Kapitel 61 - Baby in Ordnung?

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Evelyn's POV:

"Ich liebe dich, Evelyn."

Was?

Wie bitte?

Hatte ich da gerade richtig gehört?

Er hatte sich doch fast von Anfang an komisch verhalten. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass das wegen mir war, weil  er sich in mich verliebt hatte. 

Außerdem war Jaden doch mein Halbbruder. Mein Halbbruder, hallo? Wie stellte er sich das denn bitte vor?

Nie im Leben wäre ich je auf den Gedanken gekommen, dass mein Halbbruder mich mochte. Das war für mich gar nicht in den Sinn gekommen.

Aber deswegen hatte er uns gerade eben gefragt, ob wir noch zusammen wären. 

Justin schien genau so erschrocken zu sein, wie ich. Doch in seinem Gesicht erkannte man noch viel mehr Wut, die sich aufgestaut hatte. Eine Zeit lang schauten wir uns einfach nur an, bevor Justin sich fasste und das Wort ergriff.

"Und jetzt?", fragte Justin und rettete mich damit, da ich in diesem Moment niemals einen Satz hätte formulieren können. 

Aber ich stellte mir auch die Frage, was Jaden jetzt wollte. Ich meine, er hatte es gesagt und er wusste ganz sicher, dass Justin ausrasten würde. Jeder normale Mensch hätte sich dann nicht getraut, das zu erzählen, weshalb sicher war, dass Jaden sich dadurch etwas erhoffte.

Wollte er, dass Justin und ich uns trennen, und dass ich dann mit ihm zusammen komme?

Das hätte null Sinn, und er wusste, dass ich bei Justin bleiben würde. Wir waren ja nicht umsonst zusammen und bekamen in ungefähr 8 Monaten ein gemeinsames Baby.

"Ich weiß doch auch nicht. Ich... ach, ich wollte das nur irgendwie sagen. Ich...ich werde jetzt gehen. Es tut mir Leid."

"Nein, ganz sicher nicht. Ich will wissen, was du dir davon jetzt erhoffst.", sprach Justin das aus, was ich mich ebenfalls fragte.

"Ich dachte, dass Evelyn schon merken wird, was du für ein Typ ist, und sie dann zu mir kommt und merkt, dass ich sie wirklich liebe.", sagte er uns sein Ton hatte sich schlagartig geändert. Er war wütend.

Ich war immer noch geschockt, und jetzt schockte es mich noch mehr. Ich war wie gelähmt. Was sollte das jetzt alles? Hatte William ihn geschickt, oder so?

Ich fühlte mich wie eingefroren. Ich sah nur, wie Justin schon fast auf Jaden sprang und ihm seine Faust ins Gesicht schlug. 

Ich konnte ihn nicht stoppen, alles ging viel zu schnell. Alles spielte sich gerade vor meinem inneren Auge ab. Wie Jaden sich verhalten hatte, was sonst alles passiert war. Wieso jetzt? Wieso kam das alles auf einmal? Ich hielt das nicht aus.

Nachdem meine Lähmung langsam nachließ, stellte ich fest, dass ich etwas tun musste. Es würde schwer werden, aber ich musste es versuchen.

Nachdem ich ihn mehrmals versucht hatte zu stoppen gab ich es eigentlich schon auf. Irgendwie hatte Jaden es doch auch verdient. Andererseits hatte ich Angst, dass Justin ihn in den Tod prügeln würde. Er musste damit aufhören.

"Bitte!!", schrie ich mit der verzweifelsten Stimme, die ich aufbringen konnte.

"Evelyn, lass mich.", schrie er und drehte sich ruckartig um.

Und schneller als ich es bemerken konnte, fiel ich mit meinem Kopf auf den harten Boden.

Schon ein paar Sekunden später spürte ich Justin neben mir. Ich hatte meine Augen geschlossen, einfach damit ich nichts sehen musste und da ich Schmerzen hatte. Ziemlich starke sogar.

Ehrlich gesagt bekam ich gar nicht mehr so viel mit. Justin legte mir ein Kissen unter den Kopf und irgendwann setzte ich mich auf. Meine Augen hatte ich langsam wieder geöffnet.

Jaden sagte noch etwas, worauf ich nicht achtete. Dann ging er wohl weg.

Doch ich machte mir bereits andere Sorgen. War meinem Kind etwas passiert? Hatte Justin uns beide verletzt?

Ich wollte so nicht denken. Also, dass Justin uns verletzt hätte, aber so kam es mir einfach in den Kopf. Mir war schlecht und ich hatte Panik, was keine gute Kombination war.

Justin kam wieder zu mir und zog mich an der Hand hoch, sodass ich neben ihm stand und ihm in die Augen gucken konnte.

In ihnen sah ich Schuld, und irgendwie tat es mir Leid, dass er sich jetzt so fühlte, das sollte er doch nicht. Andererseits war es doch wirklich passiert und irgendwie war er der Verantwortliche dafür. 

Ich war so verdammt durch den Wind.

"Komm, wir fahren jetzt ins Krankenhaus."

Ich nickte benommen und folgte Justin mit langsamen Schritten zum Auto, nachdem ich meine Schuhe und Jacke angezogen hatte.

❁❁❁

"Ok, also Miss Harsen, Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung erlitten. Da sie aber nicht ganz so schlimm ist, können Sie direkt nach Hause, nur Sie sollten sich schonen."

Ich bestätigte dem Arzt, dass ich es so machen würde und schaute dann zu Justin. Ich hatte dem Arzt noch nicht gesagt, dass ich schwanger war, also wussten wir auch nicht, ob mit dem Kind alles in Ordnung war. Justin wusste das jedoch nicht, weshalb er direkt fragte.

"Ist mit dem Baby alles ok?"

Der Arzt schaute uns fragend an und zeigte dann auf mich.

"So, Sie sind schwanger? Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt? Das müssen wir überprüfen. Dann kommen sie mal mit, das werden wir ganz schnell herausfinden. Aber da sie nicht mit dem Bauch oder so aufgekommen sind, schließe ich das eher aus, aber man kann ja nie wissen. Gucken wir lieber einmal nach."

Wir kamen in einem anderen Raum an und ich legte mich auf die dunkelblaue Liege, die mit dem Ultraschallgerät verbunden war. 

Ich wurde nervös. Auch, wenn der Arzt meinte, dass bei solchen Stürzen relativ selten etwas mit dem Kind passiert, hatte ich Angst.

Und ich wusste, dass Justin sich das niemals verzeihen würde. Ich war zwar nicht sauer auf ihn oder so, und ich würde es auch nicht sein, aber seine Schuldgefühle wären dennoch da. Ich wollte ihn nicht schuldig fühlen lassen.

Der Arzt verteilte dieses komische durchsichtige Gel auf meinem unteren Bauch und meine Nervosität stieg weiter. Ich wollte Justin gar nicht erst angucken, da ich wusste, dass er noch nervöser war. 

"Hm..Ja, also mit ihrem Kind scheint alles in Ordnung zu sein, machen Sie sich keine Sorgen. Da ist alles gut."

Justin und ich atmeten beide gleichzeitig aus, da die ganze Spannung von uns gegangen war. ich hatte vielleicht eine Gehirnerschütterung, aber mit unserem Baby war alles gut.

Wir lächelten uns an, verabschiedeten uns von dem netten Arzt und machten uns auf den Weg in unser vertrautes Heim.

Out of ControlWhere stories live. Discover now