Duskwood - the truth

Duskwood

Pünktlich um kurz nach neun hielt der Zug in Duskwood an. Lediglich ein kleines, altes Wartehäuschen stand einsam am einzigen Gleis des Bahnhofs. Gegenüber begann direkt der Wald und mich durchkam gleich ein unwohles Gefühl, dies unterstrich meine Vorstellung der kleinen Horrorstadt deutlich.

Hinter dem Bahnhof befand sich einsam stehend unser Leihwagen, den uns die Autovermietung bereit gestellt hatte. Es war die Limousinen-Version eines VW Passat B6, mit getönten Heckscheiben.

„Schade, hatte mir eigentlich etwas anderes erhofft, einen schicken SUV oder einen schicken Sportwagen und vielleicht ein etwas neueres Modell.", erwähnte ich beiläufig.

„Wäre mir auch lieber gewesen, aber wir wollen ja nicht sofort auffallen.", erwiderte Johnny lachend.

Als wir im Motel eingecheckt hatten, blieben uns noch gute vier Stunden Zeit bis zu meinem Termin bei Barret um vierzehn Uhr.

„Also Lea, was willst du machen?"

„Hast du Lust dich ein wenig mit mir umzusehen?"

„Na klar, das ist deutlich besser, als vier Stunden tatenlos rumzusitzen."

„Super, ich möchte nämlich sehen ob ich mich an irgendetwas erinner und da hätte ich dich gerne bei mir. Für den Notfall."

„Stets zu ihren Diensten, Madame.", Johnny machte einen Knicks und deutete auf die Zimmertür um mir den Vortritt zu lassen. Ich musste lachen, er war so ein Witzbold. Ich war froh ihn dabei zu haben, natürlich hätte ich Jake lieber hier bei mir gehabt, aber dann wäre die Stimmung, aufgrund seiner Sorge um mich und der Tatsache, dass es langsam wirklich ernst wurde, wahrscheinlich deutlich angespannter gewesen. Johnny lenkte mich stattdessen etwas von dem ganzen Trubel ab.

In ganz Duskwood waren überall kleine Jahrmarktbuden aufgebaut, Dosenwerfen, Entenangeln, Schießbuden. Es gab ein kleines Karussell für Kinder, ein Riesenrad und diverse Essens- und Getränkestände. Von Plakaten konnte ich entnehmen, dass das Fest drei Tage lang ging und den heutigen Montag das große Finale mit dem Abschlussfeuerwerk anstand. Es war gerade Sommerferienzeit und ganz Duskwood schien sich dafür an diesem Tag frei zu nehmen um bei den Vorbereitungen und Aufräumarbeiten zu helfen. Einige Frauen überarbeiteten die Dekoration der Tische und Tanzfläche neu und manche Männer fegten den Müll des letzten Tages zusammen. Noch hatten die Ständegeschlossen, laut dem Plakat ging das Spektakel Montags erst um dreizehn Uhr los. Ärgerlich, ich hätte zu gerne eine Runde mit dem Riesenrad gedreht, um mir einen Überblick zu verschaffen.

„Johnny, wenn heute alles gut ausgeht, möchte ich nächstes Jahr herkommen und mit meinen Freunden feiern, du solltest auch mitkommen. Und Jake natürlich, ich möchte das Feuerwerk mit ihm sehen."

„Abgemacht.", er reichte mir den kleinen Finger zum Schwur.

„Klasse, ich freue mich drauf."

Als wir durch die Straßen Duskwoods liefen, fielen mir aus der Ferne Vermisstenplakate an den Lokalfenstern und an einer Litfaßsäule auf. Vermisstenplakate von Hannah und Richy. Ich lief zu der Säule und riss mir jeweils eins davon ab.

„Ist sie das? Also Jakes Schwester?"

Ich nickte ihm zu.

„Und wer ist das?"

„Das ist Richy. Ich musste zusehen, als er angegriffen wurde. Er scheint ein alter Freund zu sein. Glaube ich zumindest."

„Warum denkst du das?"