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„Das wird schon wieder", murmelte mir Tyler zu und streichelte beruhigend über meinen Rücken.

Schon seit Stunden weinte ich mich bei ihm aus. Ich hatte Lia nicht erreicht, vermutlich war sie mit Ace zusammen und mit Logan wollte ich nicht darüber sprechen. Also hatte ich Tyler angerufen, der sofort zu mir gefahren war, um mich zu trösten.

„Er ist völlig durchgedreht, Tyler", schluchzte ich und wischte mir die nicht endenden Tränen aus den Augen. „So habe ich ihn noch nie erlebt."

Seine starken Arme schlossen sich abermals um mich, als er mich wieder in eine warme Umarmung zog.

Ich hatte ihm alles erzählt. Ich konnte es einfach nicht mehr für mich behalten. Ich musste es mit jemandem teilen. Es musste einfach raus.

Ich hatte ihm von Fernando und Gabriel erzählt. Wie ich Damien diese Antworten betrunken entlockt hatte. Ich hatte ihm von den Drohungen an seinen Vater erzählt. Von seinem Verschwinden, um ihm zu helfen. Darum, dass es ums Geld ging. Ich hatte ihm auch von Camille erzählt und dass er mit ihr geschlafen hatte. Und von Anthony und den Schulden. Und wie Damien mich schließlich gepackt hatte. Rasend vor Wut. Nicht wiederzuerkennen.

Er hatte mir aufmerksam zugehört und mich immer wieder in den Arm genommen, als alles zu viel wurde und ich drohte zusammenzubrechen. Er hatte mir die Tränen weggewischt, die ununterbrochen meine Wange runter flossen und mir gut zugesprochen. Und schließlich bin ich völlig erschöpft und niedergeschlagen in seinen Armen eingeschlafen.

Als ich aufwachte war er noch immer da. Mein Kopf lag auf seinem Schoß und er hatte eine Decke um mich gelegt.

Ich rieb mir meine schmerzenden, geschwollenen Augen und setzte mich vorsichtig auf. Mein Kopf tat mir weh, aber ich fühlte mich besser. Zaghaft lächelte ich Tyler an.

„Danke", murmelte ich und er nickte respektvoll.

„Geht's dir besser?", fragte er und legte den Kopf schief, sodass ihm die dunklen Haare über die grünen Augen fielen, die mich neugierig musterten.

„Ja", antwortete ich und lächelte ihn erneut an. Ich atmete tief durch und ließ beim Ausatmen das letzte bisschen Anspannung mit raus fließen, sodass ich mich, befreit von dem Engegefühl in meiner Brust, aufrichten konnte.

Von einem plötzlichen Entschluss gefasst, sah ich Tyler unverwandt in die Augen.

„Kannst du mir bei einer Sache helfen?"

Er zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Aber er wartete geduldig ab, was ich zu sagen hatte.

„Ich bin die Lügen satt", begann ich. „Und ich will endlich die Wahrheit wissen."

Tyler verengte kurz die Augen, aber er blieb stumm.

„Du weißt nicht zufälligerweise, wohin Damien ständig verschwindet oder was er treibt, oder?"

Er schüttelte den Kopf.

„Natürlich nicht. Das wäre ja auch zu einfach gewesen", murmelte ich leise vor mich hin.

„Ich weiß weniger als du. Und ehrlich gesagt bin ich immer noch schockiert von dem was du mir alles gesagt hast. Er hat Ace und mich genauso im Dunkeln gelassen wie dich."

Tyler schüttelte ungläubig den Kopf. „Wir haben ihn ständig gefragt, wo er war, aber eine Antwort haben wir nie bekommen. Und schließlich haben wir's aufgegeben."

Ihn quälte es genauso sehr wie mich. Das konnte ich sehen und spüren. Er wurde ebenso von seinem besten Freund verlassen, wie ich von meinem festen Freund. Und wir beide mussten uns damit abfinden keine Antworten auf unsere Fragen zu kriegen.

„Wie sehr willst du die Wahrheit wissen?", fragte ich und seine Augen funkelten auf.

„Was schwebt dir vor?"

Ein kleines freudloses Lächeln huschte mir über die Lippen. Und dann erzählte ich ihm von meinem Plan.

DamienWhere stories live. Discover now