Kapitel 20 - Nett

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Mittlerweile waren wir seit einer Stunde bei Ryder, und es war mir mehr als unangenehm. Er starrte mich die ganze Zeit an und grinste dämlich. Als ich zu Justin sah, erschauderte ich. So ein zorniges Gesicht, wie er es jetzt gerade machte, hatte ich noch nie bei ihm gesehen. Und irgendwie machte mir das Angst.

"Seid ihr zusammen oder so?", fragte Ryder plötzlich.

Eigentlich hätte ich ihm liebend gerne gesagt, dass Justin und ich zusammen sind. Dass ich vollkommen glücklich bin mit ihm, und er hoffentlich auch mit mir. Dass ich noch nie jemanden so geliebt habe wie ihn, und dass ich nie jemanden anderen so sehr lieben werde wie ihn.

Aber nein, das konnte ich ja leider nicht sagen. Stattdessen antworteten wir beide mit "Nein, wir sind nur Freunde."

Ich weiß nicht, warum es für mich so schwer war, so zu tun, als wenn wir kein Paar wären. Aber es war verdammt schwer. Ich hätte echt am liebsten einfach die Wahrheit gesagt, und weggerannt. Aber ich das konnte ich schlecht machen.

"Nett", sagte Ryder, nachdem wir auf die Frage, ob wir zusammen wären, mit 'nein' geantwortet haben.

Nett? Meine Güte. Der Typ regte mich auf, machte mir aber irgendwie auch Angst. Ich konnte echt nur hoffen, dass beim nächsten Treffen, wenn es denn eins gab, alles gut lief. Ich wollte nicht wissen, wozu der alles fähig war.

Plötzlich klingelte Justin's Handy. War das mit Absicht, damit Ryder und ich alleine waren? Oder war das ein 'echtes' Telefonat? Auf jeden Fall saß ich jetzt mit Ryder alleine Wohnzimmer auf dem Sofa, während er mich weiterhin dreckig angrinste. Ich hoffe, sein Grinsen würde ihm bald vergehen.

"Du bist nun also die Freundin von Justin.."

Hatten wir ihm nicht gerade gesagt, dass wir nicht zusammen waren?

"Äh..Nein, wir sind nicht zusammen. Wir sind nur Freunde.", meinte ich irritiert. War dieser Junge dumm?

"Hör auf zu lügen. Sein Blick, als ich dich angegrinst habe war eindeutig."

"Wir sind trotzdem nicht zusammen."

"Jaja..Ihr könnt mich nicht für doof verkaufen. Sagt mir doch einfach dass ihr zusammen seid. Ich würde mich trotzdem gerne mal mit dir alleine treffen."

Ich wollte gerade darauf antworten, als ich realisierte was er da gerade gesagt hatte. Er wollte sich wirklich mit mir alleine treffen? Auch, wenn ich das nicht wollte, ich musste zusagen. William, John und Richard würden mich sonst töten. Ich würde denen das echt zutrauen. Also machte ich lieber das, was mir befohlen wurde.

"Können wir gerne machen.", antwortete ich mit einem gefälscht nettem Lächeln. Er musste ja nicht wissen, dass ich das alles andere als gut fand.

"Nächste Woche Freitag?"

"Ja geht klar", antwortete ich lächelnd.

In ungefähr einer Woche würde ich hier nochmal mit ihm alleine sitzen. Ich hatte jetzt schon große Angst. Aber es musste einfach klappen.

Auf die Sekunde genau kam Justin wieder herein. Ich wusste echt nicht, ob er dieses Telefonat echt geführt hatte, oder ob er sich nur einen Wecker gestellt, und uns belauscht hatte. Aber egal was er davon getan hatte, es hatte sehr gut geklappt. Jetzt hatten wir das, was wir wollten. Auch wenn ich riesen Schiss hatte, dass mir dieser Ryder irgendetwas antat.

