24. Ganztägiges Essen

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Heute, am 5. November 2016, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Friseursalon verlassen, ohne zu grummeln. Zufrieden machte ich mich auf den Weg zum nächsten Pret a Manger, um mir ein Sandwich zu kaufen. Es war 12 Uhr mittags und bereits brechend voll in der Oxford Street. Wie immer eigentlich. Außerdem hatten wir Ferien, also machte ich mich auf eine lange Reihe bereit. Eigentlich würde ich zu jedem x-beliebigen Friseur gehen, aber da ich sowieso neue Fußballschuhe brauchte, hatte ich mir die Mühe gemacht, mit dem Bus bis hierhin zu fahren. Julie wusste davon aber natürlich nichts, sonst würden wir jetzt Händchen haltend durch die Stadt laufen und ich wäre am Ende des Tages arm.

Seufzend betrat ich den angenehm warmen Laden und schlenderte rüber zum Sandwich- und Baguettestand. Früher hätte ich ohne wirklich zu überlegen nach etwas gegriffen, aber jetzt stachen mir die ganzen Siegel ins Auge. Vegan, vegetarisch, laktosefrei und all der Mist. Nur aus reiner Neugier checkte ich das vegane Angebot ab und hörte dabei plötzlich ein Hüsteln. Als ich aufsah blickte mich eine Blondine unsicher an.

„Ich muss da mal kurz ran", murmelte sie, sodass ich zurücktrat. Hastig nahm sie sich, was sie brauchte.

Verwundert legte ich den Kopf schief, bevor ich sie zögerlich ansprach. „...Linda?"

Sie spannte sich etwas an und drehte sich sichtlich unwohl um. „Carter?"

„Alles okay?", ihr Zusammenzucken verwirrte mich. Schüchtern blickte sie weg und deutete dann hinter mich.

„Mein Bruder wartet."

Ich runzelte die Stirn und drehte mich zu Daniel. Dieser wollte mich gar nicht angucken und drehte sich demonstrativ weg.

Als ich wieder zu Linda sah, starrte sie mich fast schon den Tränen nahe an. Wir hatten nicht oft miteinander geredet und wenn, dann nur im Chemie- und Kunstunterricht. Viel besser hatte ich sie aber auch nicht kennengelernt. Und dennoch bekam ich das Gefühl, dass hier irgendwas extrem falsch war.

„Kannst du–", hob sie an und schüttelte hastig den Kopf. „Carter... Sag Julie bitte, dass ich Jake nie daten wollte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir keine andere Wahl lässt. Sag ihr–", sie stockte und presste die Lippen aufeinander. Den Kopf schüttelnd wandte sie sich ab. „Vergiss es. Egal."

Mit diesen Worten huschte sie an mir vorbei und eilte zu ihrem Bruder. Dieser erkannte anscheinend direkt, das etwas los war, und umarmte sie. Ich hörte noch, wie er sich wegen irgendwas entschuldigte und dann machten die beiden sich davon.

Verwirrt schnappte ich mir ein beliebiges Sandwich und lief ihnen hinterher, stellte mich aber an eine andere Kasse. Darauf bedacht, nicht in ihre Richtung zu sehen, wartete ich auf meine Reihe und überlegte, ob ich Julie nun sagen sollte, was Linda gerade mir erzählt hatte, oder nicht.

* * *

Da ich mir auch vorgenommen hatte, Ava nichts von Isaiahs Nebenaktivitäten zu erzählen, hätte es eigentlich nur gepasst, mich in das Freundschaftsdrama meiner Schwester auch nicht einzumischen. Eigentlich hatte ich die ganze Sache bereits vergessen, als ich im Adidas Store umherwanderte. Doch gerade, als ich zur Kasse gehen wollte, tauchte ihr blonder Kopf erneut auf.

Das war schlecht nur ein Zufall.

Dieses Mal schlürfte sie alleine an einem Smoothie und lungerte in der Frauenabteilung herum. Paar Sekunden verstrichen, während ich verwundert in ihre Richtung sah, da drehte sie sich plötzlich um und blickte mir direkt ins Gesicht. Ich runzelte die Stirn und hätte fast übersehen, wie Linda erschrocken die Augen weitete, bevor sie sich rasch wieder umdrehte.

BorderlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt