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„Wie wär's, wenn wir einfach alle den restlichen Tag schwänzen und stattdessen zu Josi's gehen?" Lia sah grinsend in die Runde und Ace stimmte ihr sofort zu. „Ich bin dabei. Kommt mir vor, als hätten wir Ewigkeiten nichts mehr zusammen gemacht."

Josi's war ein nettes Diner, wo wir früher alle viel Zeit zusammen verbracht hatten und tatsächlich war das auch der Ort, wo Damien und ich unseren ersten Kuss hatten. Es war in den Gängen zu den Toiletten. Auch wenn das kein besonders romantischer Ort war; dieser Kuss hatte mich alles um uns herum vergessen lassen und wurde zum romantischsten Kuss überhaupt. Der Moment war magisch.

Damien sah neugierig zu mir runter und legte seinen Arm um mich. „Was meinst du? Sind wir dabei?", fragte er grinsend.

Ich zögerte.

„Ich komme natürlich auch mit", rief Tyler dazwischen.

Ich warf ihm einen Blick zu und er schaute mich nachdrücklich an.

Ich räusperte mich, bevor ich Damien anlächelte. „Klar sind wir dabei."

Er gab mir einen liebevollen Kuss auf die Wange und ich verdrängte das Kribbeln in meinem Bauch. Ich durfte mich nicht so fühlen. Ich verdiente es nicht.

„Perfekt. Dann mal los." Lia sprang freudig auf und zog Ace hinter sich her. Wir beeilten uns alle möglichst von den Lehrern ungesehen zum Parkplatz zu kommen.

„Ach und Lia." Damien grinste sie an. „Du hast die Ehre Tyler mitzunehmen."

Der Protest lag mir bereits auf der Zunge. Die Fahrt würde mit dem Auto eine knappe Viertel Stunde dauern, aber selbst das traute ich mir nicht zu alleine mit Damien zu verbringen.

Bevor ich aber auch nur ein Wort rausbringen konnte, kam mir Lia zuvor. „Er kann doch bestimmt sein Bike nehmen."

„Geht nicht. Ich bin nicht mit dem Bike gekommen", informierte er Lia und sah dann zu Damien rüber. „Du musst mich mitnehmen, Kumpel. Ich habe nämlich kein Interesse daran mit denen beiden im Auto eingesperrt zu sein."

Er warf Ace und Lia einen bedeutsamen Blick zu. „Die sind noch schlimmer als ihr beide", brummte er und wich schmunzelnd Lias Faust aus, die auf ihn zuflog.

„Vielleicht solltest du dir auch einfach mal jemanden suchen", grummelte Lia leicht errötend vor Scham und zog sich in ihr Auto zurück.

Bevor Damien irgendeinen Einwand äußern konnte schnappte ich mir Tylers Arm und zog ihn zu Damiens Auto. „Dann lasst uns losfahren", lächelte ich nervös.

Ich ignorierte Damiens Stirnrunzeln und flüchtete mich ebenfalls ins Auto, wohin mir Tyler und auch kurz darauf Damien folgte. Tyler machte es sich auf der Rückbank bequem, während ich unruhig auf dem Beifahrersitz saß.

Plötzlich beugte sich Damien zu mir runter und ich hielt den Atem an. Sein Körper kam mir ungeheuer nah, als er mich anschnallte und sein frischer Geruch stieg mir die Nase hoch. Mit aller Kraft ignorierte ich das Verlangen, mein Gesicht in seinem Nacken zu vergraben.

„Danke", murmelte ich, als er sich wieder aufrichtete und sich selber den Gurt anlegte.

„Willst du mich nicht auch anschnallen, Kumpel?", ertönte Tylers spöttische Stimme von hinten.

„Halt die Klappe, man", antwortete Damien und drückte aufs Gas, während Tyler laut auflachte.

Damien und Tyler unterhielten sich die meiste Zeit der Fahrt, während ich in Gedanken versunken aus dem Fenster starrte.

„Und Tessa, was denkst du?"

Ich schaute überrascht zu der Stimme auf.

