Capitolo nove

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Filana Monti

Müde mache ich meine Augen auf und schaue auf die Uhr. Sie tickt schnell. Zu schnell geht die Zeit herum und zeigt mir, wie machtlos ich doch gegen sie bin. Wir alle.

Wie absurd. Ich habe viel tiefsitzendere Probleme, aber beschäftige mich lieber mit einer tickenden Uhr. Wieso beschäftige ich mich nicht lieber mit Massimo, der mich hintergangen hat? Meine Mutter muss ich auch noch zu mir holen. Und Ian! Oh Gott. Ich traue Massimo alles zu. Ich muss sie schnell zu mir holen, aber...

Abschätzend schaue ich mich in meinem Hotelzimmer um. Hier können wir nicht bleiben. Wir brauchen eine standfeste Festung. Ein Reich, zu dem nur wir Zutritt haben. Nicht mal die geheimen Meetings dürfen dort stattfinden. Es muss komplett abgeschottet sein, unerreichbar für jeden anderen...
Oh nein, nicht...
Padres Safe-House.

Aber es ist zu lange her, um mich an den Ort zu erinnern. Das Einzige, woran ich zurück denken kann, waren riesige Wände, ein sicheres Heim mit vielen Wachen und eine luxuriöse Einrichtung.
Da fällt mir nur eine Person ein, die mir weiterhelfen kann.

Ich hole mein Handy aus meiner Tasche und öffne meine Kontakte.
Wie er wohl reagieren wird?

Es tutet und mit jeder weiteren Sekunde, die vergeht, beschleunigt sich mein Puls.

„Sì?", ertönt seine raue Stimme.

„Onkel Silo?"

„Filana?", fragt er ungläubig.

Silo. Mein Onkel und Aurelios damalige rechte Hand, bevor er starb.

„Ja."

„Ich- ich habe nicht mit einem Anruf von dir gerechnet. Wie geht es dir?"

„Mir geht es gut, Grazie. Ich brauche deine Hilfe", murmele ich und hoffe, er kann sich erinnern.

Es ist bestimmt 12 Jahre her.

„Wobei?"

„Wo war Papas Safe-House?"

Es vergeht eine Weile bis er antwortet, bis ich fast dachte, er würde gar nicht mehr reagieren.

„Varenna. Unter den Bergen."

„Danke, Silo. Du warst schon immer wie mein echter Onkel. Ich hoffe dir gehts gut", bedanke ich mich und lege auf.

Varenna. Das kommt gut hin. Ich werde nach Varenna reisen und von dort aus nach meiner Mama und Ian schicken lassen. Ab dem heutigen Tage werde ich meine Familie beschützen. Komme was wolle.

X

„Sie will in das Safe-House in Varenna", berichtet mir Silo und setzt sich zu mir an den langen Tisch.

„Was sagt sie noch?"

„Niente (nichts). Sie wollte nur wissen, wo das Haus liegt. Sie wird in den nächsten 3 Stunden dort ankommen."

Alles in mir kribbelt. Ich muss sofort dahin. Vor ihr da sein. Weg von hier und diesen Trotteln. Ich tippe wild mit meinen Fingern auf die Armlehne und bin total in Gedanken versunken.

„Du bleibst sitzen", brummt Silo genervt und verschränkt seine Arme.

„Was möchtest du von ihr? Hast du schlechte Absichten?"

Schlechte Absichten?

„Ich will sie! Ich wollte sie schon immer!"

„Das beantwortet nicht meine Frage!", schimpft er wütend und haut auf den Tisch.

Von draußen schauen meine Männer erschrocken durch das Fenster in mein Büro und fixieren Silo. Mit einem Handzeichen beruhige ich sie und konzentriere mich auf meine Antwort.

„Ich habe keine schlechten Absichten. Ich habe mir Felicias Geschichte erzählen lassen. Du warst es, der mir alles über sie erzählt hat. Über Felicia, über Aurelio und dann über seine Kinder. Ich will sie auf Händen tragen. Filana ist das, was ich schon immer haben wollte."

Prüfend sieht er mich an und nickt nach langem Überlegen.

„Was sagt dein Vater dazu? Du wirst erst zum Mafia-Boss aller Kartells ernannt, wenn dein Vater deiner Verlobung zustimmt."

Ein Problem, welches ich ignorieren wollte, aber Silo hat recht. Verdammt, und wie er recht hat. Ohne die Zustimmung und den Segen meines Vaters, kann ich mir meinen Posten abschminken. Dann war's das für mich. Aber wie kann man wiederum Filana nicht akzeptieren?

„Er kommt heute Abend hier an", fügt Silo beiläufig hinzu, als wäre das nichts wichtiges und steht auf.

„Was?", zische ich ihn an und erhebe mich ebenfalls.

„Er komm heute Abend hier an", wiederholt er dreist und zieht sein Hemd glatt.

„Viel Erfolg. Behandel sie gut, oder ich finde dich auf und breche dir sämtliche Knochen. Dass ich dir ihren Ort verraten habe war ein Deal für unsere Freundschaft."

Er nickt mir zu und verlässt mein Büro.

„Kai", rufe ich leise und fühle mich ganz schwach.

Mein Vater löst in mir Unruhe aus und die Angst, zu versagen. Nie war ihm etwas genug, wenn ich was tat. Alles war lächerlich, kleinlich, primitiv und idiotisch. Sowas wollte ein 8 jähriger Junge nicht hören. Aber das tat er dennoch. Und ich werde es nie vergessen. Ich muss allerdings so tun, als würde ich ihm Gehorsam leisten. Andernfalls würde es ihn so dermaßen erzürnen, dass er die ganze Welt niederbrennen würde. Er ist ein cholerischer Mann mit Wutausbrüchen. Als Kind jagte er mir eine Heideangst damit ein, doch mit dem Alter lernte ich damit umzugehen. Ich habe diese Muster teilweise übernommen und darauf war ich nicht stolz. Meine Mutter war so eine sanftmütige Frau. Bevor sie starb hat sie immer an das Gute in mir geglaubt. Und dann war sie fort. Sie hat das letzte bisschen Freude und Glück aus dem Haus Arsen mit sich gerissen. Wenige Jahre später trennten sich die Wege meines Vaters mit den meinen und er war fort. Gelegentlich rief er mal an, um zu erfragen, wann ich denn mal vorhaben würde, seinen Platz zu ersetzen. Er sei müde geworden und möchte zurücktreten. Ich meine, immerhin besser, als wenn er sich an deinen Posten krallt und mich lieber umbringen würde, als diesen herzugeben. Da hatte ich Glück, was das betraf.
Aber es bereitet mir Sorgen, wenn er gleich kommt. Er wird mir das Glück mit Filana nicht gönnen. Er denkt, weil er meine Mutter verlor, seine große Liebe, verdient es keiner mehr, seine wahre Liebe zu finden. Ich glaube zwar nicht an die wahre Liebe, aber ich glaube an eine Obsession.
Viele würden sagen, diese Obsession ist psychopathisch, unheimlich oder gar verrückt! Ich hingegen betrachte diese Obsession als ein Bündnis. Ich verehre nur eine Frau, bin verrückt nach nur einer Frau und ich verfolge nur eine Frau.

Ich-

„Patron! Dein Padre ist da!"

Obsession- Die Zeit renntNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