Kapitel 12 - Aufgabe

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Sofort merkte ich, wie unruhig Justin wurde. Was hatte das zu bedeuten? 'Sie hatten ein Problem?' War irgendwas passiert? War irgendwas mit mir? Mit Justin?

Justin's Atem wurde flacher, und auch er schien zu überlegen, was das Problem sein könnte. Aber allein das Wort 'Problem', schien kein gutes Zeichen zu sein. Okay, ein Problem war immer negativ. Warum sollte es dies also nicht sein? 

Mir bleib wieder nichts anderes übrig, als zu warten, bis William oder Justin wieder was sagte. Ich sollte die Ruhe bewahren.

"William. Was haben wir für ein Problem?", fragte Justin gereizt. Für ihn schien es alles andere als gut zu sein. Okay, warum sollte ein Problem gut sein? Ich war dumm und immer noch benebelt von dieser ganzen Situation.

"Die Bande, wegen der Schießerei. Die haben uns ganz schöne Probleme bereitet. Wird Zeit, dass die ihre gerechte Strafe dafür bekommen."

War das nicht eigentlich gut,wenn man die töten konnte? Ich meine, die hatten eine Schießerei gestartet. Justin's Blick sagte aber was ganz anderes. Auch William schien das zu bemerken. Er guckte Justin mit fragendem Blick an.

"Wie sollen wir das machen?", schrie Justin und sprang von seinem Stuhl auf, den er dann umschmiss.

"Justin bleib ruhig. Wir machen einen Plan, und dann werden die nacheinander erschossen. Ganz einfach.", meinte William ganz ruhig.

Ich verstand nichts mehr. Warum war William so ruhig, im Gegensatz zu Justin? Wusste Justin irgendetwas, was William nicht wusste. Was war hier los? Konnte mir das mal einer erklären?

Justin beruhigte sich wieder etwas, stellte seinen Stuhl wieder hin, und setzte sich.

"Du weißt aber schon, dass das alles andere als leicht wird. Wir brauchen einen super guten Plan, damit das klappt.", meinte Justin nachdenklich.

"Richard packt das schon. Genauso wie wir. Was ist dein Problem?"

Wiliam war heute erstaunlich ruhig. Gerade eben dachte ich noch, er würde genauso wie Justin, einfach aufspringen und rumschreien. Aber das tat er nicht. War er vielleicht doch nicht so, wie ich dachte? Oder warum ließ es ihn so kalt, wenn Justin deswegen außer sich vor Wut war?

"Das ist so gut wie unmöglich. Die sind zu zehnt. Wir sind nur zu sechst. Außerdem haben wir noch Evelyn, der nichts passieren sollte. Also sind wir nur noch zu fünft. Das klappt doch nie im Leben."

"Seit wann kümmerst du dich um kleine Mädchen? Und außerdem weißt du ganz genau, dass wir das hinbekommen können. Es wird schwer, aber das kann man schaffen. "

"Kann dir scheiß egal sein, um wen und was ich mich kümmere. Außerdem hast mich beauftragt, dass ich mir zu mir nehmen soll. Warum sollte ich meinen Job dann nicht auch tun?"

Jetzt schrien beide. In voller Lautstärke. Und ich konnte nichts machen.

"Du scherst dich doch sonst auch einen Dreck darüber, was ich sage. Was interessiert dich jetzt ein kleines dummes Mädchen? Sie kann doch gerne sterben.", schrie William zurück.

Das schien Justin den Rest gegeben zu haben. Jetzt ging er auf William los, und schlug ihm mit der Faust einmal direkt in sein Gesicht.

Ich wusste nicht, was ich jetzt an dieser Situation schlimmer finden sollte. William meinte ich kann doch gerne sterben, und jetzt prügelten sie sich. Ich musste die beiden einfach stoppen.

"Stopp!", schrie ich laut.

Beide guckten mich mit verwundertem Blick an. Justin kam auf mich zu, nahm meine Hand und ging mit mir aus den Raum.

