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Die nächsten Wochen waren ziemlich ereignislos. Damien und ich verbrachten viel Zeit miteinander und unsere Beziehung war perfekt. Was auch der Grund war, wieso ich ihm immer noch nicht von dem Wissen, dass ich mir ohne seine Zustimmung angeeignet hatte, erzählt hatte. Ich wollte das, was wir hatten, nicht zerstören.

„Woran denkst du?" Damien blickte mich neugierig an und ich schmiegte mich enger an ihn. Wir lagen auf seinem Bett und genossen den wunderschönen Sonnenuntergang, der die Welt in ein sanftes, warmes Rot tauchte, dem das Glühen in meinem Inneren ziemlich nahe kam.

„An nichts", log ich und wandte meinen Blick nicht von der Sonne ab, die langsam am Horizont abtauchte. „Lügnerin", raunte er mir schmunzelnd zu und küsste mich auf den Scheitel. Ich ging auf seine Bemerkung nicht weiter ein und genoss einfach den Anblick des riesigen Feuerballs der uns alle am Leben hielt.

Damien und ich lagen eine ganze Weile im friedlichen Schweigen zusammengekuschelt und genossen den Ausblick. Bis uns das schrille Klingeln seines Handys aus unserer Ruhe riss.

„Sorry", entschuldigte er sich und griff nach dem Gerät auf seinem Nachttisch. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf den Namen des Anrufers. Anthony.

„Wer ist das?", fragte ich, als ich den unbekannten Namen las. Aber anstatt mir zu antworten, stand Damien fluchend vom Bett auf und eilte aus dem Raum. Ich konnte seine gedämpfte Stimme im Flur hören, als er abhob.

Bevor ich aber die Möglichkeit hatte zu lauschen, vernahm ich seine sich entfernenden Schritte und seine immer mehr verblassende Stimme. Stirnrunzelnd setzte ich mich im Bett auf und stand nach kurzem Zögern auf, um ihm nachzulaufen. Ich hatte genug von den Lügen und der Geheimniskrämerei.

Ich fand Damien im Wohnzimmer vor. Er stand mit dem Rücken zu mir. Das Handy war noch immer an sein Ohr gepresst und er fuhr sich mit der freien Hand aufgebracht durch die Haare.

„Zum Teufel mit denen!", keifte er ins Handy und bemerkte mich bei seiner rasenden Wut nicht. „Ich habe die Schulden schon längst beglichen."

Die gedämpfte Stimme an der anderen Seite der Leitung drang durch das Handy und obwohl ich nicht verstand, was er sagte, konnte ich hören, dass er genauso wütend war wie Damien.

„Verdammt! Ich habe meinem Vater gesagt, er soll die Ausgaben einstellen!"

Sein wütendes Schnauben ließ mich erzittern, obwohl seine Wut nicht auf mich gerichtet war.

„Ich werde mich darum kümmern", zischte er zornig in den Hörer. Er verstummte kurz, als der andere wieder zu Wort kam.

„Schick mir die Daten. Ich will wissen wann und wo."

Und mit diesen letzten Worten legte Damien auf. Er schmiss sein Handy fluchend auf die Couch und raufte sich die Haare. Er ging unruhig auf und ab und als er sich umdrehte und mich erblickte, blieb er wie angewurzelt stehen.

„Wie lange stehst du da schon?" Seine Stimme klang eiskalt. Eine Gänsehaut lief mir die Wirbelsäule hinab.

„Wer ist Anthony?", stellte ich eine Gegenfrage und versuchte mein Zittern zu unterdrücken, als sein wilder Blick sich auf mich heftete, als würde er mich jede Sekunde in Stücke reißen.

„Sag mir was du gehört hast." Der kalte Befehl ließ mich erschaudern, aber davon wollte ich mich nicht unterkriegen lassen.

„Nein, du sagst mir jetzt was verflucht hier los ist."

Er kam bedrohlich auf mich zu und das erste Mal in meinem Leben verspürte ich Angst vor ihm.

„Das ist kein verdammtes Spiel, Tessa!" Seine Hände packten mich und er beugte sich gefährlich nah zu mir runter. „Sag mir was du gehört hast!"

Seine Stimme grollte in meinen Ohren. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als er mich schüttelte. Was zum Teufel ist nur in ihn gefahren?

„Lass mich los!", forderte ich erstickt. Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren und ich krampfte mich panisch zusammen. Die Panik stieg, als er statt den Griff zu lösen, nur noch fester zu packte. „Damien, bitte...", wimmerte ich.

Plötzlich zog er sich so schnell zurück, als hätte er sich verbrannt. Seine Augen weiteten sich, als er meine stummen Tränen sah und die Wut verdampfte so schnell, wie er mich losließ.

„Es tut mir so leid." Seine Augen waren vor Schock und Unglaube geweitet. Seine Brust hob und senkte sich hastig bei seinem schweren Atem. Er ließ sich auf die Couch fallen und ließ resigniert seinen Kopf in die Hände sinken, bevor er zittrig ausatmete.

Noch immer vor Panik völlig erstarrt, stand ich einfach nur da. Damien fluchte durchgängig und seine Hände zitterten, als er sich abermals durch die dunklen Haare fuhr.

Meine zum zerreißen angespannten Glieder lockerten sich etwas, sodass ich langsam einige Schritte nach hinten weichen konnte. Diese Bewegung weckte Damiens Aufmerksamkeit und sofort heftete sich sein Blick auf mich.

Er sah mich nicht mehr wild und ungezähmt an. Statt der rasenden Wut, brannte nun Bedauern und Reue in seinen Augen.

„Tessa..." Er stand auf. Bevor er aber auch nur einen Schritt auf mich zu gehen konnte, hob ich abwehrend meine Hand.

„Nein." Trotz der Mühe meine Stimme fest klingen zu lassen, war das Zittern nicht zu überhören. „Ich werde jetzt gehen."

Für einen Augenblick dachte ich, er würde protestieren und mich aufhalten. Aber schließlich sackten seinen Schultern zusammen und er senkte resigniert den Blick.

Ich wand mich ab und eilte ohne zu zögern mit wild pochendem Herzen aus dem Haus.

DamienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt