Kapitel 51 - Flucht

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Shit. Nein. Nein. Nein.

Ich hatte keine Ahnung, was jetzt passieren würde, aber den Blicken der Anderen zur Folge konnte ich nur ahnen, dass nichts gutes passierte. Eher etwas ganz Schlimmes.

"Wir müssen seine Leiche wegbringen.", meinte William emotionslos, worauf alle einwilligten. Justin und ich schauen uns für einige Sekunden an. Ich konnte nicht urteilen, was sein Blick zu bedeuten hatte. Aber das war ebenfalls nichts Gutes.

Die Anderen machten sich auf den Weg zum Auto und trugen dabei Ryder's Leiche in eines der Autos. Und obwohl ich so froh gewesen war, dass es heute ein Ende haben würde, wurde ich eines Besseren belehrt. Jetzt war es noch viel schlimmer, als ich vorher gedacht hatte.

Justin und ich schauten uns einen weiteren Moment an. Wenn ich es nicht besser wissen würde, hätte ich jetzt gedacht, dass Justin selbst nicht wusste, was er oder wir jetzt tun sollten.

"Wir müssen hier weg. Schnell.", meinte er dann und ging mit schnellen Schritten auf das Auto zu. Ich folgte ihm. Die anderen beiden Autos waren schon weg, und ehrlich gesagt wunderte mich das extrem. Hätten sie Justin nicht schon längst irgendetwas antun sollen? Hätte nicht schon längst irgendwas passieren sollen? Es war mir fraglich, aber es blieb mir erstmal nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu gucken, was Justin jetzt tat.

Schnell setzten wir uns ins Auto und Justin trat auf das Gaspedal. Ich hoffte nur, dass er keinen Unfall bauen würde.

Als wir schließlich an der Villa ankamen, sprang Justin förmlich aus dem Auto und rannte auf die Tür zu.

Die anderen beiden Autos standen noch nicht hier, die waren wohl damit beschäftigt, die Leiche weg zu bringen.

Ich hatte keine Ahnung, was Justin jetzt vorhatte, doch er rannte die Treppen hoch, indem er zwei Stufen gleichzeitig nahm. Ich ging ihm natürlich hinterher.

Er war in unser Zimmer gegangen. Er holte seinen Koffer und fing an, seine Sachen hinein zu räumen.

"Justin, was machst du da?", meinte ich panisch. Er wollte doch nicht etwa fliehen?

"Ich muss hier weg. Sie werden mich töten, das weißt du doch sicher selbst.", schrie er förmlich.

"Nein. Du kannst doch nicht weg. Und wo willst du hin?"

"Einfach weg. Ich werde schon was finden. Ich habe noch genug Geld."

"Dann komme ich mit.", sagte ich entschlossen und meinte es auch so. Ich wollte hier nicht alleine bleiben. Ich war mir sicher, dass ich Justin sonst nie wieder sehen würde, und damit könnte ich nicht leben. Wenn Justin wegging, ging ich eben auch mit. Mitgehangen, mitgefangen.

"Vergiss es. Du musst hier bleiben."

"Nein muss ich nicht. Justin bitte. Ich will mit dir kommen. Ich will nicht alleine sein, und Justin? Ich liebe dich, ich will nicht ohne dich leben."

Den Teil, indem ich erzähle, dass wir uns sonst nie wieder sehen würden, ließ ich aus. Es schmerzte zu sehr, diese Worte auszusprechen und ich war mir sicher, dass Justin das selber ganz genau wusste.

Justin schmiss immer mehr Klamotten in den Koffer. Die Unordentlichkeit war gerade ja auch sein geringstes Problem.

"Du kannst aber nicht mit. Das ist zu gefährlich."

"Justin, bitte. Du weißt, dass ich es hier nicht aushalten werde."

Justin hörte für einen Moment damit auf, all seine Klamotten in den Koffer zu schmeißen. Jetzt schaute er mich an. Er schien zu überlegen. Er musste einfach einwilligen, dass ich mit ihm kommen durfte. Er wusste genau, das ich einen anderen Weg finden würde, William und den anderen aus dem Weg zu gehen.

Und ehrlich gesagt, war ich glücklich darüber, dass er das wusste und Angst hatte. Dass ich es wirklich etwas Schlimmes tun würde, und deswegen einwilligte.

"Dann komm mit. Aber das wird alles andere als spaßig."

Ich nickte hastig und fing ebenfalls damit an, meine Sachen in den Koffer zu packen.

"Wir müssen uns beeilen. Die brauchen nicht ewig, um die dämlich Leiche wegzubringen. Ich wundere mich überhaupt, warum sie das erst tun, und mir Zeit geben, um abzuhauen. Aber egal. Wir müssen hier schnell weg."

Nachdem sich all unsere Sachen in den Koffern befanden, trug Justin die Koffer in das Auto.

Schnell setzten wir uns hinein, und Justin trat auf das Gaspedal.

Ich hatte keine Ahnung, wo er hin wollte. Aber darüber machte ich mir auch keine Sorgen, denn ich vertraute Justin. Er würde uns an irgendeinen sicheren Ort bringen.

Ich lies die einzelnen Straßen Grand Caymans an mir vorbeilaufen, bis Justin das Auto schließlich zu stehen brachte.

Wieder waren wir an diesem Ort. Der Ort, der April zum Verhängnis wurde.

"Hier werden sie uns nicht finden."

"Was hast du jetzt vor? Ewig können wir hier nicht bleiben."

Justin nickte und schaute mich an.

"Ich werde jetzt gucken, wo wir hin können, aber bist du sicher, dass du nicht zurück möchtest? Das hier wird mehr als nur ungut, weil ich keine Ahnung habe, was als nächstes passiert.", meinte er skeptisch und schaute mich durchbohrend an.

"Justin. Wenn ich bei denen bleiben würde, würde ich dich mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder sehen. Ich will aber nicht ohne dich leben. Ich liebe dich Justin, und ich akzeptiere all das, was in nächster Zeit passieren wird."

Justin lächelte das schönste, zu gleich aber auch traurigste Lächeln, was ich je beim gesehen hatte. Und ich wusste nicht, was das bedeuten sollte. War es ein Zeichen dafür, dass es gut war, was wir taten, oder war es genau das Gegenteil?

Ich hatte definitiv keine Ahnung, und auch Justin schien sie nicht zu haben.

Es stand in den Sternen, wie es weitergehen sollte und was wir erleben würden. Mir bleib nichts anderes übrig, als auf etwas Gutes zu hoffen.

Out of ControlWhere stories live. Discover now