❁❁❁

Wir waren noch 2 Stunden bei Ryder und redeten über irgendein belangloses Zeug. Man könnte meinen es war langweilig, aber das war es eigentlich gar nicht. Es tat gut, mal über irgendwas zu diskutieren oder zu reden. Davon wurde man gut abgelenkt, denn meine Nervosität war wie weggeblasen. Von dem Treffen nächsten Freitag hatten wir nicht nochmal geredet. Ryder dachte wohl, dass es ein Geheimnis zwischen uns bleiben müsste, aber das war ja auch gut so. Er sollte auf keinen fall etwas von unserem Plan mitbekommen.

Dann entschieden Jus und ich uns dazu, uns auf den Weg nach Hause zu machen. Irgendwie war ich auch hundemüde. Ich wollte einfach nur im Bett neben Justin einschlafen.

Ich war echt bekloppt. Seitdem ich mit Justin zusammen war, war meine Welt echt rosarot. Das war echt nicht mehr normal.

Als wir etwa eine Viertelstunde später an der Villa ankamen, ging ich sofort hoch und wollte mich fertig machen.

"Eigentlich müssen wir noch kurz zu William, um das abzuklären. Daniel, Jaden, John und Richard sind auch alle dabei. Wir müssen genau abklären, wie du das am Freitag machst.", sagte Justin mitleidig. Er hatte wohl gesehen dass ich total müder war und gerne schlafen gehen wollte.

"Muss das noch heute sein? Da kann sich ja keiner mehr konzentrieren.", fragte ich niedergeschlagen.

"Leider ja. Falls irgendwas zu riskant ist, oder einem von uns nicht gefällt, muss alles noch einmal überarbeitet werden. Dafür bräuchte man möglichst viel Zeit."

Ich nickte. Ich hatte eh keine andre Wahl.

Also zog ich mir wieder Schuhe und Jacke an und setzte mich wieder ins Auto. Auf dem Weg musste ich mehrmals gähnen. Viel lieber würde ich jetzt in meinem Bett liegen, und von irgendwas schönem träumen. Aber nein. Wieder musste William einen Strich durch die Rechnung machen.

"Vielleicht können wir es etwas kürzer machen. Dann kannst du eher schlafen. Von mir aus kann ich dich gleich auch gerne in dein Zimmer tragen, deinen Rücken massieren, kochen-"

"Juuuus.", seufzte ich belustigt. Er war so süß. Im Moment vielleicht etwas zu fürsorglich, aber es war schon zuckersüß, wie er sich um mich kümmerte.

Justin fing an zu lächeln, was ich ihm gleichtat. Er sah so glücklich aus. Das sah ich bei ihm viel zu selten. Mir gegenüber lächelte er oft, aber sonst sah er immer angespannt oder genervt aus. Selbst im Schlaf hatte er eine Falte zwischen den Augenbrauen. Ich wünschte, ich würde wissen, was ihn so bedrückt, aber er wollte mir das nie erzählen.

Wir kamen bei William und Co an, und stiegen aus. Mittlerweile musste ich kotzen, wenn ich dieses Gebäude sah. Es sah von außen vielleicht gut aus, aber das, was darin passierte war alles andere als schön. Ich schob den Gedanken beiseite und folgte Justin in die bekannte Eingangshalle.

Fünf Leute standen dort. William, John, Richard, Daniel und Jaden. Alle sahen ernst aus, und wollten nun wohl alles durchsprechen.

"Schön Justin, dass du es auch mal geschafft hast. Ach, die Kleine ist auch dabei.", meinte William gespielt nett.

"William, halt einfach dein Maul und sei froh, dass ich überhaupt gekommen bin. Und jetzt lass uns das alles schnell zu Ende durchsprechen." Justin war sichtlich genervt. Kaum war er hier, und hatte die Anderen um ich herum, war er anders.

Gerade eben im Auto war er so süß, und jetzt plötzlich so eiskalt. Ich meine, zu mir war er eigentlich immer nett, aber allgemein seine Laune veränderte sich schlagartig.

William guckte Justin noch mit einem wütendem Gesichtsausdruck an und sprach weiter.

"Gut..Dann lasst uns mal beginnen."

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt