Kapitel 42 - Verziehen

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Den restlichen Tag verbrachten wir im Bett damit, uns einen Film nach dem Anderen anzugucken.

Seine Anwesenheit machte mich wunschlos glücklich. Immer mal wieder lächelten wir uns an und schauten dann weiter auf den Film. Aber so ganz drauf konzentrieren könnten wir nicht. Unsere Augen waren wie Magnete, die sich anzogen. Sie könnten keine zwei Minuten nebeneinander sein, ohne sich anzuziehen oder anzugucken.

"Hast du mir jetzt verziehen, Baby?", fragte Justin mit einem frechen Grinsen, welches aber trotzdem liebevoll war.

Ich fing an zu lächeln. Ich hatte ihm verziehen. Klar, ich würde vielleicht ab und zu daran denken, aber ich wollte es vergessen. Ich wollte einen Neustart mit ihm anfangen. Ich liebte ihn einfach so sehr.

Ich nickte lächelnd und sah, wie Justin's freches Grinsen zu einem freudigen Lächeln wurde.

Ich lächelte ihn ebenfalls an und kam seinem Gesicht näher, um ihm einen Kuss auf den Mund zu geben, den er erwiderte.

"Ich habe dir verziehen. Ich versuche es einfach zu vergessen, aber mach das nie wieder.", meinte ich freundlich aber dennoch ernst, um ihm klarzumachen, dass ich es ernst meinte. Nochmal konnte ich ihm nicht verzeihen. Egal, wie sehr ich ihn liebte.

Justin nickte und wir kuschelten uns wieder in die warme Bettdecke. Justin wusste, dass er sich anstrengen musste. Er würde sonst nicht nur mich verletzen, sondern auch sich selber, vorausgesetzt, er liebte mich wirklich. Aber er konnte sonst was als Entschuldigung nutzen, wenn er so etwas nochmal tun würde. Scheiß egal, ob Alkohol, Jaden oder sogar Drogen, dann könnte ich ihm es nicht verzeihen.

Mein Herz würde in tausend Teile zerbrechen, aber ich musste es dann überstehen und weiterleben.
Manchmal spielte das Leben sowieso nicht mit, wie man es gerade wollte. Manchmal verlief es genau in die andere Richtung. Man konnte nie sagen, dass etwas nicht passieren würde oder so. Das Leben würde einem früher oder später einen Strich durch die Rechnung machen.

Ich hatte ziemlich lange weiter nachgedacht. Über all das, und vieles mehr. Detaillierter. Aber ich wollte mich jetzt wieder auf mich und Jus konzentrieren.

Für ein paar weitere Stunden lagen wir einfach nur im Bett und schlummerten vor uns hin. Plötzlich klingelte jedoch Justin's Handy, weswegen er wohl oder übel aufstehen musste. Er hatte wohl selbst kein Bock auf ein Gespräch mit jemandem, denn er seufzte bevor er dann jedoch aufstand um nach seinem Handy zu greifen.

"Es ist William.", meinte Justin und verdrehte die Augen.

"Hi. Was gibt's?", fragte Justin unmittelbar nachdem er den Anruf angenommen hatte.

Ich wusste nicht, worum es ging, aber Justin schien mal wieder genervt zu sein. Dabei schien er doch ein einziges mal etwas glücklicher gewesen zu sein. Zumindest hatte er so auf mich gewirkt in den letzten paar Stunden.

Man hörte noch, wie Justin mal 'ok' oder 'ja' sagte, bevor er wieder auflegte und sich zu mir umdrehte.

"Wir sollen uns morgen nochmal alle treffen, da jetzt wohl klar sein soll, wo Ryder sich befindet."

Ich nickte. Ich fand es ja eigentlich nicht mehr schlimm, William, John und all die Anderen zu sehen, aber trotzdem hatte ich gerade so eine schöne Zeit mit Justin und jetzt landeten wir wieder auf den Boden der Tatsachen, was mich irgendwie traurig machte. Man konnte immer mal wieder eine schöne Zeit mit jemandem oder etwas haben, aber immer wieder wurde man in die Realität zurückgeschmissen.

"Wie kommst du eigentlich damit klar, dass William dein..dein ähh.", versuchte Justin zu sagen, nachdem er sich wieder neben mich auf das Bett gesetzt hatte.

"Dass er mein Vater ist?", vollendete ich schließlich seine angefangene Frage.

"Ja.."

Justin schien nicht zu wissen, wie er über das Thema mit mir reden konnte. Aber ich vertraute ihm immer noch, er konnte mich jederzeit alles fragen. Er konnte über alles mit mir reden. Und auch, wenn mir das mit William immer noch ein wenig unangenehm und komisch ist, komme ich damit klar. Und die einzige Person, mit der ich darüber reden konnte, war er. Niemand Anderes.

"Als ich das erfahren habe...da war ich geschockt, und ganz realisiert habe ich das auch noch nicht, aber ich komme damit klar und irgendwann werde ich es auch realisieren und akzeptieren. Ich brauche halt nur etwas Zeit. Ich brauche für vieles Zeit, weißt du?"

Justin zog mich zu sich und umarmte mich zärtlich. Alle schlechten Gefühle oder ähnliches waren verschwunden. Nur noch die Zärtlichkeit und Leidenschaft, die uns beide verbündete war zu spüren. Es lies mich alles vergessen.

Keine Ahnung, warum er so eine Wirkung auf mich hatte. Das hatte ich mich ja auch schon öfter gefragt, aber wahrscheinlich werde ich dafür nie eine Antwort finden. Es war einfach so. Aber darüber war ich froh, denn ich könnte mir niemanden anderes an meiner Seite vorstellen.

Wir umarmten uns eine ganze Weile, bis er mich schließlich losließ und mir in die Augen schaute. Er hatte wieder die Falte zwischen seinen  Augenbrauen und schaute mich besorgt an. Allerdings sagte er nichts mehr, sondern schien eher nachzudenken. Er kam meinem Gesicht näher und drückte mir einen sehr leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. Dieses mal war es so leidenschaftlich wie noch nie. Voller Liebe und Zuneigung, und irgendwie traurig.

Die Stimmung zwischen uns beiden hatte sich schlagartig verändert. Sie war von einer fröhlichen Stimmung zur traurigen gewechselt. Ohne Grund.

Und trotzdem küssten wir uns weiter während wir immer noch nackt in dem Bett lagen.

Und immer noch fühlte es sich an, wie am ersten Tag, an dem ich gemerkt hatte, dass ich mich in diesen Jungen verliebt hatte.

Out of ControlTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon