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Schon zwei Wochen war er weg. Lia versuchte mich ständig abzulenken, in dem sie alberne Pyjamapartys schmiss, zu denen sie Ace und Tyler ebenfalls einlud oder mich zwang mit ihnen Essen zu gehen. Ich versuchte mich so unbeschwert wie möglich zu geben, aber mit jedem Tag, den ich nichts von Damien hörte, nahm meine Angst zu.

Auch Logan bemerkte meine Besorgnis und versuchte mich irgendwie wieder aufzumuntern. Wir trafen uns mittlerweile öfter und ich war ihm dankbar, dass er mich wenigstens für wenige Augenblicke meine Sorgen vergessen ließ.

„Du darfst den Kuchen haben", sagte er lächelnd und ich sah auf meinen noch halbvollen Milchshake runter.

„Er gehört dir", sprach er mir gutmütig zu, aber ich schüttelte bloß den Kopf. „Es ist deiner. Ich habe verloren."

Ich habe Damien verloren.

Er schien meine Betrübtheit zu bemerken, denn er schob den Kuchen beiseite und setzte sich zu mir rüber. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er mich in den Arm und ich ließ mich gegen ihn sinken.

Ich wusste nicht, dass ich das so sehr gebraucht hatte, aber als er sich lösen wollte, hielt ich ihn am Arm zurück und er drückte mich ohne zu zögern wieder fest an seine Brust.

„Alles wird gut", murmelte er an meinem Scheitel und obwohl es so ungewisse Worte waren, krallte ich mich an ihnen fest, als wären sie mein Rettungsanker.

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Es war nun die vierte Woche und ich verfluchte mich, dass ich die Zeit mit Damien nicht mehr genossen hatte. Alles oder nichts. Ich hatte mich falsch entschieden. So falsch.

Mein Herz drohte zu zerreißen und egal, wie sehr ich versuchte mich abzulenken, der Schmerz ging nicht fort. Ganz im Gegenteil. Er nahm mit jedem einzelnen Tag um ein Vielfaches zu. Und ich konnte nichts dagegen tun.

Ich hatte unzählige Male an Damiens Haus geklingelt, in der Hoffnung er sei zurückgekommen, aber die Tür blieb verschlossen. Das Haus war leer. Nicht mal seine Eltern waren da.

Ich zwang mich in die Schule zu gehen, um nicht Zuhause zu verrotten. Ich brauchte Leute um mich rum. Ich brauchte meine Freunde. Denn wenn ich alleine wäre, dann würde ich wieder in das tiefe, schwarze Loch voller Angst, Vorwürfen und Sorge fallen und vermutlich nie wieder rauskommen.

„Lass uns nach der Schule zu dir gehen, okay?", schlug Lia vor und lud auch Ace und Tyler zu mir nach Hause ein. Ich hatte ihr erzählt, dass meine Eltern für ein paar Tage nicht da waren und es war offensichtlich, dass sie mich nicht alleine lassen wollte.

„Mhm", stimmte ich ihrem Vorschlag abwesend zu und bekam auch nur nebenbei mit, wie Ace und Tyler ebenfalls zusagten.

Sobald es klingelte, schleppte ich mich zum Klassenraum und hoffte diesen Tag irgendwie überstehen zu können. Oder auch nicht. Das war mir mittlerweile egal.

Genau heute vor vier Wochen, hatte ich das letzte Mal mit Damien gesprochen, ihn das letzte Mal berührt. Ich verfluchte mich dafür, dass ich seiner warmen Hand ausgewichen war. Hätte ich ihn mich nur halten lassen. Hätte ich mich ihm gegenüber nur nicht verschlossen. Dann wäre womöglich alles anders gekommen.

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„Endlich Wochenende", seufzte Lia erschöpft, sobald die Klingel uns vom Unterricht befreite. Wir gingen zusammen auf den Parkplatz, wo wir schließlich auf die Jungs warteten. Sobald sie zu uns stießen, fiel Lia Ace bereits um den Hals und küsste ihn ausgiebig, bevor sie sich wieder von ihm trennte.

„Und jetzt ab ins Auto, damit wir endlich von diesem gruseligen Gefängnis weg kommen", sagte sie und blickte kurz zur Schule zurück, bevor sie das Auto aufschloss.

„Sorry, Schatz. Du musst hinten sitzen", informierte sie Ace, als er Anstalten machte nach der Beifahrertür zu greifen. Er öffnete sie dennoch schmunzelnd und ließ mich einsteigen, bevor er sie hinter mir wieder schloss.

„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Gentlemen bist", gab ich leicht amüsiert von mir, als Ace und Tyler es sich schließlich auf der Rückbank gemütlich gemacht hatten.

Ace war ein guter Kerl und ich war froh, dass Lia ihr Glück mit ihm gefunden hatte.

„Das würdest du nicht sagen, wenn du wüsstest, was die beiden hier auf der Rückbank getrieben haben", erwiderte Tyler trocken und keuchte schmerzhaft auf, als Ace ihm in der nächsten Sekunde seinen Ellbogen in die Seite stieß.

„Halt die Klappe, man", zischte Ace ihm zu und ich drehte mich mit großen Augen zu Lia um, die jedoch nervös meinen Blick mied und losfuhr.

Ich war so mit Trübsal blasen beschäftigt gewesen, dass ich meiner besten Freundin zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte und ihr noch nicht mal die Möglichkeit gab, mit mir über ihr Leben zu reden.

Ich hatte so viel verpasst, weil ich mich nur um mein eigenes Leben gekümmert habe, dass ich die anderen ganz vergessen hatte.

„Ich will alles wissen", flüsterte ich Lia zu und das erste Mal seit Wochen schlich sich ein echtes Lächeln auf meine Lippen.

Ihre Augen leuchteten freudig auf, als sie zu mir rüber sah und strahlend zurück lächelte.

„Es gibt so viel zu erzählen", erwiderte sie aufgeregt und ich konnte es kaum erwarten Zuhause zu sein und mir jedes Detail aus ihrem Leben anzuhören, dass ich verpasst hatte.

DamienWhere stories live. Discover now