46. Überdramatisches Äffchen

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Sorry, dass ich das letzte Jahr so tot war. Hoffe meinen übrig gebliebenen (3) Lesern gefällt dieses Kapitel trotzdem. X

Es war Montag und ich spürte nicht einen Funken Freude in diesem relativ volumenreichen Körper. Angespannt lief ich durch die Gänge und hoffte dabei innerlich, keinem der Scotts zu begegnen. Als treuer Sündiger jedoch tat Gott sich wahrscheinlich damit schwer, sich zu überwinden, mir einen Gefallen zutun und deshalb musste ich leiden.

Es dauerte nämlich nicht lange bis Louis mich scheinbar aus dem Nichts anrempelte. Ich beschloss, nicht wie ein pubertärer Bengel zu reagieren und ignorierte es, da holte er erneut aus: „Nervt mich zwar, dass du dir Linda gekrallt hast, bevor ich sie ins Bett locken konnte, aber wenigstens will Elaine jetzt nichts mehr von dir."

Es fühlte sich wirklich so an, als wären meine Muskeln kurz davor zu reißen — so sehr spannte ich mich an, um ihm nicht erneut die Nase zu brechen.

„Ja, stattdessen macht sie es mit Daniel. Um genau zu sein, würde El sich auf jeden einlassen;  Nur auf ihren Cousin nicht. Perverser Freak."

Zugegeben, die Beleidigung am Ende war etwas niedlich für diesen ekligen Bastard, aber Louis schien jetzt noch aggressiver als ich drauf zu sein, da dieses arrogante Lächeln spurlos aus seinem Gesicht verschwunden war.

Zufrieden lief ich an ihm vorbei und war überzeugt, dass diese Aktion dann genügend Stress für diesen Morgen bedeutete, da hörte ich ihre Stimme.

Leise fragte sie Louis, ob ich was Doofes gesagt hätte. Ich drehte mich halb um und sah ihr geradewegs in die großen, grünen Augen, bevor sie mir nach einem Moment des Starrens den Rücken zukehrte.

„Nein, alles gut", redete ihr Cousin sich raus, bevor er sich, ohne auf sie zu warten, vom Acker machte. Dumm von ihm. Sehr dumm.

Ich nahm kurz tief Luft und musste mich zusammenreißen. „El—"

„Komm mit, Elaine", unterbrach Louis mich brüllend vom anderen Ende des Flures. Sie schreckte leicht zusammen und warf mir einen letzten zornigen Blick zu, bevor sie ihm hinterher dackelte.

Genervt sah ich ihr nach und beschloss, ihr einfach eine Nachricht zu schicken. Trotz allem sollte sie wissen, dass ich Manon eingeweiht habe. Danach wird sie meine Nummer wahrscheinlich blockieren, wenn sie das nicht schon längst getan hat.

Überdramatisches Äffchen. 

An: Elaine, 11:50 Uhr
Hab Manon das Tagebuch gegeben. Sie wird sich drum kümmern

Noch bevor El aus meiner Sicht verschwand, hielt sie abrupt inne. Ihr Handy hatte wahrscheinlich vibriert, da sie es im nächsten Moment aus ihrem BH fischte und dann erschien auch das kleine Häckchen unter meiner Nachricht. Langsam drehte sie sich um, starrte mir trotz der Entfernung geradewegs in die Augen und als ich dachte, dass sie sich nur wieder umdrehen und davonlaufen würde, eilte sie plötzlich zurück.

„Wie bitte?!", zischte sie dabei, gerade laut genug, sodass ich nur überrascht blinzeln konnte. Sie sprach wieder mit mir?

„Warum hast du das getan, Carter?", enttäuscht starrte sie zu mir hoch und blieb wenige Zentimeter von mir entfernt stehen. „Manon kommt mit so einem Kack doch nicht klar!"

Keine Ahnung, was in mich geraten war, aber ich konnte nicht anders als sofort das Thema zu wechseln: „Ich hab' Linda nicht geküsst."

Jetzt stutzte das Äffchen und brauchte einen Moment, bevor es ungläubig dreinblicken konnte. „Halt die Klappe. Ich bin nicht blind und so gut kann niemand photoshoppen."

