Capitolo ventuno

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Filana Rodriguez

Heute ist es soweit.

„Bist du fertig, Capo?", fragt Matt mich stolz und bewundert mich.

Ich schaue unzufrieden in den Spiegel und blicke in ein ernstes Gesicht. Ich sehe böse aus. Ich trage roten Lippenstift, meine Wangen sind markant geschminkt und ich habe mich für Smokey Eyes entschieden.
Ich muss erwachsen aussehen. Ich muss böse aussehen. Wie soll man eine Frau sonst ernst nehmen?
Gute Frage.

„Si."

Ich nicke mir aufmunternd zu und wende mich von meinem Spiegelbild ab. Mir ist jetzt schon schlecht und es hat noch nicht einmal angefangen!

„Ist das wirklich nötig?", frage ich ihn mit quengelnder Stimme, obwohl ich die Antwort sehr genau kenne.

Ja, es ist nötig.
Heute findet ein Meeting statt. Ein Meeting, zur Begrüßung des neuen Capos. Der Capo der Famiglia.
Ich werde begrüßt. Und für diese Zeremonie müssen alle Mafia Klans anwesend sein. Ist jemand nicht vertreten wird das als Verrat angesehen und derjenige muss enthauptet werden. So verlangt es das oberste Gesetz. Wenn es nach mir ginge könnte jeder Zuhause bleiben, aber es ist wie es ist. Auch ich muss dadurch.
Und mit Sicherheit finden das so einige nicht toll, dass eine Frau der neue Capo ist. Aber was haben sie erwartet? Ich bin die Nachfolgerin von Aurelio Monti. Wenn ich nicht den Posten übernehme, wer dann? Klar, da wäre noch Ian, aber er ist bereits der Boss der Riccis. Man kann kein Anführer von zwei Kartellen sein. Entweder man führt eine an, oder man wird zum Capofamiglia. Und da hatten wir  nur mit Montis Mafia die Chance dazu. Diese Chance habe ich ergriffen. Es steht mir zu! Ich werde die ganzen Klans so anführen, dass es weniger Morde gibt. Und wenn es sie gibt, dann werden sie bestraft. Ich werde das hinkriegen.

„Ja, sie erwarten dich bereits. Du hast sie lang genug warten lassen. Lass uns gehen", berichtet er mir und zeigt zur Tür.

Ich lege meine schwarzen Haare nach hinten, sodass sie mir über meinen Po hängen und richte mein hautenges schwarzes Kleid. Meine Pumps klirren über den Mamorboden und kündigen meine Anwesenheit an.

Matt öffnet vor mir die Flügeltüren und ein langer schwarzer Tisch offenbart sich mir. Er ist bestimmt 10 Meter lang. Unzählige viele Männer sitzen dort. Der Rabacci Klan, der Fuccesco Klan, die Maritas und- Nein!

Ich kann es mir nicht verkneifen „Fuck" zu sagen. Ich glaub das nicht! Wieso ist er hier?!

„Ciao", begrüße ich die Männer laut und laufe mit meinen klirrenden Schuhen auf meinen Platz zu, der am Kopf des Tisches ist.

Sie begrüßen mich alle mit fester Stimme und neigen ihre Köpfe.
Ich bekomme glatt Gänsehaut. Auf diesem Stuhl saß mal Aurelio. Ich habe ihm diesen Platz genommen.
Nein! Er hatte es verdient. Verdient man wirklich den Tod? Vielleicht war er krank? Vielleicht war er gar nicht von Grund auf böse?

„Heute ist ein besonderer Tag. Ich möchte mit euch feiern. Wir werden zu einer großen Famiglia. Ich bin zwar der Capo, aber wir arbeiten als Team. Es sollen einige Verbesserungen eintreten und das werden wir schaffen. Vielen Dank, dass ihr alle so zahlreich gekommen seid. Grazie", beginne ich und setze mich hin.

Sie klatschen in die Hände und stehen alle auf.

„Ciao, Capo!", rufen sie alle mit ihrer rauen und dunklen Stimme.

Was für ein Moment! 20 Männer, die eine starke Mafia führen, stehen auf und respektieren dich. Ich weiß, dass dort einige nur heucheln und so tun, als wenn sie es toll finden, aber ich sehe einigen ihre Begeisterung an. Sie lächeln aufrichtig und haben sogar ihre rechte Hand auf dem Herzen. Ich lächele sie zurück an und fahre fort.

„Wir werden uns am Samstag im Ail López sehen. Wir müssen uns vergrößern und mehr an Reichweite erobern. Das schaffen wir, indem wir unsere Ziele anders setzen."

„Und wie, Capo?", fragt Luzander aus dem Kortez Klan.

„Der Menschenhandel muss aufhören."

Plötzlich fangen sie an zu murmeln und einigen sehe ich Sorge an.

„Ich verstehe, dass ihr viele Geschäfte noch diesbezüglich am Laufen habt, diese dürfen stattfinden. Wir haben Oktober. Ab Januar werden diese eingestellt. Zu viele kleine Kinder landen auf Verkaufslisten", sage ich mit fester Stimme und merke, wie die Laune sich wieder hebt.

Ich habe wirklich Verständnis dafür. Einige Kartells basieren auf reinem Menschenhandel, wie der Klan von Rabacci. Er verkauft zwar momentan nur Männer, damit sie von anderen trainiert und aufgekauft werden, aber auch Männer haben den selben Wert wie Frauen. Angst empfinden sie ebenfalls und ich möchte, dass solche Machenschaften von uns unterbunden werden.

„Aber wie sollen wir denn noch überleben?!", fragt Alex Rabacci aufgebracht und fuchtelt hektisch mit seinen Händen herum.

Ich erhebe mich und mache sofort meine dominante Stellung deutlich. Sie dürfen fragen, aber nicht sich gegen mich auflehnen und wild herumfuchteln, als würden wir über etwas verhandeln.

„Ganz ruhig, Rabacci. Dann überlegst du dir was. Da hast du es. Meine erste Aufgabe für dich. Bis Januar hast du Zeit dein Kartell auf eine andere Basis zu bringen. Brauchst du dabei Hilfe, hilft dir dein Capo mit aller Fürsorglichkeit, capito?"

Sofort wird er bleich und senkt seine Arme.

„Mi dispiace, so machen wir das", entschuldigt er sich und senkt seinen Blick.

„Und was ist deine Aufgabe, Capo?", fragt mich nur diese eine Person.

Milan Arsen.

Obsession- Die Zeit renntWhere stories live. Discover now