23. Begeisterte Tratschtanten

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Bitte check ob du die neue Version liest, indem du sicherstellst, dass der Titel des Kapitels auch wirklich im Kapitel vorkommt. X

Seufzend warf ich meinen Rucksack in die nächste Ecke und meine Jacke gleich dazu. Unten wartete leckeres Mittagessen auf mich, aber jetzt musste ich mich erstmal seufzend auf mein Bett werfen und an mein zweites Date mit Ava denken. Mrs Grace meinte es ernst und unsere Mütter auch.

Brummend machte ich es mir gemütlich und spürte dabei, wie etwas Spitzes in meine Seite stach. Verwundert schlug ich die Decke zurück und hielt für einen Moment inne, bis ich den Gegenstand wieder erkannte.

Es war das hässliche Notizbuch. Eigentlich hatte ich heute Morgen vorgehabt, ein bisschen zu schnüffeln, aber dann hat plötzlich mein Handy geklingelt. Ava musste unsere Stunde am Wochenende vorziehen und eigentlich war mir das nur recht so.

Englisch konnte nur so verdammt anstrengend werden, wenn man jeden Buchstaben analysieren musste. Aber bei diesem Schätzchen könnte es vielleicht doch ganz spaßig werden.

Neugierig stemmte ich mich hoch und klappte es auf. Die Schrift war verschmiert und nicht wirklich leicht zu entziffern, aber das lag wahrscheinlich eher daran, dass die Seiten feucht und verwelkt waren. Stinken tat der Kleine auch, aber was soll's.

Seufzend begann ich zu lesen.

Wenn deine arme Seele diese Zeilen gerade liest und es vor Neugier auch nicht sofort wieder sein lassen kann, wird sie schon bald all meine armseligen Probleme und Sorgen kennen.
Du wirst merken, dass mein eisernes Schweigen der lauteste Schrei meines gesamten Lebens war. Und du wirst dich fragen, wer bitte so angeknackst sein kann, ohne es sich auch nur ansatzweise anmerken zu lassen.

Denn du wirst nie erfahren, wer ich bin oder warum ich verdammt nochmal wie eine aus dem Takt geratene Uhr ticke.
Ich weiß es nämlich selbst nicht.

PS. Falls du dieses Büchlein finden solltest, dann nur, weil ich nicht mehr drauf aufpassen konnte. Und solange ich nicht tot bin, kann ich das sehr wohl.

Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte ich den fetten Punkt am Ende des letzten Satzes an und blätterte weiter. Das nannte ich mal eine Einleitung. Noch nie zuvor hatte ich ein sympathischeres Bild von einem Autor durch sein Vorwort erhalten.

Der nächste Eintrag war weniger brutal und sogar mit Datum und Uhrzeit versehen. Anfang August wurde er verfasst. Ich übersprang den Rest bis zur letzten Seite und checkte das Datum.

25. Oktober 2016. Das ist vor genau 9 Tagen gewesen. Also hatte Mr oder Miss X es erst vor Kurzem verloren. Dann musste ich mich auch nicht mehr um den Satz „Falls du dieses Büchlein finden solltest, dann nur, weil ich nicht mehr drauf aufpassen konnte. Und solange ich nicht tot bin, kann ich das sehr wohl." kümmern. Falls jemand in meiner Nachbarschaft in den letzten zwei Wochen verstorben wäre hätte ich das ja wohl mitbekommen.

Vielleicht sollte ich es Julie zeigen und sie fragen, wem es wohl gehören könnte. Denn mittlerweile fühlte ich mich nicht mehr so wohl dabei, es zu lesen und legte es deswegen seufzend in die unterste Schublade meiner Kommode.

* * *

„Oh, verdammt ist es kalt", fluchte Lucien leise und schlug fröstelnd den Kragen seines Mantels hoch, um seinen Nacken vor dem Wind, der uns von hinten eiskalt in den Rücken schnitt, zu schützen. Trotz Jacke fror ich und fragte mich, weshalb ich diesem Idioten überhaupt in die Stadt gefolgt war – insbesondere nach seinem gestrigen Auftritt. Außerdem sollte ich langsam mal hinterfragen, wohin die Reise führte, da er mich schon wieder irgendwohin lotste.

BorderlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt