Duskwood - the truth

Im Kreis der Verdächtigen

Ich wachte auf. Lag zugedeckt in meinem Bett, mit Blick zu meinem Fenster.

Gedankenverloren. War das alles nur ein Traum gewesen?

Als ich aufstehen wollte, spürte ich seine Arme die mich fest umschlossen und näher an sich heranzogen.

Es war kein Traum!

Ich drehte mich zu ihm um, ich musste ihn sehen um zu realisieren.

Er öffnete leicht seine Augen und lächelte mich an.

Da lag ich nun in meinem Bett, in seinen Armen. In Jakes Armen. Endlich bekam ich ein Wort raus. „Hallo Jake."

Er schmunzelte verlegen. „Hallo Lea. Wie geht es dir jetzt?"

Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. „Besser.", flüsterte ich.

Das Wort noch nicht ganz ausgesprochen, wurde mir klar, was gestern Abend passiert war.

Das Telefonat mit meinen Freunden.

Der Anruf auf Hannahs Handy.

Jessy wie sie den Anruf entgegen nahm.

Die Drohung vom Mann ohne Gesicht.

Seine verzerrte Stimme, die durch Hannahs Handy zu hören war.

Die Dunkelheit.

Die Schreie meiner Freunde.

Ich setzte mich auf und suchte nach meinem Handy.

Jake rekelte sich, stand langsam auf und reichte es mir vom Schreibtisch.

Nichts. Kein Anruf und keine Nachricht im Messenger.

Ging es ihnen wohl gut? War er wirklich bei ihnen gewesen? Konnten sie den MOG vielleicht überwältigen? Oder waren sie womöglich...

Während mir die furchtbarsten Szenarien durch den Kopf gingen, setzte Jake sich an den Laptop und öffnete ein Programm.

Ich sah Satellitenbilder, den Teil einer Karte. Auf den Satellitenbildern waren Bäume zu sehen, zahlreiche Bäume.

Um mehr davon erkennen zu können, stand ich auf und bewegte mich zum Schreibtisch rüber, an dem Jake es sich in meinem Schreibtischstuhl bequem gemacht hatte.

In mitten dieser Bäume stand einsam ein Haus, genau auf diesem Haus ein blinkender roter Punkt. Daneben kleingedruckt... „..Richy?!",sprach ich erschrocken aus.

Jake zuckte leicht zusammen, er hatte wohl nicht bemerkt, dass ich neben ihm stand.

Ich verstand gleich, dass es sich hierbei um das geheime Haus im Wald handelte. Das Haus in dem meine Freunde sich befanden. Und Standortdaten. Richys Standortdaten.

Warum hatte er mir nie gesagt, dass er Richy die ganze Zeit über auf dem Radar hatte?

„Wusstest du die ganze Zeit über wo er sich aufhielt?"

„Ist Richy dort? Hat er ihn dort hingebracht?"

„Hätten wir ihn etwa retten können?"

„Warum hast du mir nicht gesagt wo er ist?"

Jake blickte mich mit offenstehendem Mund an und wollte gerade etwas sagen. „Ich..."

Doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Oder hat der MOG Richys Handy bei sich?"

„Oder...oder...", ich stockte und ließ mich aufs Bett fallen. „Richy wird doch nicht etwa..."

Jake vollendete meinen angefangenen Satz. „...der MOG sein?! Ich weiß es nicht. Aber wir können und sollten es aktuell nicht ausschließen."

„Nein das kann nicht sein. Wir waren uns sicher, dass es Michael Hanson ist."

„Wir waren!", fügte Jake hinzu.

Als Thomas in den Wald ging um nach Richy zu suchen, fand er nur seine blutige Kappe und eine Spur aus Rabenfedern vor. Nirgends eine Spur auf seinen Verbleib. Ich habe ihn sterben sehen, doch es gab keine Leiche.

Könnte er wirklich hinter alledem stecken?

Hatte er mich etwa nur getäuscht? Hatte er uns allen die ganze Zeit nur etwas vorgespielt? War er es etwa selbst, der sich hinter der Maske des MOG versteckte?

Warum sollte er das tun?

„du hast Richy schnell als sympathisch eingestuft", hatte Thomas damit etwa Recht behalten, hatte ich zu schnell Vertrauen in geschriebene Worte gefasst? Vertrauen in Richys geschriebenen Worte. Richy?! Das Gruppenmitglied zu dem ich von Anfang an, das größte Vertrauen fasste. Der mich sehr an mich selbst erinnerte, immer loyal allem und jedem gegenüber eingestellt, nach außen hin immer gut gelaunt und einen Witz auf Lager. Der einzige von den sechs Freunden, der für mich nicht ein einziges Mal in den Kreis der Verdächtigen geriet.

Es konnte nicht Richy sein...

Jake blickte mitleidig zu mir rüber, in Anbetracht dessen was mir gerade durch den Kopf schwirrte, musste ich kreidebleich geworden sein. Mir wurde ganz schlecht bei diesen Gedanken.