53. Knallende Türen

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Es war 7 Uhr morgens und wir waren spät dran. Elaine duschte noch, während ich bereits fertig war und mich schlecht gelaunt in meine Kleidung von gestern zwang. Um 9 begann der Unterricht und nicht erscheinen kam überhaupt nicht in Frage, da wir gestern den ganzen Tag geschwänzt hatten. Ich weiß nicht, wie es bei ihr aussah, aber ich konnte mir das eigentlich nicht leisten. Wenigstens war es noch bisschen hin, bis die Prüfungen anstanden.

Eilend ging ich hoch, um in Els Zimmer mein Zeug zusammenzusuchen und kündigte meine Anwesenheit an, um sie nicht zu erschrecken, da ich hörte wie sie ihr Wasser abstellte.

„Wundervoll", erwiderte sie nur mürrisch. Dass ich sie zwang zur Schule zu gehen schien ihr gar nicht zu passen.

Im Bademantel und mit einem Handtuch auf dem Kopf kam sie aus ihrem Bad. Ich beobachtete ungläubig, wie gemütlich und ungestört sie zur ihrer Kommode schlenderte, um sich frische Wäsche zu schnappen. Als sie meinen Blick bemerkte zog sie eine Augenbraue hoch: „Was ist?"

„Wäre nett, wenn du dich ein wenig beeilen würdest."

Elaine seufzte nur und verschwand mit ihren Klamotten im Bad. Zwei Minuten später stand sie in Jogginghose und Sweatshirt wieder vor mir. Ihr Haar hing traurig runter, aber schlimmer als meines sah es nicht aus.

„Willst du vielleicht eine Mütze haben? Ich bekomme immer Kopfschmerzen, wenn ich mit nassen Haaren in der Kälte rumlaufe."

Ich schüttelte den Kopf. Mir brummte der Schädel ohnehin schon. „Jetzt komm. Ich muss dich noch Zuhause ablassen, also bleibt mir weniger Zeit."

„Erst muss ich mit zu dir." Sie zog sich ihre Jacke und Mütze an. Seufzend schnappte sie sich noch eine Papiertüte, dessen Inhalt ich nicht kannte, und ging vor. Ich folgte ihr mit einem fragenden Blick.

„Meine Schuluniform liegt bei dir im Zimmer."

„Oh."

Julies Reaktion auf unser beider Verschwinden wird schon nervig genug sein, aber dann sollten wir auch noch bei mir aufkreuzen als wär's normal? Elaine schien echt keine Sorgen zu haben.

„Ich kann auch im Auto warten, während du sie holst."

Das war eine gute Idee. Zustimmend nickte ich und hielt kurz inne, als sie die Haustür hinter sich abschloss. Schweigend liefen wir zu meinem Auto, stiegen ein und fuhren endlich los.

* * *

„Danke, Carter", Elaine lächelte müde und ließ ihren Blick von der digitalen Uhr zu mir gleiten. Wir lagen tatsächlich noch gut in der Zeit.

Ich nickte nur und erwiderte ihren Blick zögerlich. Keine Ahnung was mit mir los war. Plötzlich spürte ich, wie mir der Hals zugeschnürt wurde und konnte nichts mehr sagen. Bilder von letzter Nacht tauchten vor meinem inneren Auge auf und ließen mein Herz schneller schlagen.

Elaine schien auch in Gedanken versunken zu sein. Uns beiden lagen Dinge auf dem Herzen, die wir nicht aussprachen. Seufzend stieg sie schließlich wortlos aus und schenkte mir noch ein letztes Lächeln, bevor sie den Vorgarten entlang nach Hause eilte.

Ich fuhr nicht direkt los. Stattdessen sah ich ihr hinterher. Als sie ihre Schlüssel aus der Tasche kramte und gerade die Tür aufschließen wollte, schwang diese auch schon auf.

Louis sah wütend auf sie hinab und ließ sie durch, doch Elaine machte den Fehler vorher noch panisch in meine Richtung zu gucken. Er folgte ihrem Blick und verlor kurz die Kontrolle über seine Gesichtszüge, bevor er die Tür so laut zuknallte, dass ich es sogar im Auto hören konnte.

* * *

Julie grummelte den ganzen Weg zur Schule. Ununterbrochen. Seufzen, nach Luft schnappen, weil sie etwas sagen wollte und dann folgte jedes Mal doch eine Meinungsänderung, begleitet von einem nervigen Kopfschütteln. Ich bemühte mich sie nicht anzuschnauzen.

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