39. Die Krönung und der Anfang des Untergangs

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Die Stadt schien wie betäubt nach diesen schrecklichen Ereignissen, zu denen Alvaro fähig war. Obwohl die Anwohner immer noch ihren täglichen Routinen nachgingen, schien alles viel stiller und trauriger. Immer seltener sah man Kinder in schmutzigen Kleidern auf den Strassen herumtoben oder hörte man ausgelassenes Gelächter aus den Gasthäusern der Stadt. Alvaro hatte die Patrouillen verdoppeln lassen und nun traute sich niemand mehr, seine wahren Gedanken auszusprechen. Die Gefahr, gegen irgendein Gesetz zu verstossen, war zu gross. Man hörte bereits jetzt oft, dass die Ritter andersdenkende oder aufmüpfige Bürger fortschleppten. Diese Personen verschwanden für immer in den Kerkern der königlichen Burg. Oder in einem dunklen Graben.
Währenddessen durchschritt ein perfekt gelaunter Alvaro die hohen Gänge seiner Burg. Zufrieden mit seiner Darbietung am gestrigen Tag pfiff er ein Liedchen vor sich hin. Er hatte das Volk genau da, wo es sein sollte. Gehorsam vor Angst. Solange Alvaro König war, würde er keinerlei Probleme mit irgendwelchen Rebellen haben. So lange er regelmässig solche Spektakel stattfinden lassen würde. Genau mit dieser Taktik würde danach auch sein Sohn regieren und sein Sohn nach ihm. Alvaros Blutlinie war zum Regieren bestimmt, darüber gab es keinerlei Zweifel. Und Alvaro hatte alles bis ins letzte Detail geplant, um endlich über ein Land regieren zu können, wie es ihm gebührte. Heute fand endlich seine wohl verdiente Krönung statt. Finn wusste nichts davon. Alvaro hatte versucht, seine Zustimmung zu erhalten, doch da er sich weigerte, musste Alvaro nun anders an das Problem heran. Doch der gestrige Tag hatte ihm auch gezeigt, dass Finn unfähig war, seine Waffe tatsächlich gegen Alvaro zu erheben. Die kleine Hure schien ihm sehr ans Herz gewachsen. Das würde Alvaro nur zu gern ausnutzen. Nach der Krönung würde er noch die Verlobung seines Sohnes mit dem Menschen Mädchen bekannt geben, denn die Macht, über die ein Mensch verfügte, wollte Alvaro nicht einfach so im Kerker verrotten lassen. Er musste sie an sich binden, damit er noch ein wenig von ihren Fähigkeiten profitieren konnte. Momentan war er aber gerade auf dem Weg, seine lieben Gefangenen und sonstige Freunde, die ihm beim Gelingen seiner Pläne eine grosse Hilfe waren, zu besuchen. Als erstes schritt er die Treppen ins Verliess hinab. Finns kleine Hure sass in einem Kerker auf dem kalten Boden und beobachtete gelangweilt das Geschehen vor ihren Gitterstäben. Alvaro blieb vor ihrer Zelle stehen und betrachtete die Frau lächelnd, die mit Schmutz bedeckt war. Als ihre
dunkelgrünen Augen den selbstgefälligen Alvaro erblickten, machte sich Wut in ihnen breit. Energisch sprang sie auf und rannte auf Alvaro zu. Doch die Gitterstäbe hielten sie davon ab Alvaro zum Greifen zu bekommen. Selbst wenn sie ihre Hand zwischen den Stäben auch noch so weit hindurch streckte. Alles, was der faule Alvaro tun musste, um sich vor der Wut der jungen Frau zu retten, war ein Schritt rückwärts. Mit kochendem Blut spuckte Florence ihrem Gegenüber vor die Füsse und machte es sich wieder auf dem harten Gefängnisboden bequem. Sie versuchte ihren Atem und ihren Herzschlag zu beruhigen und sich damit abzufinden, dass der Tag seines Unterganges noch nicht gekommen war. Doch Alvaro stand noch immer vor ihrer Zelle und starrte sie mit einem selbstzufriedenen Lächeln an. «Was?!», fuhr Florence Alvaro an, der nur weiter lachte. «Na da hat Finn sich aber etwas vorgenommen. Eine sehr heissblütige Frau hat er sich ausgesucht. Aber was will man sagen, das passt zu ihm. Bis ihr euch gegenseitig den Kopf einschlägt, weil jemand ein Glas ausgeschüttet hat.» Alvaro lachte über seinen eigenen Witz. Flo sass stur auf dem Boden. Diesem Mann würde sie einmal den Kopf einschlagen, sicherlich nicht den von Finn. Doch sie durchschaute Alvaros listigen Worte. Er wollte sie doch nur aufstacheln und diese Genugtuung würde sie ihm nicht geben. Also holte sie einmal tief Luft und ignorierte ihren Besucher. Mit verschränkten Armen sass sie am Boden und betrachtete die schmutzige Wand ihrer kleinen Zelle. Eingetrocknetes Blut und Fäkalien hatten sich über die Jahre überall angesammelt und nun sass Florence hier. In einem edlen, einst weissen Unterkleid und versuchte ihre Aggressionen unter Kontrolle zu halten. Sie konnte es nicht glauben, dass es dieses Stück Scheisse von Alvaro es tatsächlich geschafft hatte, die komplette Macht an sich zu reissen. Aber was kümmerte es sie. Sie bekam regelmässig etwas zu essen, wurde nicht geschlagen und bekam häufig heimlich Besuch von ihrem Geliebten. Sie konnte sich nicht beklagen. Zumindest versuchte sie sich das nun einzureden. Doch ihr Fernweh zerriss ihr Herz innerlich. Sie vermisste die See, ihre Crew, ihr Schiff und die Abenteuer, neue Welten zu entdecken. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als wieder auf den Meeren segeln zu können und frei zu sein. Flo war nicht gemacht für eine so kleine Zelle, sie war gemacht für die ganze, weite Welt und selbst das schien ihr manchmal zu klein. Aber sie hatte sich oft Gedanken gemacht. Fliehen war natürlich eine Option und würde ihr höchstwahrscheinlich mit genügend Planung auch gelingen. Doch wollte sie Finn verlassen? Wollte sie ein Teil ihres Herzes zurücklassen? Alles in ihr schrei Nein. Aber es schrie gleichzeitig auch nach der See und nach einer frischen Brise salziger Luft. Irgendwie musste es ihr gelingen die Stimmen in ihrem Kopf zu befriedigen. Dafür musste sie jedoch Finn davon überzeugen seine Familie hier zurückzulassen, um sie auf die Abenteuer auf der See begleiten zu können. Doch das würde schwer, wenn nicht sogar unmöglich sein. Denn Flo wusste, wie verantwortlich er sich fühlte für diese Stadt, für dieses Königshaus und vor allem für Destina. Er wusste, dass er viel falsch gemacht hatte, indem er seinem Vater einfach blind gefolgt war und diese Fehler versuchte er nun wieder gut zu machen. Aber Alvaro war ein mächtiger Gegenspieler, selbst für einen grossen Kämpfer wie Finn. «Na, das war ein sehr aufschlüssiger Besuch», riss Alvaro Florence aus ihren Gedanken, sie hatte schon beinahe vergessen, dass sein blödes Lachen immer noch vor ihrer Zelle stand und nichts tat ausser lachen und blöd aussehen. Sie blickte genervt auf. «Aber ich sehe du bist immer noch so widerstrebend, wie am ersten Tag. Du scheinst genug zu essen zu bekommen und du bist noch kerngesund, alles in allem. Solange sich Finn weiter wie ein braver Junge verhält, bleibt das auch so. Aber baldige Ereignisse werden es ihm noch schwerer machen», lachte Alvaro verheissungsvoll. Kurz nickte er und verschwand schliesslich mit seinem selbstzufriedenen Lachen endlich. Flo verdrehte genervt die Augen.
Alvaro hatte schliesslich noch einiges vor an diesem Tag und so schritt er eilig hohe Gänge mit den alten Gemälden an den Wänden entlang und erreichte ein kleines Zimmer. Er betrat es ohne zu klopfen. Die Mägde darin fuhren erschrocken auf und liefen hektisch umher, als sie Alvaro erblickten. Liv versuchte ihren nackten Körper zu verbergen und sich hinter ihren Händen zu verstecken. Alvaro hatte sie direkt beim Baden unterbrochen. Sie sank tiefer in das Wasser und lief plötzlich rot an, als sie bemerkte, wie Alvaro sie musterte. Er seufzte. «Ach, ich wünschte meine Frau wäre so schön wie du. Doch leider habe ich dich bereits meinem Sohn versprochen. Er freut sich schon jetzt auf die Hochzeit und die Nacht danach, ich bin mir sicher. Wer würde sich nicht freuen?», meinte Alvaro und betrachtete Livs nackten Körper in der Wanne mit einem Lachen. Eine Magd hastete mit einem weissen Tuch herbei und Liv wickelte ihren Leib darin ein. Sie erhob sich und trat aus der Badewanne heraus. Sie wirkte abwesend. Ihr Blick lag stets auf dem Boden, ihre Gedanken spielten verrückt. Seit Ryan sie auf die Burg gebracht hatte, erinnerte sie sich nur noch an Bruchteile. Doch sie erinnerte sich klar an das Blut. So viel Blut überall. Und es klebte immer noch an ihren Händen. Nie hätte sie gedacht, zu so etwas fähig zu sein. Sie fürchtete sich vor sich selbst. Bei den Rebellen hatte sie sich stets gegen das Töten und für die Menschlichkeit eingesetzt. Und nun war sie nicht besser als ein gemeiner Mörder. Liv fühlte sich nicht stark und verstand nicht, warum alle sie für so besonders hielten, bloss weil sie ein Mensch war. Ständig war sie erfüllt von einer tiefen Trauer. Nicht nur über ihre eigene Tat, sondern auch darüber, dass Jack und seine Freunde alle sehr wahrscheinlich tot waren und dass Pandora irgendwo alleine herumirrte. Romina hatte gesagt, niemand hätte aus Alvaros Falle entkommen können. Jack, Alice und Florence. Liv hatte nun auf die schwierigste Art lernen müssen, wie grausam diese Welt tatsächlich sein konnte. Sie hoffte nur, dass es Cleo und den anderen auf der Insel gut ging. Obwohl sie innerlich wohl bereits von ihrem Schicksal wusste. Ryan war ihnen in den Rücken gefallen und hatte Liv die heile Welt vorgespielt und sie mit Alkohol betäubt. Sie hätte jedes Recht wütend auf ihn zu sein. Doch sie erinnerte sich an seine schuldbewussten, blauen Augen auf dem Schiff, an seine sanften Berührungen im Zelt und auch an seine Bemühungen, sie gegen Alvaro zu verteidigen. Er würde immer ein Platz in ihrem Herzen haben. Doch sie hatte die Hoffnung aufgegeben, aus diesem goldenen Käfig befreit zu werden. Nicht von Jack, nicht von Cleo und leider auch nicht von Ryan. Wenn jemand sie noch retten dann wäre das nur Pandora. Doch Livs Drache war verschwunden und sie hatte seitdem sie in der Stadt war, nichts mehr von Pandora gehört. Liv versuchte sich nun einzureden, dass ihr ein schlimmeres Schicksal hätte widerfahren können. Sie hatte sich deshalb geschworen, sich in die Stille zurückzuziehen und sich unauffällig zu verhalten, um dem sicheren Tod, der Alvaro zuerst für sie vorgesehen hatte, zu entgehen. Sie schaute auf sein breites Grinsen und obwohl es in ihr tobte und schrie, schwieg sie. Er kam einen Schritt auf sie zu. «In wenigen Stunden bereits findet meine Krönung statt, dann bin ich König und kann mir nehmen, was ich will. Aber ich denke ich erlaube mir bereits jetzt einen kleinen Vorgeschmack auf meine Amtszeit», flüsterte Alvaro während er Liv immer näherkam und sie an ihrem Tuch an sich zog. Liv versuchte nicht, sich zu wehren, um Alvaros Temperament nicht herauszufordern. Er riss ihr das Tuch von Leib. Zufrieden betrachtete er ihren nackten Körper und griff, was ihm gehörte. Seine kalte Hand umfasste Livs Brust, seine andere liess er zu ihrer Vagina gleiten. Liv holte tief Luft und blickte an die hohe Decke während langsam Tränen in ihre Augen stiegen. Ryan war der erste gewesen, der sie so berührt hatte. Sie kniff ihre Augen zusammen und dachte an Ryans blaue Augen und sein dunkles Haar. Für einen kurzen Moment huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, bevor sie wieder in die Realität zurückgeholt wurde. Alvaro drückte Liv grob auf das Bett, das neben der Badewanne stand. Doch er brachte nicht zu ende, was er begonnen hatte. „Nein!", rief er plötzlich aus und stieg vom Bett runter, „Ich spare dich auf für meinen Sohn. Er hat noch nie eine Jungfrau gefickt, bis jetzt konnte er sich nur zweitklassige Huren leisten. Selbst für meinen Sohn, der seinen Schwanz in alles steckt, was ihm über den Weg läuft, wäre es das erste Mal eine junge Dame tatsächlich zu entjungfern. Diese Ehre werde ich ihm nicht nehmen», erkläre Alvaro, warf einen letzten Blick auf die Schönheit, die er sich entgehen liess und verliess das Zimmer. Vor der Türe musste er zuerst einmal tief ein- und ausatmen, um sich zu beruhigen. Eigentlich wollte er seinem Sohn die Jungfrau gar nicht gönnen, denn verdient hatte der kleine Lustmolch sie sicherlich nicht, aber die Zeit wurde knapp und Alvaro hatte noch einen letzten Besuch vor sich und zu seiner eigenen Krönung wollte er nur ungerne zu spät kommen.
Wiederum durchschritt er die reichlich verzierten Gänge. All dieser Reichtum gehörte nun ihm und das hatte er mit nichts weiter als einem guten Plan geschafft. Zu Letzt stand er vor Destinas Zimmer. Er wusste genau, dass er hier zwei Fliegen auf einen Streich schlagen konnte. Er klopfte höflich an und die Tür wurde ihm von einer Magd geöffnet. Als er das Zimmer betrat, fand er eine völlig schrecklich aussehende und tränenüberströmte Destina vor, die sich die Seele aus dem Leib weinte. Neben ihr sass Finn und hielt sie trostspendend im Arm. Finn bemerkte ihren Besucher als Erster. Sein Blick war voller Hass und Wut, doch der grosse Krieger blieb sitzen und tröstete das gebrochene Herz einer gebrochenen Frau. Als schliesslich auch Destina den Besuch bemerkte, wütete sie blind auf Alvaro zu. Der Schmerz und die Verzweiflung die ihr Gesicht zeichneten, liessen sie verbittert erscheinen. Mit Tränen auf den Wangen und stark geröteten Augen griff sie nach Finns Schwert und holte damit in Richtung Alvaro aus. Doch ihre dünnen Arme waren zu schwach und die Klinge verfehlte Alvaro, der sich mit einem Lächeln an Destinas Verzweiflung ergötzte. Mit zitternden Armen versuchte sie das Schwert noch einmal zu heben, doch Finn bereitete der Tragödie ein Ende. Er nahm sein Schwert zurück an sich und drückte Destina gegen seine Brust. Wieder brach sie verzweifelt in Tränen aus. Ein gebrochenes Herz war schmerzhaft. Destina könnte Lieder davon singen, denn niemand wusste dies besser als sie. Der Schmerz zerriss ihr die Brust und er schien nie enden zu wollen. Sobald sie die Augen schloss sah sie Lances Gesicht, seine wunderschönen Augen, die von Freiheit und Frieden träumten, seine Lippen, die nichts anderes zu sagen hatten, ausser Ich liebe dich und dann zu lächeln. Destina schluchzte laut auf. Sie ertrug diesen Schmerz nicht. «Hast du dich fertig aufgegeilt an dem Leid, das du über sie gebracht hast?», fuhr Finn Alvaro an, wütend über Alvaros selbstverliebtes Lachen und darüber, dass er ihm nicht einfach, das Schwert in die Brust rammte. Ohne Jacks Rebellion und mit all den reichen Kaufleuten, die ihn unterstützten, schien Alvaros Herrschaft nichts zerrütten zu können. Er war unnahbar und unantastbar, dieser kleine Bastard! Alvaro zog eine Nase voll der Luft ein, die so in Trauer und Schmerz getränkt war, dass man es tatsächlich riechen konnte, und genoss diesen Augenblick. Nickte Finn lachend zu und verliess das Zimmer schliesslich. Zufrieden machte er sich nun auf den Weg zu seiner Krönung, immerhin führte seine ganze Planung nur auf diesen einen Moment hin.
