Capitolo quarantasei

272 10 6
                                    

Filana Monti

„Mir tut es so leid, mein Baby! Ich habe von allem mitbekommen, aber ich durfte mich nicht einmischen!"

Sie grunzt Ian Cabello wütend an und stemmt ihre Hände in die Hüfte. Sie regt sich noch einige Minuten auf, brabbelt wirre Dinge, dass sie ja so traurig darüber sei, dass sie nicht helfen konnte und vieles mehr. Irgendwann rauschten meine Ohren nur noch und schalteten ab.
Ich bin leise, schaue sie nur an und nicke nach jedem folgenden Satz.

„Konntest du dich wenigstens um deinen Sohn kümmern? Oder durftest du dich dort auch nicht einmischen?", sage ich scharf und spüre ein dumpfes Gefühl in mir.

Ob es Ian gut geht?

„Oh, klar, sorry. In der Eile haben wir ihn in den Kofferraum geschmissen, um schnell weg zu kommen", kicherte Ian Cabello und drückte zwei mal auf seinen Autoschlüssel.

Der Kofferraum ging langsam auf und ein wütender Ian sprang heraus. Sein Gesicht war rot vor Wut und er grummelte unverständliche Dinge hervor, bis er vor mir stehen blieb.

Geschockt schaue ich ihn an und strecke meine Hand nach ihm aus.

„Dir geht es gut?", hauche ich verwundert und blicke zwischen Mutter und Ian hin und her.

„Ich habe mich extra fangen lassen, um ihren Standort zu finden. Erst dann konnten Mama und Ian eingreifen", erzählt er mir und schaut stolz zu den beiden herüber.

Stolz? Worauf ist er bitte stolz? Dass er ein Narr war? Ihm hätte sonst was passieren können!

„Das hast du zugelassen?!"

Felicia schaut mich überrumpelt an und stottert, doch ich unterbreche sie sofort.

„Ihr lasst mich alleine, schwanger und auch mit geborenen Kindern, schmiedet einen Plan und jetzt steht ihr vor mir ohne euch zu schämen?"

Keiner redet. Sie schweigen alle.

„Ich hatte Angst! Ich habe euch gebraucht! Wenigstens dich, Ian!"

Mein Schrei klingt gebrochen und verzweifelt.

„Aber wir mussten Signor Arsen töten! Wir haben die gesamte Mafia von ihm ausgeschaltet. Es fehlt nur noch er!", zischt er und zeigt energisch auf Milan, der eng an meiner Seite steht.

„Nur zu, komm, Kleiner", flüstert Milan und winkt ihm auffordernd zu.

Ian leckt sich gierig über seine Zähne und läuft mit gehobenem Messer auf uns zu.

Was ist nur aus ihm geworden? Hat Mutter ihn dazu gemacht?
Mein Blick wandert zu ihr herüber und sofort wird meine Frage beantwortet. Stolz schaut sie ihn an und nickt Ian Cabello bestätigend zu.
Er ist ihre Marionette geworden.

Und- Es macht Klick.
Nach so einer langen Zeit, macht es Klick.
Blitzschnell stoße ich Milan hinter mich und stehe Ian gegenüber. Sein Blick ist mit Hass genährt. Wem gilt dieser Hass?

„Komm ihm nicht näher."

Erschrocken weiten sich seine Augen.

„Du verbündest dich mit dem Feind! Du wolltest von Anfang an seine Lebensgeschichte haben und als du sie endlich hattest, gesehen hast, wie schlimm er ist, wolltest du ihn immernoch weiter kennenlernen! Du bist ein Monster, Filana!", knurrt er angewidert und senkt sein Messer.

Seine Worte ritzen sich in meine, sowieso schon vernarbte, Haut und hinterlassen einen brennenden Schmerz. Ihn so zu sehen verletzt mich.

Ich schaue zu Matt, der noch immer meine Babys in der Hand hält und winke ihn zu mir.
Vor Angst zitternd schlendert er auf mich zu und bleibt neben Milan stehen.
Milan knurrt ihn an, wendet sich dann jedoch mir wieder zu.

„Ian. Du bist ihre Marionette. Siehst du das denn nicht?"

„Geh zur Seite", murmelt er genervt und fixiert Milan hinter mir.

„Komm mit uns. Wir brauchen sie nicht, ok? Sie braucht nur sich selbst und Männer, die sich um ihre Gunst reißen!"

Felicia grinst im Hintergrund und Ian Cabello belächelt mich einfach nur. Sie haben meinen Bruder schon im Netz. Das hätte nie passieren dürfen. Nie.

„Ich werde bei meiner Mutter bleiben, die alles für mich tun würde", zischt er grantig und hebt sein Kinn in die Luft.

„Komm, gehen wir, Kleines", murmelt Milan und zieht leicht an meinem Ellbogen.

„Nein, noch nicht. Felicia, ich will dir was sagen."

Arrogant schaut sie auf mich herab und hebt eine Augenbraue hoch.

„Du bist ein Miststück. Meine Sinne haben mich nie getäuscht. Ich wusste von Anfang an, dass du nicht ohne bist. Ich meine, wieso wärst du sonst all die Jahre über an Vaters Seite geblieben? Er war ein Monster. Du bist ein Monster. Und jetzt willst du, wie damals, alle Männer um dich scharen, um unerreichbar für andere zu werden. Ich hoffe, dass du auf die fresse fliegst und dir all deine Zähne raushaust.
Und du, Ian... Du bist mein Bruder. Wenn du älter wirst, hoffe ich, dass du dich los reißt. Ich habe keine Lust mehr in dieser skrupellosen Welt zu leben. Ich wollte sogar meine Kinder weggeben! Ich wollte so werden, wie du, Felicia!
Ich habe mich dagegen entschieden.
Verrecke an deiner hinterhältigen Arrogant, Felicia Ricci.
Ian? Du wirst immer bei mir willkommen sein. Lebt wohl", spreche ich meinen inneren Wunsch aus und drehe mich um.

Ich schaue in die zwei Gesichter, die mir eigentlich immer am liebsten waren. Milan und Matt.
Auch wenn Matt meine Kinder rausgeschleppt hat, um mich ebenfalls raus zu locken, werde ich ihm verzeihen. Aiden hat ihm gedroht und wenn wir mal ehrlich sind... Matt dachte bestimmt nicht daran, dass ich in Gefahr geraten könnte, da mich die Kinder sowieso nicht interessieren. Aber diesbezüglich habe ich meine Meinung geändert.
Ich werde mich bemühen, eine vernünftige Mutter zu sein. Und dies kann man nicht in der Welt eines Mafiosos.
Ich werde das tun, was noch keiner bislang gemacht hat.

Ich gehe in mein kaputtes Haus hinein, gefolgt von Matt, den Babys und Milan, und laufe ein letztes Mal hoch ins Büro, um vor den hinterlistigen Menschen unten in Sicherheit zu sein.

Ich stütze mich auf meinem Schreibtisch ab und sehe ihnen intensiv und sicher in die Augen.

„Ich werde untertauchen und mein Imperium aufgeben."

„Untertauchen?!", schreien beide gleichzeitig und verschlucken sich fast dabei.

Ja, untertauchen.

Obsession- Die Zeit renntWhere stories live. Discover now