Capitolo ventisette

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Milan Arsen

Der letzte Drogenrausch tat mir nicht gut. Ich bin auf einem kalten Boden aufgewacht, der nach Chlor gerochen hat. Wüsste ich nicht, dass ich Filana geshipt hatte, würde ich noch immer verzweifelt auf dem Boden lungern und mich fragen, wie zum Teufel ich auf diesem Boden gelandet bin. Wann, wieso und weshalb. Aber da ich mich zum Glück daran erinnern konnte, musste ich mich nicht weiter dort unten aufhalten, sondern konnte mit wackligen Beinen über den Boden schweifen. Es war ehrlich gesagt sehr übel.
Nicht ohne Grund warnt man vor Drogen. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Umso größere Sorgen mache ich mir um Filana. Wieso war ich dort- sie aber nicht? Mein Magen murrt und ruft Übelkeit in mir hervor. Ich mache mir Gedanken um sie. Wo war sie?

Plötzlich klingelt mein Telefon unf Wes erscheint auf meinem Bildschirm. Wes McKinsey. Der beste Tracker, den man zu unseren Zeiten bekomme kann.
Er prahlte bei seinem „Bewerbungsgespräch" bei mir, dass er sich in Putins Netzwerke gehackt hätte, aber so gutgläubig war ich dann auch nicht.
Ich hatte ihm dennoch eine Chance gegeben und es nicht bereut. Er war gerade erst 19 Jahre alt. Irgendwo störte mich sein Alter, aber jeder musste gucken wo er blieb...
Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Si?"

„Du wolltest alle 4 Stunden ein Update, falls deine Flat wieder nicht so funktioniert, wie sie sollte. Die Monti Tochter ist 5 Kilometer von dir. In Fairbanks. Ich schicke dir per SMS ihre Koordinaten", murmelt er angestrengt in den Hörer.

Gekritzel ertönt und sofort macht es Ping. Er hat sie tatsächlich sofort gesendet.

„Guter Junge", bedanke ich mich und hänge ihn weg.

Wo auch immer sie ist. Ich werde sie holen. Ob sie mir eine übergebraten hat? Es verärgert mich tatsächlich, wieso sie mich am Boden hat liegen lassen. Immerhin brachte ich ihr ihre Mutter und ihren Bruder. Etwas Dankbarkeit war da doch nicht zu viel verlangt, oder? Außerdem wollte ich ihr ja nur hinterher kommen, weil ich sie in Sicherheit wissen wollte. Mein Cousin war hinter ihr her.
Zuhause war ordentlich was los, seitdem sie weg ist. So viel Stress, den man sich eigentlich hätte sparen können. Aber was soll's. So sind Frauen halt.

Ich öffne die Autotür von meinem Wagen vor dem Haus und springe rein.
Arschkalt ist es hier draußen. Hätte sie nicht in unser Freundes Land México auswandern können? Da wäre es wenigstens warm und vertraut!

-

Nach 10 Minuten Raserei bremse ich abrupt vor dem Kellergebäude ab. Was  sucht sie denn hier?! Angewidert schaue ich mir den Bunker vor mir an. Er sieht verdammt alt und leer aus. Da wohnt auf jeden Fall keiner. Aber wieso ist sie hier? Hat ein Obdachloser ihre Sachen geklaut und chillt da unten, oder wie?

Scheiß drauf!

Ich schnappe mir mein Messer und renne getarnt auf das Gebäude zu. Ich schleiche leise die Treppen nach unten und höre Stimmen.

„Es tut mir leid", höre ich Filanas Stimme, die sehr gereizt klingt.

„Niemals", brummt eine andere.

Moment mal.

Ich male mir das schlimmste aus! Er hat sie bereits gefunden.
Mit schwitzen die Hände. Was soll ich jetzt tun? Wie würde ich mich entscheiden? Aiden oder Filana? Mein Ohr piept und hört nicht mehr auf. Es piept immer weiter, bis ich einfach völlig zerstreut in den Raum trete.

Eine Feuerfackel ist am Brennen und zeigt mir die schockierende Aussicht vor mir.
Drei Fragezeichen stehen mir ins Gesicht geschrieben.

„Was zum Fick ist hier los?!", keife ich ihn die Beiden durch den hallenden Raum an.

Beide schrecken mit dem Kopf herum, doch nur einer bewegt sich auch mit dem Körper zu mir.

„Verzieh dich einfach."

Entsetzt schaue ich ihn an.

„Also du bist nun mal wirklich nicht in der Position, mir was zu befehlen?", sage ich ihm verwirrt und blinzele mehrmals hintereinander.

Diesen Anblick werde ich nie vergessen.

Filana mit ihrem rechten Bein, abgestützt auf einem klapprigen alten Stuhl und wer ist gegenüber? Entschuldigung- wer sitzt gefesselt gegenüber? Die 3 Millionen Dollar frage !! Ding, Ding, Ding, Ding. Richtig! Aiden.

Lauthals fange ich an zu lachen und klatsche mir theatralisch auf mein Knie.

„Du Lusche!", rufe ich keuchend und versuche mich wirklich, wirklich zusammen zu reißen.

Dem Blick von Filana nach zu urteilen, habe ich mächtig Scheiße gebaut, deswegen muss ich mich jetzt bedeckt halten. Zumindest vorerst. Immerhin ist so mein Charakter. Sehr ironisch, zynisch, dominant und ein wenig sadistisch. Aber an sich hat es noch nie jemandem groß geschadet „sadistisch" zu sein, oder?

„Ich bin hier um dich zu retten!", sage ich laut und zeige auf ihren kleinen Körper.

„Schau dich an. Du musst ja frieren?", hauche ich in Gedanken und gehe auf sie zu, doch sie springt zurück.

„Kranker Spast", zischt sie und zieht eine Waffe aus ihrem Bund.

„Solche Männer, wie ihr beide, habt meine Mama ruiniert. Lieber werde ich zur Mörderin, als zum Mörder meiner Freiheit. Diese Chance gebe ich euch nicht! Niemals!", brüllt sie in Tränen und richtet die Waffe auf mich.

Süß. Sie hat keine Ahnung, dass Aiden und ich so trainiert wurden, dass wir sie, wenn wir wollten, während ihrer kleinen Rede hätten ausschalten können. Und genau das wundert mich. Aiden könnte sich innerhalb weniger Sekunden aus den schlecht geknoteten Fesseln befreien. Wieso sitzt er nur da und lässt sich erniedrigen? Er rüttelt weder, noch scheint er wütend. Er schaut sie einfach stumm an und hört ihr zu.

„Das wollen wir doch alle nicht", besänftige ich sie und komme ihr wieder näher.

„Mir reicht es! Ich brauche niemanden. Diesen trottel konnte ich ausschalten und wenn du nicht aus meinen Augen gehst, bist du der Nächste! Folge mir nicht!", droht sie mir bissig.

Wütend lässt sie die Waffe in ihrem Bund wieder verschwinden und rauscht ohne jegliche Vorwarnung durch die Türe, durch die ich vor paar Minuten gekommen war.

Ich höre sie noch belustigt „Adios" rufen, ehe ihr blumig frischer Duft in meine Nase kriecht und dort für eine lange Zeit verweilen wird.

„Wieso wehrst du dich nicht?", frage ich ihn wütend.

Meine Hände jucken und warten auf Gerechtigkeit, doch plötzlich steht er entfesselt vor mir und lässt die Seile fallen.

„Sie hatte recht, Milano. In unserer Welt gibt es keine Liebe", seufzt er und läuft an mir vorbei.

Gibt es sie nicht?

Obsession- Die Zeit renntWhere stories live. Discover now