Allein gelassen im Einzelzimmer

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„Hey meine Schöne. Zeit aufzuwachen, sie wollen dich auf Station verlegen."

„Noch fünf Minuten."

„Muss ich dich erst zwingen?"

„Versuchs doch.", grummelte ich.

„Guten Morgen Lea. Zeit umzuziehen.", unterbrach uns die Stimme des freundlichen Pflegers von letzter Nacht.

„Guten Morgen Benjamin, versuch dein Glück, ich kriege sie nicht aus dem Bett.", erwiderte Jake lachend.

„Ist ja gut.", ich saß mich genervt aufrecht.

„Guten Morgen ihr zwei. Oh Benjamin. Du siehst ziemlich fertig aus.", stellte ich fest.

„Hat nicht jeder so viel Schlaf bekommen, die letzten Tage, wie unser Dornröschen.", sagte er spöttisch. „Hab ne harte Nacht hinter mir und eine Kollegin aus der Frühschicht hat sich krank gemeldet, muss also noch zwei Stunden durchhalten, bevor ich endlich heim ins Bett kann. Wie geht es dir heute?"

„Bis auf, dass ich nicht ausschlafen darf und mein Kopf noch immer etwas tuckert, bestens."

„Du kannst dich ja gleich nach dem Frühstück auf Station wieder hinlegen. Wir brauchen dein Zimmer gleich für eine Neueinlieferung. Also müssen wir dich schnell hier raus bekommen."

„Von mir aus können wir sofort los."

„Super, dann bleib einfach liegen, ich fahre dich nach oben.", Benjamin stellte meinen Rucksack ans Fußende meines Bettes und fuhr mich auf den Flur.

„Danke für alles Benjamin. Ich komme gleich nach Lea.", Jake gab mir einen flüchtigen Kuss und ging zu einem Mann rüber, der vor meinem Zimmer auf einem Stuhl gesessen hatte.

Auf Station angekommen, wartete Johnny schon gespannt auf meine Ankunft.

„Hey Lea. Schön dich zu sehen. Freut mich dass es dir besser geht."

„Hey Johnny."

Benjamin schob mich in meine neue vorübergehende Unterkunft und Johnny folgte uns.

„Ein Einzelzimmer?", fragte ich.

„Jakes Wunsch. Nur das Beste für seine Prinzessin!", schmunzelte Benjamin.

„Ihr beide scheint euch gut verstanden zu haben?"

„Wir haben die letzten Nächte etwas Zeit mit Karten spielen verbracht, wenn ich Luft hatte. War seit langem mal wieder ne nette Abwechslung."

„Aber nicht in meinem Zimmer während ich geschlafen habe oder?"

„Wo denn sonst? Jake hätte dein Zimmer niemals freiwillig verlassen.", lachte Benjamin.

„Die Ablenkung hat ihm bestimmt gut getan, danke Benjamin."

„So Lea, wir müssen uns hier jetzt leider verabschieden. Ich wünsche dir alles Gute und tu nichts dummes, ich möchte dich nicht bald wieder hier sehen."

„So eine schlimme Patientin war ich doch gar nicht."

„Ne du nicht, aber Kartenspiele mit Jake machen irgendwann keinen Spaß mehr. Ich bin kein guter Verlierer.", lachte er.

„Danke für alles Benjamin.", ich umarmte ihn fest zum Abschied.

„Ciao Lea."

„Johnny, wie geht es dir?"

„Kann nicht klagen, etwas hungrig vielleicht."

„Du darfst gerne mein Frühstück haben."

„Nein, das solltest du selber essen."

„Ich lasse es sowieso zurück gehen, hab keinen Appetit."

„Wenn das so ist, danke Lea.", freudestrahlend fiel Johnny über meine Brote her.

„Sag mal Johnny, sie haben Barret und Michael doch festgenommen oder?"

„Ja. Warum fragst du?"

„Wegen dem Zivilpolizisten, der vor meinem Zimmer saß."

„Er hat es dir also noch nicht gesagt."

„Was gesagt? Moment mal, die sind doch nicht wegen Jake hier oder?"

„Leider doch, sie werden ihn festnehmen. Ich konnte sie überzeugen, dass er wenigstens die Zeit über bei dir bleiben durfte so lange du auf der Intensiv lagst."

„Er hat seine Deckung für mich aufgegeben?"

„Wir hatten keine andere Wahl Lea. Mach dir keine Sorgen, wir stehen ganz kurz vor einer Lösung für sein Problem. Ich bin da an was dran."

Die Tür öffnete sich und Jake trat ein.

„Lea? Warum weinst du?"

„Ich lass euch dann allein. Ich melde mich die Tage bei dir.", Johnny drückte mich fest und griff sich das letzte Brot vom Teller.

„Bye Johnny.", schluchzte ich und wusch mir die Tränen aus den Augen.

Er legte Jake einen kurzen Moment seine Hand auf die Schulter und nickte ihm zu, bevor er das Zimmer verließ, damit wir ungestört reden konnten.

„Warum hast du es mir gestern Abend nicht gesagt?"

„Weil es nicht von Belang war."

„Doch Jake, für mich ist es das. Ich möchte nicht, dass du gehst."

„Deshalb habe ich es dir bisher nicht gesagt, weil ich es nicht ändern kann. Du warst gestern Abend erst aufgewacht und ich wollte dich damit nicht gleich belasten. Es tut mir Leid Lea."

„Du hast dich wegen mir gestellt?"

„Hätte ich das nicht getan, hätte ich dich für immer verloren."

„Ich hatte wirklich gedacht, das alles wäre endlich vorbei."

„Das ist es bald Lea, ich werde zurück kommen."

„Wann wird das sein?"

„Das kann ich dir nicht sagen, ich hoffe nur es wird nicht von langer Dauer sein."

„Versprichst du mir, dass du zurück kommen wirst?"

„Ich verspreche es dir und dies wird das letzte Mal sein, dass ich dich alleine lassen werde."

„Ich hoffe du bist schnell zurück."

„Das hoffe ich auch. Verbring ein bisschen Zeit mit deinen Freunden und du wirst kaum merken, dass ich weg bin."

„Du fehlst mir jetzt schon Jake."

„Du mir auch Lea. Ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch Jake."

Zum Abschied nahm Jake mich fest in seine Arme, schloss seine Augen und berührte meine Nasenspitze sanft mit seiner. Seine Lippen näherten sich meinen für einen letzten, nach Salz schmeckenden, zärtlichen Kuss. Gequält ließ er von mir ab und legte seine Stirn an meine. „Pass bitte gut auf dich auf mein Schatz."

Er gab mir einen fürsorglichen Kuss aufs Haar und verließ das Zimmer.

Duskwood - the truthWhere stories live. Discover now