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Ich war lange vor Damien wach. Aber sobald er seine Augen öffnete und sein Blick auf mich fiel, spannte ich mich an. Mein schlechtes Gewissen hatte mich die ganze Nacht lang gequält und die bevorstehende Konfrontation würde mich ebenso schmerzen. Aber anders als ich erwartet hatte, lächelte mich Damien bloß schläfrig an.

„Guten Morgen, Prinzessin."

Ich zog irritiert meine Augenbrauen zusammen. Warum war er nicht sauer? Damien versuchte sich aufzusetzen, aber sofort zischte er schmerzvoll auf und hielt sich den Kopf.

„Die Jungs und ich haben gestern wohl etwas übertrieben", murmelte er und warf sich in die Kissen zurück.

„Wie geht's dir?", fragte ich zögerlich und sah ihn vorsichtig an.

„Gestern war eine Katastrophe. Das einzig Gute ist, dass es mich in dein Bett gebracht hat." Er grinste mich schief an und gab mir einen liebevollen Kuss, denn ich unsicher erwiderte. „Ich hab zwar keine Ahnung wie ich hier gelandet bin, aber was soll's", schmunzelte er, woraufhin ich ihn fragend ansah.

„Was meinst du?"

„Ich meine", er zog mich in seine Arme, „dass ich einen totalen Filmriss habe."

Sofort entspannte ich mich und unterdrückte nur knapp das erleichterte Seufzen, das mir entweichen wollte. Ich sollte mich nicht so fühlen. Ich sollte, nein, ich musste ihm sagen, was gestern passiert war.

Aber was machte es für einen Unterschied? Ich hatte die Informationen doch sowieso schon. Also was sollte es daran ändern, wenn ich Damien jetzt davon erzählte? Er wäre doch bloß wütend auf mich. Würde mir nicht mehr vertrauen. Womöglich würde er auf Abstand gehen, um mich zu beschützen, wie er mir schon einige Male erklärt hatte. Vielleicht machte er sogar Schluss. Bei dem Gedanken kroch panische Angst meinen Körper rauf und ließ mich wie gelähmt erstarren. Nein. Ich konnte es ihm nicht sagen.

„Alles okay bei dir?", riss mich Damiens besorgte Stimme aus meinen Gedanken.

Ich schluckte nervös, bevor ich mich zwang meine Gewissensbisse und Sorgen in die hinterste Ecke meines Gehirns zu verbannen.

„Klar", antwortete ich mit sorgloser Stimme, die so gar nicht zu meiner inneren Unruhe passen wollte. Damien sah mich für einige Sekunden skeptisch an, bevor er mich anlächelte.

„Wie wär's?" Er griff nach meiner Hand und führte sie sich an die Lippen. „Wir verbringen heute den ganzen Tag zusammen im Bett. Nur du und ich."

Ein hauchzarter Kuss landete auf meinem Handrücken und Damien lächelte mich verführerisch an. Meine Lippen formten schon das Wort ‚Ja', aber bevor ich sie tatsächlich laut aussprach, zögerte ich.

Den ganzen Tag alleine mit Damien im Bett zu verbringen klang verlockend. Es war ein Traum, den ich niemals zu Ende träumen wollte. Aber mit Damien alleine zu sein hieß auch ihn jede Sekunde anzulügen. Denn ihm zu verschweigen, dass ich ihn gestern in seiner Verletzlichkeit ausgefragt hatte, war eine Lüge. Und sie hing unheilvoll über mir.

Aber dennoch wollte ich mir davon nicht meine Zeit mit Damien nehmen lassen. Als er weg war, hatte ich es bereut nicht mehr Zeit mit ihm verbracht zu haben. Und ich wäre ein Idiot, wenn ich denselben Fehler nochmal machte. Ich müsste bloß mein Gewissen ausschalten. Das war alles.

Heute würde ich den Tag mit ihm verbringen. Und wenn ich Glück hatte, würde seine Präsenz mich so sehr von meinen Problemen und Gewissensbissen ablenken, dass ich tatsächlich die Zeit mit ihm genießen konnte, ohne mir wie die größte Heuchlerin vorzukommen, die die Menschheit je gesehen hat. Ich müsste nur die richtigen Hebel setzten, dann würde Damien mich alles andere vergessen lassen, wie er es auch schon oft genug getan hatte.

„Tessa?" Damien griff nach meinem Gesicht und ich konnte die Sorge in seinen Augen sehen. „Bist du sicher, dass alles okay ist?"

Statt ihm zu antworten, beugte ich mich vor und küsste ihn. Er wich erst überrascht zurück, im nächsten Moment fiel er aber auch schon regelrecht über mich her.

„Ist das Antwort genug?", raunte ich verführerisch und genoss das lebhafte Kribbeln, als Damien mich auf sich zog und sich gegen mich drückte.

„Nicht die Antwort, die ich erwartet hatte, aber ich beschwere mich nicht."

Damien grinste mich verheißungsvoll an, bevor er seinen Mund mit so einer Wildheit auf meinen presste, dass mir schwindelig wurde.

Ja, dachte ich mir. Er würde mich tatsächlich alles vergessen lassen und das Einzige woran ich denken konnte, war die Lust die er mir bereitete, als er mich nach allen Künsten der Leidenschaft verschlang.

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„Das kitzelt", kicherte ich, als Damiens heißer Atem gegen mein Ohr stieß. Ich konnte sein Grinsen an meiner Schläfe spüren, als er dort einen liebevollen Kuss hinterließ. Wir beide waren noch erschöpft von den Stunden voller heißer Lust.

Aber mit der langsamen Erholung kam auch wieder mein Gewissen zurück, dass ich mit allen Kräften versuchte wegzudrängen.

„Wie wär's mit Frühstück?", fragte ich, um mich irgendwie davon abzulenken, schuldbewusst zu gestehen, was ich letzte Nacht getan hatte. Ich war bereits aufgestanden, als Damien mich zurückdrängte.

„Können wir erst reden?"

Ich versteifte mich. Waren seine Erinnerungen zurück? Ich wagte einen vorsichtigen Blick in seine Augen und war überrascht weder Wut noch Enttäuschung in ihnen zu sehen.

Viel mehr blickte er mir schuldvoll entgegen, voller Reue. Bereute er es mir vertraut zu haben?

„Worüber denn?" Ich stand trotz Damiens leisem Protest auf, um meine Klamotten vom Boden aufzusammeln und mich anzuziehen. Wenn wir redeten, dann wollte ich nicht nackt sein. Für den Fall, dass ich vor Scham und Wut auf mich selbst weglaufen müsste.

Damien zog sich ebenfalls rasch etwas über, bevor er sich wieder aufs Bett setzte und mich anwies es ihm gleichzutun.

Ich setzte mich ihm gegenüber und sah ihn abwartend an. Seine Miene wurde ernst und ich wartete nur darauf, dass er mir sagte, wie enttäuscht er von mir war und, dass er mich nie wieder sehen wollte.

Aber anders als erwartet ergriff er meine Hände und streichelte meine Handrücken mit seinen Daumen.

„Ich muss dir etwas sagen." Er räusperte sich und Unbehagen machte sich auf seinem Gesicht breit. Angespannt wartete ich, dass er endlich mit der Sprache rausrückte. Er rang nervös nach Worten, aber er schien nicht zu wissen, wo er anfangen sollte.

„Damien, verdammt. Jetzt spuck's schon aus!"

Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit den Worten, die als nächstes seinen Mund verließen.

„Ich habe mit einer anderen geschlafen."

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