Capitolo undici

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Filana Rodriguez

Die Wachen mustern mich herablassend und machen keine Anstalten, den Weg für mich frei zu räumen. Diese Geste facht schon wieder die Wut in mir an, aber ich habe andere Probleme, als mir jetzt Stress mit den Wachen einzufangen.

„Lasst ihr mich etwa nicht rein?", frage ich großkotzig und baue mich vor ihnen auf.

Sie richten sofort die Waffen auf mich und schütteln grinsend den Kopf.

„Dieses Haus gehört unserem Patron, Aurelio Monti!"

Selbst nach dem Tod sind sie ihm noch treu... Einerseits bewundernswert, aber andererseits total idiotisch. Wer bezahlt die Trottel denn jetzt? Und wofür bewachen die das Haus?

„Wenn mein Vater nur sehen würde, wie seine Männer mit seiner einzigen Tochter umgehen, dann würde er sich im Grabe umdrehen!"

Als hätte ich einen Knopf gedrückt wurden alle kreidebleich und sprangen förmlich zur Seite.
Sie verbeugen sich vor mir und murmeln alle vier gleichzeitig eine Entschuldigung.

„Ich bin Matt! Ich werde ab sofort auf dich aufpassen, Signora Monti", nuschelt er nervös und hält mir seine Hand hin.

Bin ich sein Freund, dass ich seine Hand schütteln muss?
Wütend laufe ich an ihm vorbei. Ich brauche keinen Schutz! Von niemandem!

„Weg! Ich will meine Ruhe. Stell mir in einer halben Stunde alle Männer zur Verfügung", befehle ich ihm und sehe zu, wie er nickend und erleichtert davon rauscht.

Ich öffne die Eingangstür und trete vorsichtig herein. Es ist gruselig. Es riecht noch nach dem Parfüm meines Vaters. Der Duft hängt förmlich in der Luft und an den Wänden. Als würde das Haus meinen Vater nicht los lassen wollen. Traurig laufe ich weiter und bleibe staunend mitten im Flur stehen. Als Kind kam mir das Safe-House schon riesig vor, aber jetzt? Ich hätte nicht gedacht, dass es noch größer auf mich wirken könnte, dabei bin ich jetzt größer als damals. Vielleicht liegt es an der Abwesenheit von Aurelio. Er hat uns eingeschüchtert mit seiner Präsenz. Vermutlich habe ich deshalb diese wahnsinnige Architektur nicht wahrnehmen können.

Flure, die nicht enden wollten

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Flure, die nicht enden wollten. Alles in schwarzen Farben und mit weiß-schwarzen Mamor bedeckt. Der Traum einer jeden Frau.
Ich erinnere mich daran, wie ich mit Ian durch die Flure gerannt bin. Der Boden war so rutschig, dass wir uns mehrmals lang legten, doch das hinderte uns nicht daran weiter zu rennen. Der Grund, dass wir rannten, war weniger schön und witzig. Wir rannten vor Papas Männern weg. Wir wollten nicht schlafen gehen, da entschied mein Vater uns eine Lektion zu erteilen. Er setzte seine gefährlichsten Männer auf uns, die uns mit Messern durch das Anwesen jagten, bis wir so müde und verängstigt waren, dass wir erschöpft am Boden zusammen brachen.
Verrückt war dieser Mann und doch hinterlässt er eine Leere in mir.

Ich laufe zwei Stockwerke weiter nach oben und komme in meinem Schlafzimmer an.

Ich laufe zwei Stockwerke weiter nach oben und komme in meinem Schlafzimmer an

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Ich liebte schon damals diese Aussicht. Vorsichtig setze ich mich auf die Kante des Bettes und schaue in die Abenddämmerung. Verrückt, wie sich das ganze Leben innerhalb weniger Augenblicke ändern kann. Gestern noch verheiratet, heute verraten und alleine. Wie muss sich Mama die ganze Zeit gefühlt haben bei diesen schlimmen Männern? Ich habe sie so für alles verteufelt, dabei kam sie aus diesem Teufelskreis selbst nicht heraus. Statt sie mit offenen Armen zu empfangen und froh zu sein, dass sie lebt, habe ich ihr Vorwürfe gemacht.

Naja, jeder macht Fehler, aber man hätte vorher überlegen sollen was man tut.
Und jetzt ist sie noch mit Ian im Haus gegenüber von Massimo.
Alles scheiße.

„Signora!", ruft mich Matt von unten und kommt eilig die Treppen hoch geeilt.

„Che (Was)?"

„Ich habe nicht nur alle Männer geschickt, sondern die besten. Sie stehen unten und warten auf ihren Patron", erzählt er mir stolz und begleitet mich sanft nach unten.

„Capofamiglia!", brüllen alle im Einklang.

Fassungslos stehe ich vor den Männern, die sich aufrichtig verbeugen und auf ihre Knie gehen.

„Monti vivi a lungo! (Monti lebe lang!)", fügen sie hinzu und richten sich wieder auf.

„Wir haben lange auf dich gewartet, Capo! Endlich ist der Monti Posten wieder vergeben. Wir hatten so sorge, dass das Imperium einfach so den Bach hinunter geht! Wir haben hier seit Aurelio Montis Ableben auf dich oder Ian gewartet. Nun bist du hier und führst den mächtigsten Klan aller Zeiten. Wir sind die Capofamiglia!"

Matt nimmt meine Hand und küsst sie energisch.
Ich bekomme erneut Gänsehaut am ganzen Körper. Sie nennen meine Familie die Capofamiglia...
Die Capofamiglia ist die oberste Mafia. Keiner kann sie toppen und jeder hat sich vor ihr zu verneigen. Den Titel bekommt man nur einmal und trägt ihn mit Stolz sein Leben lang. Wir wussten zwar alle, dass Monti zu seiner Zeit der mächtigste Mann war, aber dass wir jemals den Titel Chapofamiglia bekommen würden... das war mir fern. Und nun stehe ich vor seinen ausgebildeten Männern und bin den Tränen nahe.
Aurelio war ein schlechter Mensch... aber ich hätte ihn gerne hier gehabt in diesem Moment. Er war mein Vater.

„Wir werden unseren Titel rein waschen.  Wir werden dafür sorgen, dass sich jeder unter uns ordnet und zittert, wenn er sich uns widersetzt. Wir werden mit der Ricci Mafia zusammen arbeiten und unser Imperium international erweitern", rufe ich aus und höre sofort Jubelschreie.

„Filana Monti! Jetzt fehlt nur noch das Ritual!"

Oh stop.
Da war ja was.

Sofort fange ich an nervös zu lächeln und wünsche mir einen Knopf, der mich teleportiert. Ganz weit weg.
Das Ritual kann nur schief gehen. Oder auch nicht, vielleicht stelle ich mich auch an, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich bereit dafür bin!

„Ja, das werde ich vorberei-"

„Heute Abend!", ruft einer stolz.

„SI!", stimmen alle mit ein und sofort überrennt mich die Übelkeit.

Ich bin nicht dafür bereit!

„Heute Abend wird der Capo der Famiglia  auferstehen und neu geboren!", brüllen alle gleichzeitig.

Ich bin am Arsch, aber sowas von.

Obsession- Die Zeit renntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt