45. Hässliche Weihnachtsgeschenke

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Lucien schnarchte auf und fuhr sich im Schlaf seine fettigen Finger durchs Haar, während ich mich auf dem Boden ausgebreitet hatte und nachdenklich an die Decke starrte. Der Idiot ist in eine Art Koma gefallen, nachdem er sein Essen in einer Rekordzeit von fünf Minuten verschlungen hatte.

Seufzend griff ich erneut nach meinem Handy und starrte ihren Kontakt an. Was anderes tat ich die letzte halbe Stunde auch gar nicht. Schwerschluckend lauschte ich dem Gewitter draußen und beschloss, Russ leise im Hintergrund laufen zu lassen.

Alles war ein Stück erträglicher mit guter Musik.

Ich drehte mich auf die Seite und legte mein Handy weg. Lucien murmelte irgendwas und rutschte gefährlich nahe an den Rand der Couch. Sein linker Arm baumelte schon runter und ich brauchte nur locker den Arm ausstrecken, um seine Hand berühren zu können. Ein Teil in mir wollte an ihr ziehen, sodass er hinfallen und aufwachen würde, während ein anderer Teil aus seiner Wohnung schleichen wollte, während er gerade so niedlich schlummerte.

Erneut seufzend drehte ich mich wieder auf den Rücken und fluchte leise, bevor ich zum zehnten Mal nach meinem Handy griff und endlich auf den kleinen Hörer unter Els Namen klickte.

In dem Moment, in dem Russ aufhörte zu singen und das Piepen anfing leise zu läuten, hielt ich gespannt die Luft an.

Es klingelte bei ihr einmal... zweimal... dreimal... und ein abgehacktes viertes Mal, bevor sie mich wegdrückte. Ich presste die Lippen aufeinander und spürte langsam, wie die Wut wieder hochkam.

Dann nicht, dachte ich mir, wie eine vierzehnjährige Göre und schloss endlich ihren Kontakt.

Dann verdammt nochmal nicht, Elaine.

* * *

„Hey, Carter", Julie lächelte mich gezwungen an, was ich direkt in ihren Augen sehen konnte und trat zur Seite, damit ich mich an ihr vorbeidrücken konnte. Obwohl ich nur wenige Sekunden durch den Regen latschen musste, war ich unglaublich nass geworden.

Grummelnd grüßte ich zurück und zog mir die Schuhe aus, während sie sich von mir abwandte. „Mum und Dad hatten heute wieder eine blöde Diskussion wegen Iván. Ich glaube, jetzt steht's fest. Er ist demnächst zum Abendessen eingeladen."

Nichts interessierte mich gerade weniger als mein biologischer Vater. Sogar meine Hausaufgaben, die sich über meine suspendierte Zeit angehäuft hatten, bereiteten mir in diesem Moment mehr Sorgen.

„Okay...", murmelte ich nur und hing meine Jacke an den Ständer. „Machst du für £20 meine ganzen Hausaufgaben?"

Julie drehte sich überrascht um und zog eine Augenbraue hoch. „£20 und eine Frage, auf die ich eine ehrliche Antwort erwarte."

Dass sie jetzt wirklich noch verhandeln wollte, war kaum zu glauben. Sie sollte eher dankbar sein, dass ich ihr einen angemessenen Preis vorgeschlagen hatte, doch nein; Jetzt senkte sie diesen sogar noch freiwillig, als ich nicht direkt zustimmte: „£15 und die Frage."

Ich verdrehte die Augen und kramte schonmal mein Portmonee aus meiner Jackentasche, bevor wir gemeinsam hochliefen. „Schieß los."

Sie klebte praktisch an mir und begann zu flüstern: „Du darfst nicht wütend werden."

„Julie", brummte ich nun. „Hier, £20 reichen—"

„Nein!", unterbrach sie mich hastig. „Warum hat Daniel mir vor einer Stunde geschrieben, dass Elaine zu ihm gefahren ist, um ihn zu küssen und zu sagen, dass er der Einzige ist, der ihre Liebe verdient?"

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