Der Anruf

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Während ich das Geschirr wegräumte, saß Jake wieder vor seinem Laptop.

Als mein Handy auf dem Couchtisch klingelte, fiel mir vor Schreck eine Tasse aus der Hand und ich lief zum Handy. Jake deutete mir, dass er das Gespräch über sein Laptop mitverfolgen würde.

Ich nahm den Anruf entgegen.

Ich hörte den widerlichen schnellen Atem des MOG. Die verzerrte Stimme die aus dem Handy Lautsprecher ertönte klang drohender, wütender als zuvor.

„Sie haben sich lange gewehrt, doch sie hatten keine Chance!"

Ich erschrak über seine Worte, wütende Tränen brachen aus.

„Was hast du mit Ihnen gemacht? Bist du es Richy?"

Er lachte fies, schaltete seine Handykamera ein und ich sah in die finstere Maske des MOG. Er antwortete nicht auf meine Fragen.

Die verzerrte Stimme fuhr fort.

„Ich möchte dir einen Deal vorschlagen!", er wendete die Kamera und ich sah fünf Stühle, auf jedem dieser Stühle einer meiner Freunde gefesselt und die Münder mit Panzertape zugeklebt. Sie befanden sich in einem dunklen Raum, lediglich drei flackernde Wandlampen hinter ihnen warfen ein wenig Licht. Ich ballte meine Fäuste vor Wut.

Er zoomte an jeden einzelnen näher heran.

„Jessy!", murmelte ich. Sie versuchte zu schreien und sich zu winden, doch die Fesseln saßen zu fest. Tränen liefen über ihr Gesicht und aus einer Platzwunde an ihrer Schläfe tropfte Blut.

„Dan!", er regte sich nicht, schien bewusstlos zu sein. Seine Nase blutete und ein dickes Hämatom zog sich von der Nase bis über sein Auge. Ich bemerkte eine blutende Wunde an seiner Schulter, es sah aus wie eine Schusswunde. Wie erwartet, hatte er sich wohl, trotz des Rollstuhls, am meisten zur Wehr gesetzt.

„Lilly!", die mit wütend blitzenden Augen zu dem MOG herüber sah. Und „Cleo!", die mit leerem Blick, durch ihre zerbrochene Brille, auf den Boden starrte. Auch ihre Körper wiesen Hämatome und Verletzungen auf. Sie saßen beide völlig starr, sie wussten, dass es nichts brachte sich gegen die Fesseln zu wehren.

Und „Thomas!", er schaute verzweifelt umher, als suchte er einen Ausweg. Blut lief von seiner Stirn an seinem Auge vorbei.

Er zoomte heraus, so dass wieder alle fünf auf dem Video zu erkennen waren.

Ihre Kleidungen waren blutig, dreckig und zerrissen, sie alle trugen Spuren des Kampfes zurück. Erst jetzt fiel mir ein langer Schnitt an Lillys Hals auf und eine blutende Wunde an Cleos Oberschenkel.

Wie sehr müssen sie gekämpft haben? Was war letzte Nacht in diesem Haus passiert?

„Bald ist das Pineglade. Du hast 62 Stunden. Dein Leben, gegen das deiner Freunde!", er legte auf.

Ich schrie und brach auf dem Sofa zusammen. Ich nahm nur halb wahr wie Jake kopfschüttelnd, auf den Schreibtisch schlug und sich das Headset vom Kopf riss. Seine Augen waren voller Wut und ich spürte die Anspannung in seinem Körper als er mich tröstend in den Arm nahm.

„Warum ich? Wieso will er MICH, Jake?", ich holte einen kurzen Moment Luft.

„Was hat er meinen Freunden angetan? Was ist mit Hannah und Richy passiert? Sie waren nicht dort!", noch immer wollte ich nicht glauben, dass Richy selbst der MOG sein könnte.

Jake schloss seine Arme fester um mich und ich meine eine Träne gespürt zu haben die in meinen Nacken fiel. Er sagte nichts. Er hielt mich ganz fest und ich spürte wie sein Herz heftig gegen seine Brust schlug.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, brach er endlich das Schweigen.

„Ich hatte gehofft, dass es nie so weit kommen würde...", er schnaubte, ich sah wie er förmlich einen riesigen Kloß verschluckte, bevor er weiter sprach.

„...es ist an der Zeit, dass ich dir etwas erzähle."

Duskwood - the truthWhere stories live. Discover now