Sechs

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15.09.2016                1:06 AM

Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich mir irgendwelche psychischen Probleme "einreden". Ich sitze da, in irgendeinem fahrenden Fortbewegungsmittel und diskutiere mit mir selbst.

Ich denke über meine letzte Auseinandersetzung mit einem dieser Penner aus meinem Jahrgang nach und frage mich, ob er mich nicht leiden kann. Eigentlich fände ich es okay, weil ich ihn ja auch nicht mag, aber dann denke ich mir: Warum sollte er mich nicht mögen? Warum sollte mich überhaupt jemand nicht leiden können? Ich bin doch eigentlich ganz "nett".

Ich versuche eine Ausnahme zu machen, bei denen, die ich verbal angegriffen habe - auf körperliche Gewalt verzichte ich, weil es mich am Ende nur wütender macht, wenn die Person nicht schlussendlich im Krankenhaus im Koma liegt - und denke an die anderen Leute. Die, die meinen sich mit mir anlegen zu müssen, nur weil ich irgendeinen von deren Freunden mal dumm angemacht habe. Ich meine - ich mache das doch nicht einfach so, weil mein Arsch juckt, oder so. Die regen mich auf.

Naja, jedenfalls denke ich an die mit denen ich keine Probleme habe. Es kommt mir so vor als wäre es selbstverständlich, dass sie mich mögen. Doch dann fällt mir ein, dass ich seinen besten Freund oder seine Perle mal angeschnauzt hatte. Trotzdem müssen die mich doch mögen, oder?

Nein. Das würde keinen Sinn machen. Ich frage mich selbst, ob alles okay mit mir ist? (Im ernst?) Ich komme mir so vor, als würde ich unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, aber das halte ich nicht für möglich. Also akzeptiere ich einfach, dass nicht jeder einen mögen muss.

Und plötzlich kommt es mir so vor als würde es mich verletzen. Aber das ist auch nicht möglich. Mich interessieren diese Menschen nicht. Ich denke nur an sie, weil ich mich selbst interessiere. Das ist ziemlich ich-bezogen, ich weiß, aber ich finde es okay.

Wenn es etwas gibt, das ich öfters ins Gesicht geklatscht bekommen habe und wirklich gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass ich wichtig bin. Man kann doch sonst niemandem trauen. Ich denke, wenn man sich selbst nicht liebt und respektiert, dann tun's die anderen erst recht nicht. Und wie soll man sie dann davon überzeugen, es doch zu tun?

Jedenfalls wird mir klar, dass ich gegen den Schmerz, erzeugt vom Desinteresse und/oder Abneigungen mir unwichtiger Menschen, immun bin. Scheiß mal auf die. Wer braucht solche Wichser schon? Alles Pisser.

Und dann merke ich es wieder. Mein innerer Psycho-Doc erwacht erneut zum Leben. Jede Diagnose, die von meinem "normalen" Ich aufgestellt wird, wird vom Doktor in mir ins Lächerliche gezogen.

Narzisstische Persönlichkeitstörung. Gefühllose Person. Alles klar! Hass ist auch eine Emotion. Und hassen tue ich viel(e). Mehr als ich liebe. Im ernst jetzt.

Jedenfalls sagt Psycho-Doc dann: "Du Spast, dein einziges Problem ist, dass du kein Problem hast."

Ich lebe ein Leben, wie jeder andere Mensch. Langweilig, anstrengend, uncool. Jaja, es gibt besondere Fälle, wie zum Beispiel prominent zu sein. Aber auch das Leben von Promis wird irgendwann scheiße. Warum sonst verrecken sie alle an einer Überdosis? (So werde ich wahrscheinlich auch sterben. Todesursache: Überdosierung der altbekannten Droge, die einen sich scheiße fühlen lässt, auch bekannt als "Das Leben").

Also geht's mir gut, oder? Ich bin gesund, was? Mir geht's super. Aber eine Sache verstehe ich trotzdem nicht.

Warum denke ich so was? Versuche mir Scheiße einzureden? Ist mein Leben wirklich so langweilig? Trotzdem: das ist doch krank. Egal, wie langweilig einem ist?

Also bitte, weshalb habe ich solche Gedanken?

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