Klopf, Klopf, Klopf

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Ich lag auf Johnnys Bett und starrte an die Decke. Mit Musik auf den Ohren, versuchte ich meine Gedanken zu fokussieren. Von Johnnys Zimmer aus hatte man Ausblick in den Wald, so könnte Jake mich zumindest die ersten paar Meter noch aus dem Fenster sehen. Die Jungs bauten ihre Laptops auf und überprüften noch einmal die Verbindungen zu meinem Handy, der Uhr und den GPS-Trackern.


Ich zuckte zusammen als die Smartwatch an meinem Handgelenk kurz vibrierte und meine Musik durch die Kopfhörer verstummte.

„Sorry Lea, ich wollte dich nicht erschrecken.", hörte ich Johnny durch das Headset, bevor er wieder auflegte und meine Musik weiterspielte.

Ich warf ihm einen schiefen, bösen Blick zu und musste schmunzeln, als Jake ihm einen Schlag ihn den Nacken gab. Die Verbindung zur Uhr funktionierte also.


Jake fasste sanft meine Hand und nahm mir das Headset ab.

„Bist du bereit?"

Ich setzte mich auf und nickte.

„Vergiss nicht, wir werden die ganze Zeit über bei dir sein. Wir werden dich nicht alleine lassen."

Jakes Augen blickten mich besorgt an, es tat weh ihn so zu sehen. Ich gab ihm einen besänftigenden Kuss und hoffte innerlich ihn heute nicht das letzte Mal zu sehen, so betrübt wollte ich ihn nicht das letzte Mal gesehen haben.

„Danke Jake."


Ich raffte mich auf um Johnny zum Abschied fest zu umarmen.

„Mach ihn fertig Lea. Und gib auf dich Acht."

„Das werde ich und du pass auf, dass Jake keine Dummheiten macht.", ich dankte ihm mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.


Jake begleitete mich zum Eingang des Motels, außer uns war niemand hier. Die Motelbesitzerin und ihr Sohn Alfie schienen, wie ganz Duskwood, beim Pineglade zu sein.

Zum Abschied schloss Jake mich fest in seine Arme.

„Pass auf dich auf!"

„Mach ich und du stell nichts dummes an!"

„Das musst du gerade sagen.", lächelte er bedrückt.

„Das alles hat bald Ende."

„Ich hoffe so sehr, dass du Recht hast."

Wir beide kämpften damit unsere Tränen zu unterdrücken.

„Ich liebe dich Jake, über alles."

„Ich liebe dich auch Lea, mehr als ich es jemals mit Worten ausdrücken könnte."

Wir gaben uns zum Abschied einen letzten, lang andauernden Kuss. Es schmerzte in meiner Brust, bei dem Gedanken, dass dies wirklich unser aller letzter Kuss sein könnte. Tränen flossen über meine Wangen, ich wandte mich von Jake ab und verschwand Richtung Wald.


Langsamen Schrittes folgte ich dem Pfad zur Mutprobenhütte, ich hatte noch fünfzehn Minuten bis zum vereinbarten Zeitpunkt. Ich spürte wie Jake mir durch Johnnys Fenster nachsah, doch ich blickte nicht zurück. Ich hätte es nicht ertragen ihn noch einmal zu sehen.


Der Wald machte mir Angst, schon immer hatte ich ein ungutes Gefühl, wenn ich Wäldern zu nahe kam. Nervös zupfte ich an meinem geflochtenen Armband. Das letzte Mal war ich vor zehn Jahren hier. Und das letzte mal als Richy hier lang lief, bin ich mit ihm am Telefon gewesen. Trotz dem Vorfall vor zehn Jahren, hatte er nie seinen Mut verloren. Ich versuchte es ihm gleich zu tun und fasste all meinen Mut zusammen, ich durfte jetzt nicht in Panik geraten, schließlich war ich jetzt hier um meine Freunde zu retten und Hannah und Richy, hoffentlich noch lebend zu finden.


An der Hütte angekommen, holte ich tief Luft. Dann klopfte ich dreimal.

Klopf...Klopf...Klopf...


Es tat sich nichts.


Ich klopfte erneut, energischer.


KLOPF...KLOPF...KLOPF...


Noch immer tat sich nichts.


Als ich mich gerade umdrehen wollte, spürte ich einen Schlag auf meinem Hinterkopf.

Alles um mich herum versank in tiefem schwarz...




Duskwood - the truthWhere stories live. Discover now