5. Betrunkene Götter

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„Carter", hörte ich Mums Stimme sanft murmeln und blinzelte verschlafen. „Bist du wach? Komm schon, heute musst du etwas früher aufstehen."

„Warum?", meine Stimme klang rauer als sonst, weshalb ich kurz hüstelte. „Was ist heu- O Gott." Ich unterbrach mich selbst, als mir einfiel, dass meine wundervolle Schwester Geburtstag hatte.

Mum verstand und lächelte. „Dein Vater und ich haben ein schönes Frühstück zubereitet, also los, raus aus den Federn. Julie ist schon lange wach."

Wie überraschend. Gestern Abend war ich in letzter Sekunde losgerast, um ihr ein Geschenk zu kaufen, da sie sich dem Äffchen und Mum nach unbedingt Make-Up Paletten wünschte, die nicht innerhalb eines Tages geliefert werden konnten. Ich weiß nicht genau, was ich da gekauft habe, aber es hat gereicht einen Zettel mit den Namen der Produkte dabeizuhaben. Mir war aber sehr wohl bewusst, dass ich knapp £80 bezahlt habe. Für zwei solcher dünnen Schachteln und ein merkwürdiges Lippenprodukt. Einfach unglaublich.

„Okay, Mum", murmelte ich und setzte mich langsam auf. Sie lächelte zufrieden, strich mir einmal sanft übers Haar und wandte sich dann nickend ab.

Mein Blick glitt missmutig zu meinem Schreibtisch. Denn was mich dort erwartete, war alles andere als schön.

Die verdammte Kingsbury High Schuluniform. Es kotzte mich an, aber die unglaubliche Mrs Clarks hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, bei mir Zuhause anzurufen. Englisch ist somit zu dem beschissensten Fach überhaupt geworden.

Brummend schleppte ich mich ins Bad und entschloss in Speedgeschwindigkeit zu duschen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie Julie voller Vorfreude ihre Wimpern tuschte und dann kichernd zu ihrem rosa Lippenstift griff.

Sie war genau zu so einem Teenager mutiert, wie es jeder von ihr erwartet hatte. Deshalb kam es mir auch überhaupt nicht so vor, als hätten wir drei Jahre getrennt gelebt. Es war, als hätte ich nichts in ihrem Leben verpasst.

* * *

Manon, 11:45 AM
Ich bin heute nicht da, sorry

Ich hatte sie gefragt, ob sie noch vorhatte hier aufzukreuzen, da ich planlos meine Freistunde in der Cafeteria verbrachte und ihrer Freundin Iris beim Labern zuhörte. Nach Absprache mit Mr Green ist sie zu uns die Gruppe gewechselt und nun hockten wir zu viert hier. Naja, zur Zeit zu dritt, da Manon anscheinend wieder besseres zutun hatte.

Jake saß direkt vor mir und wich krampfhaft meinem Blick aus. Man konnte ihm aus meterweiter Entfernung ansehen, dass er sich unwohl fühlte. Gut so. Auch wenn ich nicht genau wusste, was er verbrochen hatte, da Julie nicht mit der ganzen Wahrheit rausrücken wollte, wusste ich, dass es schlimm sein musste. Meine Schwester war naiv, verteilte tausende Chancen und vergab schnell. In diesem Fall aber nicht.

Sie hatte irgendwas von einem Vertrauensbruch erwähnt und mich gewarnt, keinen Wind aufzuwirbeln, da Jake seine Probleme gerne mit Gewalt löste. Keine Ahnung, ob sie glaubte, mir damit Angst einjagen zu können, doch ich hatte sowieso nicht vorgehabt den beiden auf die Pelle zu rücken.

Um ehrlich zu sein, war ich schon neugierig, aber nicht wirklich sensationsgeil, also mischte ich mich auch nicht weiter ein. Jules erzählte gerne und hemmungslos, was ihr auf der Seele lag, also brauchte ich sie nicht zu drängen.

„Jake, hast du mir zugehört?", riss Iris mich aus meinen Gedanken, doch glücklicherweise war ich dieses Mal nicht ihr Opfer.

Der Angesprochene blickte für einen Moment orientierungslos auf, wodurch er sich selbst verriet. Iris stöhnte genervt und klappte das Buch zu.

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