40

336 13 0
                                    

Wir eilten durch die vielen Gänge des Krankenhauses und ich hatte das Gefühl, als ob  mein Herz jede Sekunde explodieren würde.

Die Angst verschlug mir die Sprache und ich hatte es nicht mehr geschafft irgendwelche Fragen zu stellen, als Tyler mich abgeholt und uns mit halsbrecherischem Tempo hier her gefahren hatte. Aber nun, da ich kurz davor stand Damien zu sehen, platzten die Fragen nur so aus mir heraus.

„Was ist passiert? Wie geht es ihm? Tyler, wie schlimm ist es?" Ich stand kurz vor den Tränen, aber Tylers fester Griff um meine Hand beruhigte mich so weit, dass ich nicht auf der Stelle zusammenbrach.

„Tessa, atme!" Er hielt für eine Sekunde an, um mir in die Augen zu sehen. „Du musst dich jetzt beruhigen, okay?" Er wartete mein Nicken ab und nachdem ich meinen ersten zittrigen Atemzug genommen hatte, zog er mich etwas beiseite, um den umher eilenden Schwestern Platz zu machen.

„Ich weiß selber noch nicht viel. Bloß, dass er schon seit einigen Stunden wieder bei Bewusstsein ist und ordentlich Prügel eingesteckt hat. Aber er wird wieder in Ordnung." Er versuchte zuversichtlich zu klingen, aber ich konnte dennoch die Sorge aus seiner Stimme hören.

Wir näherten uns Damiens Zimmer und ich war verwirrt, als ich einen fremden Mann durch das Fenster bei ihm im Raum erblickte. Fragend sah ich zu Tyler, aber der schien genauso irritiert wie ich.

„Wer ist das?", fragte ich überflüssigerweise.

„Ich habe keine Ahnung."

Ich war erleichtert zu sehen, dass Damien wach war, aber die Verletzungen, die ich allein schon von weitem erblickte, machten mir Sorgen. Bei jeder Geste und jedem Wort verzog er schmerzvoll das Gesicht, als ob ihm jeder einzelne Atemzug schmerzen würde. Und sein Gegenüber schien die Schmerzen nicht gerade zu lindern.

Für einen Augenblick legte sich meine Aufmerksamkeit auf den Fremden ihm gegenüber.

Er stand mit verschränkten Armen vor Damiens Bett und sie schienen in einer hitzigen Diskussion gefangen. Der Fremde war groß und muskulös und mit seinen kurzgeschorenen dunklen Haaren und dem kurzen, gepflegten Henriquatre-Bart wirkte er wie ein gnadenloser Soldat.

Sobald wir an seinem Zimmer ankamen, erblickte Damien uns durch das große Fenster. Er richtete noch ein paar letzte Worte an sein Gegenüber und schien damit die Diskussion zu beenden. Denn der Fremde ließ resigniert die Schultern sinken und ging dann auf die Tür zu.

Gerade als wir das Krankenzimmer betraten, kam uns der Latino entgegen. Eine gefährlich aussehende Narbe zog sich über seine Wange, die mir davor entgangen war und sein Blick blieb für einige Sekunden an mir hängen, bevor er sich abwandte und mit schnellen Schritten davon ging.

Mein Blick folgte ihm neugierig, bevor ich mich wieder fing und zu Damien eilte. Ich griff sofort nach seiner Hand und war vorsichtig, nicht aus Versehen eine der Infusionsnadeln rauszuziehen.

„Wie geht es dir?", fragte ich besorgt und fuhr ihm mit einer Hand über seine erhitzte Stirn.

Eine üble Platzwunde, die behelfsmäßig versorgt wurde, verunstaltete seine Stirn und Augenbraue und ich konnte mehrere Prellungen an seinem Oberkörper ausmachen. Und das waren bloß die oberflächlichen Wunden, die ich auf dem ersten Blick erkennen konnte.

„Mir geht's gut, keine Sorge. Nur ein paar Prellungen." Seine Stimme klang rau und er stöhnte schmerzhaft auf, als er sich aufsetzte. „Sieht schlimmer aus als es aussieht." Er versuchte sich an ein unbekümmertes Lächeln, aber scheiterte kläglich. Besorgt runzelte ich die Stirn.

„Was ist passiert?" Jetzt war es Tyler, der sich zu uns an das Bett stellte und Damien fragend musterte.

„Ich wurde überfallen. Mehr nicht", gab er zu und wich unseren Blicken aus.

DamienWhere stories live. Discover now