Kapitel 65 - There's no good in goodbye

1.3K 43 4
                                    

Ich wusste zwar nicht, in welchen Raum ich rennen würde, aber es war mir egal. Ich musste mich beruhigen. Ruhig atmete ich mehrmals ein und aus. Das war die einzige Methode zum ruhig werden, die ich kannte.

Ungefähr eine Minute später kam jemand herein. Es konnte eigentlich nur meine Mutter oder mein Vater sein. Justin, Jaden und William waren ja beschäftigt.

"Michael versucht die beiden da unten zu stoppen, aber ich habe keine Ahnung, ob das etwas bringt.", sagte meine Mutter, doch ich schüttelte den Kopf. Er würde es nicht hinkriegen.

"Aber kannst du mir jetzt vielleicht mal sagen, was hier los ist?"

Meine Mutter konnte natürlich nicht verstehen, warum sich William und Justin nicht abkonnten. Justin war mit seiner Erzählung nie so weit gekommen.

"Das da unten sind William und Jaden. William verlangt von Justin Geld, da er sie ja verraten hat, indem er die Schießerei organisierte. und Jaden...ja, er ist einfach nur sauer, denke ich. Er ist in mich verliebt. Und jetzt haben sie wohl irgendwie die schnauze voll.", schluchzte ich. Ich konnte meine Tränen nicht kontrollieren. Dass das alles so viele Dinge mit sich zog...es er so schlimm.

Meine Mutter nickte. Für sie musste eine solche Situation eigentlich bekannt sein, auch für mich, war es nicht das erste mal, dass ich einen Streit dieser Art mitbekam. Und doch hatte ich Angst und wusste nicht, was als nächstes passierte.

Plötzlich klirrte etwas auf den Boden. Meine Mutter hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und mir kullerten weiter Tränen die Wangen hinunter.

Mir wurde klar, dass ich die Polizei rufen musste. Das hier würde nämlich in kurzer Zeit eskalieren und ich wusste nicht, was dann noch von diesem haus hier übrig blieb.

Mir wurde aber auch klar, dass ich damit einiges riskieren würde. Ich meine, sie hatten mit der Mafia zu tun. Die Polizei würde sie festnehmen, aber was blieb mir denn anderes übrig?

Ich steckte in der Klemme, musste aber schnell handeln. Ich schaute meine Mutter an, welche immer noch total geschockt war, und wohl gerne alles mit einem Knopfdruck beenden wollte.

Entschlossen griff ich zu meinem Handy, welches ich neu hatte und wählte die Nummer der Polizei. immer wieder redete ich mir ein, dass es das Richtige war, was ich tat. Dass dann alles gut werden würde.

Es war das Richtige.

Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.

Hatte ich das wirklich? Ich wusste es nicht.

Ich berichtete der Polizei, was los war. Leider wurde meine Stimme immer von Schluchzern unterbrochen, die ich nicht aufhalten konnte. Es war einfach zu viel für mich.

Schließlich gingen meine Mutter und ich wieder die Treppe hinunter, um das reinste Chaos im Haus festzustellen.

Sämtliche Sachen waren umgeschmissen oder kaputt. Meine Tränen wurden wieder mehr und ich hatte das Gefühl der Boden unter meinen Füßen wurde langsam weggeschoben. Ich kam in der Realität an. Die ganzen Sorgen, die ich verdrängt hatte, kamen an die Oberfläche und zerstörten mich.

Ich hatte ernsthaft gedacht, dass alles gut wäre und dass auch nichts mehr passieren würde. Ich war so naiv und leichtsinnig gewesen.

Ich blickte mich um, und sah meinen Vater in der einen Ecke des Raumes sitzen. Er hatte eine ziemlich große Platzwunde an seiner Stirn und schien sich aus dem Streit wohl raushalten zu wollen. Es war klar, dass er gegen diese unmenschlichen Maschinen nicht ankam.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte Angst, dass alles nur noch schlimmer werden würde, wenn ich etwas tun würde. So wartete ich also dringend auf die Polizei, die jeden Moment da sein sollte.

Während William und Justin sich weiterhin die Fäuste ins Gesicht schlugen, nutzte Jaden die Gelegenheit, um zu mir zu kommen. Ich schaute ihn skeptisch an.

"Sieh endlich ein, dass ich der Bessere bin."

Und damit drückte er seine widerlichen Lippen auf meine.

Ich wollte mich wehren, ihn von mir drücken, doch ich konnte nicht. Er hatte mich fest im Griff und hinter mir war die Wand.

Ich wollte das nicht.

Er sollte aufhören.

Er musste es doch auch merken, ich erwiderte den Kuss doch nicht.

Und während mir noch all diese Gedanken durch den Kopf gegen, fiel Jaden leblos zu Boden.

Dann konnte ich Justin sehen, wie er die Pistole auf Jaden gerichtet hatte.

Er hatte ihn erschossen.

Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Er hatte jemanden getötet. Wegen mir.

"Das hast du nicht getan."

Ich konnte das alles gar nicht realisieren.

Doch die nächsten Momente waren wohl die schlimmsten meines Lebens.

Ich hörte den nächsten Schuss, der Justin direkt durchs Herz ging.

Jetzt war es vorbei.

Ich nahm nichts mehr wahr. Die nächsten Sekunden, Minuten vergingen so verdammt schnell.

Ich rannte zu Justin, der bereits leblos auf dem Boden lag und versuchte seinen Puls zu fühlen.

Er war tot.

Er lebte nicht mehr.

William, mein Vater, hatte ihn erschossen.

"Justin!", schrie ich verzweifelt und verheult. Ich legte meine Hand auf seine Wangen.

Ich weiß nicht, warum ich noch Hoffnung hatte, dass er seine Augen öffnen könnte, denn es war hoffnungslos.

Ich hatte ihn verloren.

Ich hatte den Vater meines ungeborenen Kindes verloren.

Meine Mutter saß nun neben mir und heilte mich fest, während ich zusammenbrach. Ich war ihr so dankbar. Sie hatte Justin nicht gerade auf eine tolle Weise kennengelernt, und trotzdem glaubte sie mir, dass er ein guter Mensch war, mich liebte. Sie tröstete mich, und konnte mich hoffentlich auch irgendwie verstehen.

Jetzt war auch die Polizei eingetroffen. Warum zur Hölle konnten sie nicht früher kommen? All das wäre dann nicht passiert. Wir hätten vielleicht trotz noch mit William zu kämpfen gehabt, doch dann hatten wir wenigstens uns.

Jetzt war ich alleine.

Justin war tot.

Für immer.

Ich würde ihn nie wieder sehen.

Sie nahmen William in Handschellen und nahmen ihn fest. Das geschah ihm ganz recht und am liebsten hätte ich ihn eigenhändig umgebracht.

Immer weitere Tränen und Schluchzer entwichen und ich hatte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle.

Ich kam damit nicht klar, wie sollte ich denn auch?

Alles, was um mich herum noch geschah, nahm ich nicht mehr wahr. Ich stellte nur fest, dass Justin und Jaden weggetragen wurden. Es fühlte sich so an, als wenn mein Körper nur noch eine Hülle, aber nichts mehr drin wäre.

Alles wurde mir durch ihn genommen

Er war weg.

Leb' wohl, Justin.



------------

Out of ControlWhere stories live. Discover now