Der Kontakt

561 30 0
                                    


Scheinbar waren wir gerade am Treffpunkt angelangt. Jake klopfte dreimal an die Tür eines alten, kleinen Fachwehrhauses, von außen sah es leerstehend aus.


Ein großer, schlanker Typ, mit blauen Augen, öffnete uns die Tür. Er trug eine Beanie auf seinem Kopf unter der leicht gelockte, blonde Strähnen hervorkamen. Bevor er uns eintreten ließ, sah er sich in der Gasse um.

„Da seid ihr ja endlich. Kommt rein!", er schloss hinter uns die Tür.


„Hey Jake, wie geht's dir alter?", er begrüßte Jake mit einem Faustcheck, deutete mit einem Kopfnicken in meine Richtung und stieß ihm grinsend mit dem Ellbogen in die Rippen. „Ist sie das?"

„Hey Johnny, ja das ist Lea!"

„Hallo Lea. Ich bin Johnny.", er nahm meine Hand, verbeugte sich witzelnd vor mir und deutete einen Handkuss an.

„Hallo Johnny.", erwiderte ich schmunzelnd.

„Hab schon viel von dir gehört. Du scheinst unserem Burschen hier ganz schön den Kopf verdreht zu haben.", lachte er Jake an, während er uns deutete ihm zu folgen.

Jake verdrehte genervt die Augen.

„Hmm echt? Ich habe von dir noch gar nichts gehört!", warf ich ermahnend ein.

„Ich hätte doch besser alleine her kommen sollen.", murmelte Jake feststellend.

„Jaja, bist du aber nicht, da musst du jetzt also durch.", amüsierte sich Johnny.


Wir betraten das Wohnzimmer, dies war unverkennbar eine Hacker-Höhle. Vor den Fenstern waren dunkle Rollos gespannt, durch die kaum Tageslicht drang. Auf zwei Tischen an der Wand standen drei Monitore und zwei laufende Rechner, diverse Festplatten und USB-Sticks waren dort überall verteilt. Ich vernahm die Töne leiser Reggae-Musik im Raum und sah einen weiteren Tisch am anderen Ende des Raums auf dem einsam ein Laptop stand.

Jake stellte die Tüte mit den Burgern auf dem Couchtisch ab und nahm für uns zwei heraus, bevor wir nebeneinander, auf einem alten, aber unglaublich bequemen Sofa Platz nahmen. Johnny setzte sich in seinen alten Sessel und fiel über die letzten zwei Burger her.


„Lea, rauchst du?", Johnny hielt mir nach dem Essen eine Bong hin.

„Ne, gerade nicht."

„Wirklich nicht? Ich kann dir auch einen bauen, wenn dir das lieber ist."

„Johnny, sie hat nein gesagt!"

„Dich hab ich nicht gefragt. Lea wie siehts aus?"

„Nein danke Johnny, vielleicht ein andermal.", antwortete ich lachend.

„Okay, stört es dich wenn ich mir einen rauche?"

„Nein, überhaupt nicht."

„Lea, du bist cool, ich hoffe Jake weiß das zu schätzen. Und wenn nicht gibst du mir Bescheid und ich komme vorbei um ihm eine runterzuhauen."

„Danke Johnny, vielleicht werde ich mal darauf zurück kommen."

„Ich hätte mir eigentlich vorher denken können, dass ihr euch gegen mich verbündet.", verdrehte Jake die Augen.

Johnny gab mir ein High Five und wir lachten.


Während wir der Musik lauschten, pustete Johnny dicken weißen Rauch in die Luft und sah uns interessiert an.

„Was ist das eigentlich zwischen euch?", fragte er neugierig.

Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, wir hatten uns bisher noch nicht über unsere Gefühle zueinander ausgesprochen, aber ich wusste schon seit längerem, dass ich in Jake verliebt war. Ich sah schüchtern zu Jake rüber, er erwiderte meinen Blick, nahm meine Hand und verschränkte seine Finger in meine. Er hielt den Augenkontakt zwischen uns aufrecht, während er Johnny antwortete. „Lea bedeutet mir alles, Johnny!"

Ich lächelte Jake verliebt an, er legte seinen Arm von der Sofalehne über meine Schulter, zog mich an sich ran und küsste mir auf  die Schläfe.

„Na geht doch.", Johnny grinste Jake zufriedengestellt an.


„So jetzt zum eigentlichen Problem, Jake hat mir am Telefon schon ein wenig erzählt, du musst also deine Freunde retten. Wie kann ich euch dabei helfen?"

„Wir müssen Kontakt zu einem Häftling aufnehmen, er könnte uns vielleicht wichtige Hinweise geben und wir haben nicht mehr viel Zeit!", erklärte ich kurzerhand.

„Mal mit anrufen versucht? Im Gefängnis gibt es auch Telefone.", witzelte Johnny.

„Lea wird von der Polizei verdächtigt und der Inhaftierte, hatte sie kurz nach seiner Verhaftung bereits angerufen. Wir können kein Risiko eingehen."

„Okay, mehr brauche ich nicht zu wissen. Wer ist der Häftling?"

„Phil Hawkins aus Duskwood.", antwortete ich ihm.

„Gut, hier hast du einen Block, schreib alles auf was ihr wissen müsst um den Rest kümmere ich mich dann."

Ich nickte und begann meine Fragen für Johnny zu notieren.


„Darf ich fragen wie du das anstellen wirst?", fragte ich ihn interessiert.

„Klar, ich schnappe mir meine Anwaltslizenz und nehme den Fall an mich."

Ich starrte ihn ungläubig an, Jake lachte.

„Was ist denn?", fragte Johnny.

„Lea kauft dir das gerade nicht ab."

„Achso, hier meine Karte, solltest du mal einen guten Anwalt brauchen."

„Ich glaube immer noch, dass du mich gerade verarschen willst."

„Nur weil ich etwas Gras rauche und ein bisschen im Darknet unterwegs bin, bin ich noch lange kein schlechter Anwalt. Oder ist es die Tatsache, dass jemand wie ich überhaupt Anwalt ist?"

„Ja irgendwie schon, du bist doch auch noch viel zu jung für einen Anwalt.", gab ich kichernd zu.

„Habe meine Lizenz erst vor kurzem bekommen."

„Okay. Danke, dass du uns hilfst Johnny."

„Jakes Freunde, sind auch meine Freunde. Dann werde ich mich mal in meinen Anzug werfen und melde mich später bei euch."


Johnny brachte uns zur Tür und umarmte mich fest zum Abschied.

„Du bist echt ne Wucht Lea. Gib auf dich Acht und sorg dafür, dass Jake keine Dummheiten macht. Du hast meine Karte, sollte irgendetwas sein, kannst du dich jederzeit bei mir melden."

„Danke für deine Hilfe Johnny, ich habe wirklich nicht mit so einem coolen Typ wie dir gerechnet, als ich hier her kam. War schön dich kennen zu lernen, hoffentlich sieht man sich mal wieder."


Jake und Johnny gaben sich eine kumpelhafte Umarmung zum Abschied.

„Johnny, hast du zu der anderen Sache schon etwas gefunden?"

„Ich bin da an etwas dran, ich informiere dich sobald ich was handfestes habe."

„Danke Mann, für alles."

„Kein Ding Jake. Pass gut auf die Kleine auf. Und solltest du mal wieder einen kleinen Schubser brauchen...", er deutete grinsend auf mich. „...weißt du wo du mich findest."


Jake legte seinen Arm um mich und wir verließen gemeinsam Johnnys Hacker-Höhle.






Duskwood - the truthOnde histórias criam vida. Descubra agora