Capitolo cinque

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Filana Rodriguez

Es ist soweit. Ich stehe nervös mitten im Raum vor all diesen fragenden Blicken. Die Mitglieder tuscheln untereinander und verstehen nicht, wieso sie erneut kommen mussten. Und es macht mir Angst, dass ich ihnen gleich den Grund nennen muss. Sie werden ausrasten.

„Meine Mutter wird verschont."

Trocken, einfach, direkt.
Keine Zweifel habe ich mir anmerken lassen. Ich muss selbstsicher und überzeugt aussehen, sonst tanzen sie aus der Reihe.

„Che? (Was?)"

„Perchè?", fragt einer und schon beginnt das Getümmel.

Massimo hat sich dazu entschlossen mich heute alleine zu lassen. Er ist, seit er gestern Mama weggebracht hat, nicht mehr aufgetaucht. Gehört habe ich ihn- mit einer neuen Tusse in unserem Schlafzimmer. Ich habe im Büro geschlafen.
Auch wenn ich verdammt wütend auf ihn bin, hätte ich jetzt deine Unterstützung gebraucht.

„Stellt ihr mich in Frage?"

Meine Stimme bebt durchdringend durch den Saal, sodass alle verstummen.

Igor steht auf und schaut mich neutral an.

„Ein Boss, der zu seinem Wort nicht steht?"

Stille.

Meine Wangen laufen rot an.
Beschämt er mich gerade?
Oh, Igor... Mi Amor...

„Che cosa hai detto (was hast du gesagt?)", flüstere ich leise und biege mein Ohr demonstrativ in seine Richtung.

Verwirrt schaut er mich an und will sich wiederholen, aber aber. Dazu würde ich ihn doch nie kommen lassen, oder?

Blitzschnell zücke ich meine Glock und schieße ihm in sein faltiges Lappengesicht. Es dauerte nicht lange und sein verwahrloster Körper sackt in sich zusammen. Laut kracht der Körper auf die  Mamor- Fliesen und hinterlässt eine dunkelrote Blutspur. Sein Gesicht ist verunstaltet, so wie seine Seele. Widerlich und erschreckend. Selbst mich widerte dieser Anblick an.

Ein Schuss in sein verdorbenes Herz hätte gereicht...
Hätte es das?
Ich musste meine Position stützen. Tanzt dir einer auf der Nase herum, tun es alle.

„Möchte sich noch einer gegen mich erheben?"

Alle schweigen. Sie senken ihre Köpfe und schütteln teilweise ihre Köpfe.
Besser ist es.

„Il problemo werde ich mit meiner Madre regeln. Bis dahin hält sich jeder von ihr fern. Missachtet ihr meine Regeln, sterbt ihr. Sitzung ist beendet. Wir sehen uns diesmal in 8 Monaten."

Sie stehen alle nacheinander auf und verlassen schweigend den Raum, bis auf einer. Ein jüngerer Mann, mit goldbraunen Haaren.
Er schaut verstört auf die Leiche von Igor und kniet sich hin.

„Wieso?", haucht er und schaut weiterhin auf das verunstaltete Gesicht.

„Das passiert mit jedem, der meine Autorität in Frage stellt."

„Questo era il mio padre, Boss", haucht er und zeigt auf Igor.

Das war sein Vater... Schuld überkommt mich. Er hat mit angesehen, wie ich seinen Vater ermordet habe. Er sah so jung aus. Vielleicht war er 15 oder 16?
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.

„Eduard!", rufe ich meinen Leibwächter, der sofort durch die Tür stürmt und neben uns stehen bleibt.

„Weg machen?", fragt er wissend und will schon gehen, doch ich halte ihn auf.

„Wieso wurden Kinder reingelassen? Seit wann kommen ungescannte Uomi (Männer) in mein Reich? Wer ist für diese Wichse verantwortlich?!"

Irgendeiner hat seinen Job nicht gemacht und nun habe ich den Salat. Ein kleiner Junge hat seinen Vater sterben sehen. Fuck!

„Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest", murmele ich zu dem Jungen und hocke mich zu ihm runter.

„Nur das tut dir leid? Nicht, dass du ihn überhaupt getötet hast?"

Seine zarte Stimme löst Gänsehaut auf meiner Haut aus. Er hat recht. Wann bin ich zu so einem gefühlskalten Menschen geworden? Ohne Erbarmen. Ohne Güte. Ohne Verständnis.
Panik überkommt mich plötzlich. Was ist, wenn ich so werde wie mein Vater? Werde ich dann auch durch geplante Intrigen getötet?

„Keine Sorge... Jeder bekommt im Leben das, was er verdient. Alles was du tust, wird zu dir zurück kommen. Doppelt. Bis bald", haucht der Junge, steht auf und verlässt den Saal.

Die Tür fällt laut ins Schloss und hinterlässt eine niedergeschlagene Filana, die mit ihren Schuldgefühlen kämpft.
Ich wusste, es würde heute nicht gut laufen. Irgendwas passiert immer und das macht mich müde. Wie gerne würde ich jetzt einfach weg sein.
Strand, Wälder oder einfach in den Bergen sein.
Weg von allem.
Weg von ihm.
Weg von der Mafia.
Wird nur der Tod mir diesen Wunsch erfüllen?
Die Antwort auf die Frage ist unheimlich und jagt mir eine Heideangst ein.

Obsession- Die Zeit renntNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