„Was meinst du wer gewinnen würde?", fragte Damien und sah mich mit einem belustigten Funken in den Augen an.

„Was?" Ich hatte keine Ahnung, wovon er da sprach.

„Hast du uns etwa nicht zugehört?", schmunzelte er und lenkte gerade den Wagen auf den Parkplatz vor Josi's.

„Ist vielleicht auch besser so", kicherte Tyler auf dem Rücksitz, was mich dazu brachte mich ihm mit argwöhnisch zusammengekniffenen Augen zuzuwenden.

„Worüber habt ihr euch denn bitte unterhalten?"

Er grinste mich an. „Ach, ist nicht so wichtig."

Sobald das Auto geparkt war, stieg er aus und ließ mir so keine Möglichkeit weiter nachzufragen.

„Du wirst es mir vermutlich auch nicht sagen, oder?", fragte ich stattdessen Damien, dem jetzt ein kleines Grinsen auf die Lippen schlich.

„Hättest du zugehört, wüsstest du's."

Ich schürzte die Lippen bei dieser Antwort. „Ich war in Gedanken", rechtfertigte ich mich.

Er legte den Kopf schief und sein Grinsen wurde breiter. „Na hoffentlich bei mir."

Ich biss mir auf die Wange. Denn so falsch lag er gar nicht. Tatsächlich war ich in Gedanken bei ihm gewesen, aber nicht auf die Art, wie er vielleicht dachte. Meine Gedanken hatten sich mehr darum gedreht, wie es so weit hatte kommen können und was alles schief gelaufen war. Aber das konnte ich ihm nicht sagen. Stattdessen rang ich mir ein Lächeln ab und stieg ohne ein weiteres Wort aus dem Wagen.

Tyler hatte sich zu Lia und Ace gesellt, die mittlerweile auch angekommen waren und ich wollte gerade dazu stoßen, als mich Damiens plötzlicher Griff um mein Handgelenk zurückhielt.

„Warum hab ich das Gefühl, du willst vor mir weglaufen?"

Mein Blick schnellte überrascht zu ihm hoch. „Was?"

Ich versuchte die plötzliche Enge in meiner Brust zurückzuhalten. Genauso wie die verräterische Hitze, die sich in meinem kompletten Körper ausbreitete und mir das Atmen schwer machte. Auf komische Weise fühlte ich mich ertappt. Nur konnte ich ihm schlecht sagen, dass ich mich in seiner Nähe unwohl fühlte, weil ich ihn in jeder einzelnen Sekunde belog. Und genauso wenig konnte ich ihm die Wahrheit sagen, die jede Sekunde aus mir raus sprudeln wollte, nur um den Lügen endlich ein Ende zu setzen.

Damiens Mine blieb ausdruckslos. „Irgendwas ist mit dir", stellte er nüchtern fest. „Was ist es?"

Mein Atem stockte. Er durfte es nicht rausfinden. „Ich- ähm..." Mir fehlten die Worte.

„Ist es wegen neulich? Als ich ausgetickt bin?" Seine Stirn runzelte sich. „Weil das...es tut mir leid." Sein Griff um mein Handgelenk lockerte sich, um zu meiner Hand zu gleiten und unsere Finger zu verschränken. „Ich bin noch nicht dazu gekommen mich richtig zu entschuldigen. Tessa, ich will, dass du weißt, dass es mir unglaublich leid tut. Das alles. Ich hätte so niemals mit dir umgehen dürfen."

Er klang niedergeschlagen. „Kannst du mir verzeihen?"

Ich schluckte erneut. Und ich fühlte mich noch schlechter. Klar, Damien musste sich für sein Verhalten entschuldigen. Aber das erinnerte mich nur daran, dass ich ihm auch einige Entschuldigungen schuldig war.

Sein Daumen strich sanft über meinen Handrücken, als er geduldig meine Antwort abwartete. Schließlich nickte ich.

„Ja, ich verzeihe dir."

Er atmete erleichtert aus und seine Schultern sackten befreit von der Last ab. Er lächelte mich liebevoll an und nickte dann zum Eingang von Josi's, wo die anderen schon warteten.

„Wollen wir?"

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