte die Augen, ehe er mit einem Kopfnicken auf den Durchgang wies. „Die sind in Block 1."

Er führte mich von dem Zimmer weg und ich drehte mich ein letztes Mal dahin um.

Ich hätte es nicht tun sollen.

Fernando sah mir direkt in die Augen und und an seinem Blick konnte ich es deutlich erkennen.

Dieses Mal hatte er mich erkannt.

DamienWhere stories live. Discover now