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„Papa!" schrie eine helle Stimme und weckte mich am nächsten morgen aus meinem Schlaf.

Ich schlug meine Augen auf und blickte in Sarahs strahlendes Gesicht.

Sie war auf meine Brust gesprungen und sah mich breit lächelnd an. Es kam mir vor als würde die Kindliche Version meiner Schwester auf mich hinunter schauen.

Nicht nur auf Bildern, sondern auch in meinen Erinnerungen sah Sarah exakt aus wie Selin damals.

Ich blinzelte um mich an die hellen Sonnenstrahlen zu gewöhnen, die in Madisons Wohnzimmer strahlten.

Das letzte woran ich mich erinnern konnte war, dass ich mit meinem Kopf in Madisons Schoß eingeschlafen war.

Während sie mir den Kopf massiert hatte und mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt, war ich in einen tiefen Schlag gefallen.

Sie raubte mir zwar den Verstand und trieb mich mit ihrem sturen Verhalten in den Wahnsinn, aber dennoch brauchte ich sie um ruhig schlafen zu können.

Nur ich wusste wie mühsam die vergangenen sechs Monate gewesen waren. Jetzt würde ich meine Frau ganz sicher nicht mehr gehen lassen.

Diese kleine Prinzessin hatte mich genug leiden lassen.

„Warum schläft du noch? Wir haben schon fast ein Uhr!" klärte mich Sarah auf und stützte sich mit ihren kleinen Ellbogen auf meiner Brust ab.

Sie dachte wie ihre Mutter, dass sie mich bemuttern müsste.

Es war eine Ironie des Schicksals.

Ich verlor auf der einen Seite meine fürsorgliche Schwester und auf der anderen Seite hatte ich eine weitere Kopie von ihr vor mir sitzen.

„Es war schöner, als du die Uhr noch nicht lesen konntest" murmelte ich und streckte mich so gut es auf dem Sofa ging.

Es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass ich gut geschlafen hatte.

Der Stress von der Arbeit war ausgeschlafen und ich fühlte mich wieder fit. 

Wenn sie jetzt doch bloß jeden Abend in meinem Bett schlafen würde, hätte ich keine Beschwerden mehr.

Sarah lachte über meinen Kommentar und entlockte mir ebenfalls ein kleines Lächeln.

Sie hatte sich nach Selins Tod einige Verhaltensweisen angewöhnt, die selbst durch die zahlreichen Therapien nicht verschwanden.

Wie beispielsweise dass sie mich des Öfteren als ihren Vater bezeichnete, obwohl sie wusste dass ich ihr Onkel war.

Sie hielt sich an mich fest, da ich nach meiner Tante ihr sicherer Hafen war.

Eine weitere Sache war, dass sie sich vor Ärzten bzw. Krankenhäusern fürchtete.

Die damaligen Erlebnisse im Krankenhaus haben sie mental mitgenommen und sich in ihre tiefsten Ängste verwandelt.

Sie war das einzige Andenken was ich noch an meine Schwester hatte.

Selin und Kian sowie das ungeborene Kind meiner Schwester waren an dem Autounfall verstorben.

Mittlerweile fing Sarah an meine Tante zu vermissen, obwohl ich ihr ausdrücklich empfohlen hatte bei ihr zu bleiben.

Ich wusste doch, dass sie sich langweilen wird den halben Tag im Hort zu sitzen. Selbst wenn ich Feierabend hatte, arbeitete ich an meinen Berichten und Präsentationen, anstatt Sarah anständig beschäftigen zu können.

Wenn mir dadurch noch ein wenig Zeit übrig blieb, kämpfte ich um Madisons Aufmerksamkeit. Sie kostete mich viel Zeit und nerven.

Ich hätte nicht in meinen geringsten träumen damit gerechnet, dass ich mal einer Frau hinterher rennen würde, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

DAMIENWhere stories live. Discover now