"Ruf mich einfach an, wenn ihr einen Plan habt.",meinte Justin spöttisch. William schaute uns mit fragendem Blick an, nickte dann aber leicht.

Damit gingen wir zu seinem Auto und fuhren zu der Villa.

"Was war das gerade eben?", traue ich mich zu fragen. Zwar hatte ich keine Angst mehr vor Justin, trotzdem hatte ich ihn noch nie so erlebt. Ich wollte nicht, dass er mich anschrie oder so. Deswegen war ich lieber etwas vorsichtiger.

"William meint immer, alles wäre so einfach, und er könnte mir irgendwas vorschreiben. Das regt einfach nur auf. Und jetzt gerade eben ist das Fass halt übergelaufen. Tut mir Leid. Aber danke, dass du mich oder uns gestoppt hast. Ich hätte noch weiter geprügelt.", meinte Justin, mit seinem Blick auf die Straße gerichtet.

Ich guckte zu ihm und nickte. 

Ein paar Minuten später hielt Justin an. Als ich mich umsah, merkte ich, dass wir uns gar nicht bei der Villa befanden, sondern am Central Park. 

"Warum sind wir hier hin gefahren?", fragte ich Justin.

"Keine Ahnung. Ich brauche etwas frische Luft. Ich gehe hier ein bisschen rum. Wenn du willst, kannst du mitkommen, aber du kannst auch hier warten.

Ich entschied mich dazu, ihm einfach zu folgen. Ich war schon lange nicht mehr im Central Park.

"Warum findest du das denn so schlimm, dass William die anderen töten will? Ist so etwas bei euch nicht eigentlich normal?", fragte ich.

"Ganz selten ist das echt nicht. Aber..", stockte Justin.

"Was ist?"

"Es ist nur..Das ist halt eine ziemlich große Gruppe, und es geht um dich.", meinte Justin leise. Ich schaute ihn nur fragend an. Warum ging es um mich? Sollte ich denen nicht eigentlich egal sein? Justin sprach hoffentlich sich weiter, denn ich wollte ihn nicht so direkt danach fragen

"Wahrscheinlich werden wir, wenn wir uns um die andere Gruppe kümmern, keine Zeit haben, weil wir alle gebraucht werden. Und da keiner will, dass du alleine irgendwo bist, wirst du wahrscheinlich das machen, was alle Mädchen und Frauen hier machen..."

Ich ahnte schlimmes. Sollte ich echt...?

"Ja..du solltest als Prostituierte arbeiten.."

Ich war geschockt, aber andererseits war sowas in einer Mafia auch normal. Aber warum musste ich das jetzt nicht mehr machen? Und warum kümmerte Justin das so sehr? 

Irgendwie machte es mir Hoffnung, dass Justin vielleicht doch mehr für mich empfand als ich dachte. Ich hoffte es einfach. Weil meine Gefühle wurden von Sekunde zu Sekunde stärker, ohne dass ich es merkte. Es war verdammt gruselig. Und das schlimmste was einem passieren konnte, war, dass eine Liebe nicht erwidert werden konnte. 

Ich guckte nun zu Justin, der mich ebenfalls anschaute.

"Ich sollte echt als..als Prostituierte arbeiten?", flüsterte ich. Jetzt realisierte ich wieder, in was für einer scheiß Situation ich mich befand. Warum musste mir so etwas passieren? 

Langsam kullerten mir einige Tränen über die Wangen. Ich konnte meine ganzen Gefühle nicht mehr kontrollieren. Trauer, weil ich hier in dieser Situation war, Ansätze von Liebe, weil ein gewisser Typ mir den Kopf verdrehte, und alles kam so auf einmal.

Justin nahm mich in den Arm, und strich mir leicht über den Rücken. Und obwohl er dieser Typ war, weswegen ich hier weinte, was er allerdings nicht wusste, war es beruhigend. So beruhigend, dass wir langsam wieder Richtung Auto gingen und uns auf den Weg nach Hause machten.



Out of ControlWhere stories live. Discover now