Einfach nur erleichtert darüber, dass sie nicht sofort wieder abhaute, ergriff ich die Gelegenheit, ihr alles zu erklären: „Linda hat sich an mich geschmissen, aber nicht weil sie mich mag oder so, sie wollte dich nur näher an Daniel bringen und hat das offensichtlich–"

„Mr Queen?", unterbrach eine nervige Stimme meinen Freestyle-Rap. Ich schloss kurz die Augen, um nicht komplett auszurasten und drehte mich halb um. „Oh", machte Mr Green dann, als er Elaine ebenfalls bemerkte. „Es klingelt jeden Moment."

Das war's. Er wartete nichtmal darauf, dass wir uns bewegten. Stattdessen lächelte er nur kurz und betrat seinen eigenen Klassenraum. 

„Komischer Typ...", murmelte El nur und wich meinem Blick aus. Ich konnte verstehen, warum. Er war erwartungsvoll und drängend. Doch eine Antwort bekam ich nicht so schnell. Stattdessen trat sie einen Schritt zurück und zog die Augenbrauen zusammen.

Es dauerte einige Sekunden, bis sie ihre erste Frage stellte: „Wie hat die kranke Ziege das mit dem Foto hinbekommen?"

Ich zuckte die Schultern. „Ihr muss wohl jemand geholfen haben."

„Wer hat denn bitte so viel Freizeit?", Elaine schnaubte und hielt ihren Blick gesenkt. Ich könnte schwören, ihr Herz rasend schnell pochen zu hören. Meins war's bestimmt nicht.

„Was auch immer", ich räusperte mich, „Es ist besorgniserregend, aber irgendwie auch lustig, meinst du nicht auch? Wie viel Mühe sich Menschen geben, um Drama zu erzeugen..."

Leicht lächelnd nickte sie und trat wieder näher. Schwerschluckend bemerkte ich, wie rot ihre Wangen angelaufen waren. „Ich war aber auch nicht wirklich undramatisch; Wie ich dich angezickt und ignoriert habe. Echt arm. Und dann noch der Kuss mit Danny..."

Ich stockte kurz, als sie das sagte. „Ja... Davon hat Julie mir auch schon erzählt."

El verdrehte nur die Augen. „War so klar."

Ich starrte sie wortlos an. Wir standen mittlerweile alleine im Flur und genau in diesem Moment klingelte es. Sie verzog leicht das Gesicht, keine Ahnung ob vor Ekel oder Nervosität.

„Ich wollte ihm einen Wangenkuss geben und hab versehentlich seine Lippen getroffen...", erzählte sie dann plötzlich und zögerte kurz: „...Und dann haben wir eine ganze Stunde lang rumgemacht, bis er nach Hause musste."

Letzteres gestand sie hastig, doch ich verstand jedes Wort klar und deutlich. Überrascht hob ich die Augenbrauen und musterte sie eine kurze Weile, bevor ich auflachte.

„Wow", ich lächelte, aber wirklich begeistert war ich nicht. „Linda ist doch nicht so krank wie ich dachte. Oder zumindest ein krankes Genie. Ihr Plan hat ja scheinbar direkt funktioniert. Komisch, dass mir das erst jetzt so richtig auffällt."

Elaine lachte ebenfalls spöttisch auf. „Du hast Julie bestimmt nicht direkt geglaubt. Ich bin ja so jungfräulich."

Daraufhin konnte ich nur den Kopf schütteln. „Langsam glaube ich, dass ich hier eher die Jungfrau bin... im Gegensatz zu dir."

Schweigsam betrachtete sie mich, ohne wirklich eine Emotion in ihrem Gesicht zu zeigen. Ich blickte weg und fuhr mir kurz durchs Haar, bevor ich mich von ihr abwandte: „Naja, es hat geklingelt. Bis später."

Sie antwortete immer noch nicht. Nur dieses analysierende Starren. Dezent frustriert gab ich ihr noch satte drei Sekunden, bevor ich ihr den Rücken zukehrte und mich vom Acker machte.

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