Die Krönung fand in der Eingangshalle der Burg statt, dort wo auch der Thron stand. Alvaro hatte seine edelsten Kleider angezogen und schritt nun langsam auf den eisernen Königsstuhl zu. Das Familienwappen, das einen roten Greiff auf silbernem Hintergrund zeigte, war überall in der Halle gehisst und zeigte, wem diese Burg und damit auch die komplette Stadt von nun an gehörte. Vor dem Thron erwartete ein Ältester den zukünftigen König. Normalerweise wurde diese Zeremonie von den vier Priestern durchgeführt, doch Alvaro hatte sich klar dagegen entschieden, da er die Religion verachtete und genauso verachtete er die Priester mit ihren blöden Bändiger-Kräften, die ihnen ohne Grund Macht verlieh. Der Älteste war einfach ein Mann, der hier am Hof diente und behauptet hatte, bereits bei 20 Krönungen anwesend gewesen zu sein. Aber für Alvaro spielte dies keine Rolle, er wollte seine Krone und diesen Thron, damit er schliesslich den Titel König tragen durfte. Grund für ein pompöses Fest hatte er erst, sobald er auch tatsächlich König war. Ein Lächeln zierte sein Gesicht. Das Lächeln von Erfolg und Macht, das Alvaro schon seitdem er ein Kind war, lächeln wollte und nun konnte er das endlich tun. Es hatte lange genug gedauert, zumindest in seinen Augen. Er lächelte seinem Sohn Aurion zu, der bereits neben dem Thron auf seinen Vater wartete. Eine einzige Person musste bei der Krönung anwesend sein, damit der Titel als legitim angesehen wird. Aurion lächelte seinen Vater verschwörerisch an. Er hatte denselben arroganten Gesichtsausdruck wie sein Vater, nur seine Statur war weitaus athletischer. Seine blauen Augen, die jeder ehrwertigen Dame den Kopf verdrehten, kannten nichts als ein Leben in Reichtum und Fülle. Aurion wusste, wie viel Geld und Macht mit dem Königstitel kamen und er konnte nicht warten, endlich auch so eine Position wie sein Vater innezuhalten. Und Alvaro wusste, dass sobald seine Zeit gekommen war, auch Aurion ein guter König sein würde. Mit dem Menschen Mädchen als Ehefrau und mit dem enormen Herrschaftsgebiet, das Alvaro in baldiger Zukunft erobern wollte, hätte er die besten Voraussetzungen als König. Doch noch war weder Alvaro noch Aurion König. Alvaro fokussierte seine Augen auf den Thron, dem er gemächlich näherkam. So nah war er noch nie an seinem Ziel gewesen und eine leise Stimme in seinem Kopf begann plötzlich zu flüstern: Was, wenn du jetzt scheiterst? Und die Stimme wurde lauter mit jedem Schritt, den Alvaro Richtung Thron tat. Sie wurde zu einem Schreien, das ihn drängte schneller zu gehen, schneller die Zeremonie hinter sich zu bringen und so bekam er nichts von der Rede des Ältesten mit, sondern war nur darauf konzentriert, den Saal nach möglichen Bedrohungen abzusuchen und zu hoffen, dass die Zeremonie bald zu Ende sein und er den Titel haben würde, den ihm niemand jemals wieder wegnehmen könnte. Und so war die Zeremonie schnell hinter sich gebracht. Nun zierte eine mächtige und sichtbar teure Krone Alvaros Haupt und er sass auf dem unbequemen Thron, aber dennoch hatte er sich noch nie besser gefühlt. Er hatte es geschafft. Endlich befand er sich in der Position, die ihm wahrlich gebührte. Jetzt war es Zeit, dieser Stadt zu zeigen, dass ein neuer König im Land war. Ein neuer König mit neuen Methoden, seine Macht durchzusetzen. Aurion stellte sich ebenfalls zufrieden hinter seinen Vater, als der die Rebellen rufen liess. Nach kurzer Zeit hatten sie sich alle in der Halle eingefunden, zuvorderst ihr Anführer Ryan, der die Befehle entgegennahm. Alvaro reichte ihm eine Liste. «Bring mir all ihre Köpfe!»

Die Reise des DrachenmädchensWhere stories live. Discover now