Kapitel 50 - Abgewrackte Hütte

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Evelyn's POV:

Mittlerweile waren wir wieder in der Villa angekommen. Ich war immer noch ein wenig geschockt von der schrecklichen Geschichte seiner Schwester. Es ging mir wirklich sehr nahe. Generell fand ich solche Geschichten schlimm, auch wenn ich die Personen in keinster Weise kannte. Aber bei Justin... Er hatte so darunter zu leiden. Er wollte es nur nicht zeigen, aber ich sah und spürte es. Und ich wollte ihm zeigen, dass ich immer für ihn da war.

Nachdem wir wieder zum Auto gegangen waren, sind wir noch etwas essen gegangen, da wir noch nicht zurück wollten. Ich glaube, Justin musste sich auch erst wieder ablenken.

Also saßen wir im großen Wohnzimmer der Villa, welches größtenteils in weiß gehalten war. Es musste wirklich schweineteuer sein, aber ich konnte mir noch Jahre darüber Gedanken machen, wie sie an all das Geld kamen, aber irgendwie hatten sie es einfach. Ich hatte ja keine Ahnung, wie viel man bei der Mafia verdiente.

Plötzlich hörten wir, wie die Haustür zu fiel. Und dann erschienen auch schon William und John im Raum.

"Habt ihr alles angeschaut?", fragte Justin interessiert. Er schien, genauso wie ich, Ryder endlich schnappen zu wollen.

"Ja. Man, ist das eine abgewrackte Hütte. Leicht zu stürmen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Ryder da noch freiwillig ein paar Tage drin verbringt. Wir statten ihm also morgen schon den Besuch ab."

Wenigstens hatte es dann ein Ende. Nur noch morgen musste das alles klappen, dann würde endlich alles gut werden.

❁❁❁

"Das wird schon klappen.", meinte William zuversichtlich, als wir uns am nächsten Morgen in der Eingangshalle versammelt hatten.

"Muss es einfach. Der Scheißkerl hat's verdient.", meinte auch Justin.

Ich wusste nicht ganz, was er damit sagen wollte. War er wirklich dieser Meinung, weil er mich vergewaltigt hatte, oder sagte er das nur, damit die anderen keinen Verdacht schöpften, da er das ja organisiert hatte?

Ich konnte es wirklich nicht sagen. Und auch in seinem Gesicht konnte ich nichts ablesen. Er hatte Mauern rund um ihn herum aufgebaut, die niemanden an seine Gefühle ranließ. Und so war das, seitdem wir an dem Ort am Strand waren. Seit er mir die Geschichte von seiner Schwester April erzählt hatte.

Dabei sollte er eigentlich wissen, dass er sich vor mir nicht zu verstecken brauchte. Aber ich ließ ihm seine Zeit, die er brauchte.

"Dann lass uns los. Fahrt hinter mir her und fahrt vor allem unauffällig.", meinte William noch, bevor er schließlich die Tür öffnete und hinausging. Dieses Mal durfte ich auch mitkommen. Ich wusste zwar nicht, ob das irgendeinen Grund hatte, aber ich wollte auch nicht alleine hier bleiben, weswegen ich einfach mitging.

Als ich den ersten Schritt raus machte, merkte ich sofort wie sich mein Körper sich entspannte und die warme Luft ihn umschloss. Hier war es eigentlich viel zu schön, um jemanden zu töten. Aber das war deren Job, da hatte ich es ja sogar noch gut.

Wir teilten uns auf die drei gemieteten Autos auf, so wie vor 2 Tagen. Daniel und Jaden ein Auto, William,John und Richard eins, und in einem saßen noch Justin und ich. Und ich fand das auch gut so. Ich wollte nicht mit William und so in einem Auto sitzen. Erst recht nicht mit Jaden, sein Verhalten war mittlerweile mehr als nur merkwürdig. Aber auch die Anderen würde mich nur nervöser machen, als ich es sowieso schon war. Ich wollte einfach nur, dass die 'Mission' erfolgreich beendet werden konnte, und dass alle hier wieder ihre Ruhe hatten.

Nacheinander fuhren wir also in die Richtung der 'abgewrackten Hütte', wie John es genannt hatte. Ich war ehrlich gesagt gespannt, ob es wirklich so abgewrackt war, wie John behauptet hatte. Es könnte auch ein ganz normales Haus sein. Für diese Typen hier war das ja nichts. Sie lebten immer in fette Villen und hatten teure Autos, egal wo sie gerade waren.

Zehn Minuten später konnte ich getrost feststellen, dass es wirklich ein ziemlich heruntergekommenes Kaff war. Wie Ryder darin 'leben' konnte oder wollte, war mir jedoch ein Rätsel.

Erst fuhren wir vorbei, damit wir etwas weiter weg parken konnten. Es sollte nicht zu auffällig sein, auch wenn Ryder in den nächsten Minuten relativ schnell checken wird, was hier abging.

Wir stiegen aus und ich sah, wie Justin und die anderen ihre Waffen herausholten. Die durften natürlich nicht fehlen.

"Also, direkt hier vorne, von dieser Seite, kommt man zu der Haustür. Hintern, genau gegenüber ist noch eine Tür. Also jeweils zwei sollten durch die Türen und die anderen Bleiben erst drumherum sehen und kommen später nach. Aber falls Ryder wegrennt oder so, muss mindestens einer hinterherrennen können.", sagte William.

Ich fragte mich, wie man ein Haus unauffällig so begutachten konnte. Hinter dem Haus war keine Straße und wenn man drum herum ging, hätte Ryder es doch sehen müssen, oder nicht?

Naja keine Ahnung, auf jeden Fall wussten sie in etwa, wie das Haus aufgebaut war und wie man es am besten stürmen konnte.

"Und Evelyn, du stehst am besten direkt neben der Haustür, sodass man dir helfen kann, wenn Ryder irgendwas macht oder so." Ich nickte. Mir war es am liebsten so und es war wohl auch die beste Möglichkeit.

Die Jungs verteilten sich auf die jeweiligen Positionen und hielten dabei ihre Waffen bereit. William gab ein Handzeichen, was verdeutlichen sollte, dass er jetzt von drei herunterzählte.

Auf den Punkt genau setzten sich alle in Bewegung. Daniel trat die Haustür ein und Jaden glaub ich die andere. Ich konnte das ja von hier nicht mitverfolgen, was da hinter dem Haus ablief.

Jetzt hörte ich Ryder, der wohl ziemlich erschrocken war. Wäre ich an seiner Stelle wohl auch, wenn nicht sogar noch viel schlimmer.

Viel bekam ich eigentlich auch gar nicht mit, da ich mich an Williams vorherige Anweisung hielt. Ich wollte nicht, dass mir irgendetwas passierte, so egoistisch das auch klingen mag. Also stand ich neben der Tür und lauschte dem Geschehen.

Plötzlich nahm ich wahr, wie sich neben mir etwas bewegte. Ryder und alle anderen standen dort. Ryder wurde von allen umzingelt. Er konnte nicht mehr entkommen, das war sicher.

William hielt die Pistole vor seine Brust, drückte jedoch noch nicht ab.

Plötzlich glitt sein Blick zu mir und dann kurz zu Justin. Ein mehr als arroganter Blick...

"Hast du deinen netten Kollegen denn auch gesagt, dass du das alles organisiert hast? Dass du für die Schießerei verantwortlich warst, damit deine kleine, süße Freundin nicht mit den Typen vögeln muss?"

Und dann sah ich, wie William abdrückte und Ryder leblos zu Boden fiel.

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt