Die kalte Stimme

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Jake stieß bei seiner Internetrecherche auf eine kleine Außendienstfirma für Elektro- und Sicherheitstechnik, mit dem Auto etwa zehn Minuten von Duskwood entfernt. Das könnte sie also sein.

„Ruf bei dem Kundenservice an und lass dich mit Michael Hanson verbinden, wenn sie dich weiterleiten kann ich vielleicht Zugriff auf sein Firmenhandy erhalten."

„Und was wenn Michael dran geht? Wenn er der MOG ist, erkennt er vielleicht meine Stimme. Und was sage ich dann zu ihm?", ich fing nervös an zu zittern.

„Hmm...ich glaube es ist vielleicht doch besser, wenn ich das diesmal selbst mache."

Mit einem sanften, beruhigenden Kuss auf die Lippen, nahm Jake mir mein Handy aus der Hand.


Er wählte die Service-Nummer der Firma und schaltete auf Lautsprecher damit ich mithören konnte.

Schönen guten Abend, HomeSec Elektronik- und Sicherheitssysteme, Noah Walters hier. Wie kann ich ihnen weiterhelfen?"

Guten Abend Bradley Jones mein Name. Ich habe neulich mit einem ihrer Angestellten gesprochen, Michael Hanson. Er machte mir ein Angebot für ihr neustes Sicherheitssystem. Könnten sie mich zu ihm durchstellen?"

Natürlich Herr Jones, einen Moment."

...

Herr Jones? Herr Hanson kann ihren Anruf gerade scheinbar nicht entgegennehmen. Kann ich ihnen vielleicht weiterhelfen?"

Könnten sie es vielleicht noch einmal versuchen, mein derzeitiges Sicherheitssystem scheint einige Lücken aufzuweisen. Herr Hanson sollte sich dieses unverzüglich vor Ort ansehen."

Natürlich, ich werde noch einmal versuchen sie durchzustellen."

...

Hanson hier!?"


Ich erstarrte, als Michael Hansons Stimme aus dem Handy ertönte und mir fiel die, zum Glück, noch verschlossene Energydose aus der Hand. Jake hob die Dose vom Teppich auf und blickte mich beunruhigt an, während er weiter telefonierte.


Guten Abend Herr Hanson, Jones hier. Verzeihen sie mir die späte Störung. Ich möchte sie bitten sich einmal mein derzeitiges Sicherheitssystem anzusehen. Hätten sie für morgen vielleicht einen Termin frei?"

Diese Woche ist schlecht, ausgebucht...lassen sie sich zu einem anderen Kollegen durchstellen."

Das werde ich, vielen Dank Herr Hanson."


Jake legte auf, er sah mich noch immer an und griff fürsorglich nach meiner Hand.

„Lea? Ist alles in Ordnung?"

„Es war die selbe Stimme, Jake. Diese kalte, wütende Stimme aus meinem Traum, die durch den dunklen Wald rief.", stellte ich erschaudert fest.

„Magst du dich vielleicht etwas hinlegen? Das dauert hier jetzt sowieso etwas. Ich lasse uns in der Zwischenzeit was zu Essen kommen."

Ich nickte zustimmend.


Jake lehnte sich auf dem Sofa zurück und nahm den Laptop auf seine Knie. Ich legte meinen Kopf in seinen Schoß und kuschelte meine Nase in seinen Hoodie, Jakes Duft ließ mich in meinen Gedanken versinken.


„Lea!! Lea!!" ruft eine kalte, raue Stimme. Ein großer kräftiger Mann, mit einer Maske über dem Kopf verfolgt mich im dunklen Wald. Ich renne, stolpere über Äste und Sträucher. Laufe zur Straße, versuche das Auto anzuhalten, dass auf mich zurast. In der letzten Sekunde zieht mich jemand am Arm zurück. Ich höre ein verzerrtes Lachen, der Mann der meinen Zusammenstoß mit dem Auto verhindert hat, lacht unaufhörlich. Er trägt einen Jutesack auf dem Kopf, der sich mit frischem Blut tränkt. Er scheint auf einmal schmächtiger, als der Mann der mich gerade noch verfolgte. Vor mir fällt er zu Boden und röchelt, als würde er ersticken. Mit letzter Kraft zieht er sich den blutgetränkten Sack von seinem Gesicht, von Richys Gesicht. Ich sehe in Richys rehbraune, hilflose Augen. Richy liegt da, vor meinen Füßen und erstickt an seinem eigenen Blut, er streckt seine Hand nach mir aus und ich stehe einfach da und sehe ihm beim sterben zu.


„Lea, wach auf!"

Als Jake mich ansprach, erwachte ich schweißgebadet und weinend aus meinem Traum, er hatte den Laptop zur Seite gestellt und mich fest in seine Arme geschlossen.

„Es war nur ein Traum."

„Der MOG hat mich verfolgt...ich sah Richy...da war überall Blut...er wollte meine Hilfe...ich sah einfach zu...ich sah ihm beim sterben zu..."

„Lea, ich bin hier. Es war nur ein Traum."


Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, stand Jake auf und reichte mir wortlos das Tablettendöschen aus dem Nachttisch.

„Nein, geht schon wieder Jake."

„Bist du dir sicher?"

„Ich muss mich erinnern, ich darf mich nicht länger dagegen wehren. Und so lange du bei mir bist, wird es auch ohne gehen."

„Ich möchte trotzdem, dass du sie einsteckst, nur für Notfälle."

„Okay.", dankend gab ich ihm einen Kuss und ging ins Bad um mir kaltes Wasser durchs Gesicht laufen zulassen.


„Ach und übrigens, du schuldest mir sieben Credits?", sagte er feststellend.

„Hääh?", mit fragendem Blick kam ich zurück aus dem Bad.

„Unsere Wette, wer zuerst herausfindet was SSRI sind. Du wusstest es, du hast es nicht über die Suchmaschine herausgefunden. Ich bin mir nicht sicher ob ich das durchgehen lassen soll. Das grenzt ja schon irgendwie an schummeln.", lachte er befangen.


18 Uhr, es klingelte an der Tür...


„Irgendwie hast du Recht, ich habe mir mein Wissen von Nutzen gemacht um dich zu betrügen. Als Wiedergutmachung zahle ich dann heute das Essen.", ich zwinkerte ihm zu und nahm das chinesische Essen an der Tür entgegen.


Während wir aßen, wirkte Jake abwesend, er schien völlig in seinen Gedanken versunken.

„An was denkst du?"

„Wie es jetzt weitergehen wird."

„Hast du den Zugriff auf Hansons Handy erhalten?"

„Ja."

„Und hast du schon etwas gefunden?"

„Ja."

„Was denn Jake? Ich spüre doch, dass du mir etwas verheimlichst."

„Er hatte immer wieder Kontakt zu ein und derselben Nummer."

„Ja und weiter? Weißt du mit wem er da im Kontakt stand?"

„Nein, das habe ich noch nicht herausgefunden."

„Dann rufe ich da an und frage wer dran ist. Wie lautet die Nummer?"

„Lea, nein! Gib mir noch etwas Zeit damit, ich muss noch etwas mehr herausbekommen."

„Und was soll ich in der Zwischenzeit tun? Ich kann nicht länger tatenlos rumsitzen."

„Du kannst mir dabei gerade nicht helfen, schau dir einen Film an oder so."


Jake setzte sich mit seinem Laptop an den Schreibtisch um ungestört seine Ermittlungen fortzuführen. Ich fühlte mich völlig vor den Kopf gestoßen, wusste aber nicht was ich darauf sagen sollte. Beleidigt ließ ich mich auf der Couch zurück fallen und schaltete den Fernseher ein. Warum verhielt er sich auf einmal so bedeckt? Zu Beginn unserer Ermittlungen schien er die Arbeit immer auf mich abzuwälzen und plötzlich wollte er mich aus allem raus halten.  












Duskwood - the truthWhere stories live. Discover now