Kapitel 11 - Ly

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Am nächsten Morgen wachte ich mit einem angenehmen Gefühl auf. Was war gestern nochmal alles passiert? Richtig. Erst hatte ich Daniel und Jaden kennengelernt, dann waren Justin und ich in die Innenstadt gefahren, dort mussten wir uns vor irgendwem verstecken und dann in der Nacht hatte ich einen Albtraum.

Und Justin und ich hatten uns geküsst.

Ich konnte es immer noch nicht ganz realisieren. Sowohl, dass wir uns nun wirklich geküsst hatten, als auch die Tatsache, dass ich etwas für Justin empfand. Inwiefern ich Gefühle für ihn hatte wusste ich noch nicht, aber sie waren da. Wenn auch nur kleine von ihnen.

Fühlte Justin für mich das Gleiche? Ja,oder? Sonst hätte er mich ja nicht geküsst. Der Kuss ging von ihm aus, ich hatte ihn nur erwidert. Ich hoffte einfach, dass gewisse Gefühle für mich auch bei ihm vorhanden waren.

Erst jetzt merkte ich, dass ich neben Justin in seinem Bett lag. Stimmt, er hatte mich ja nach meinem Traum in sein Zimmer genommen, wo wir uns dann auch geküsst hatten.

Oh mein Gott, ich war so durch den Wind. Ich konnte noch nicht mal mehr einen klaren Gedanken fassen. Ich dachte, so etwas hatte man nur, wenn man richtig fett feiern war, und dann am nächsten Morgen einen Filmriss hatte. Naja, jetzt wurde ich eben eines besseren belehrt.

Ich blickte zu Justin, der immer noch im Land der Träume war. Das schien er zumindest zu sein. Seine Augen waren geschlossen, und sein Mund leicht geöffnet. Allgemein sah er einfach perfekt aus.

ich versuchte mich aus Justin's Armen, die um meine Taille lagen, zu befreien. Aber gerade, als ich seinen, mit Tattoos besäten Arm hochheben wollte, murrte er nur, und zog mich wieder näher an sich ran.

"Bleib liegen. Du kannst noch schlafen.", murmelte er. Ich wusste noch nicht mal, ob er wirklich wach war. Es klang eher so wie im Halbschlaf gemurmelt, oder wenn man etwas träumt.

So wie ich letzte Nacht. Warum hatte ich das geträumt? Warum träumte ich bitte davon, dass Justin erschossen wurde? Ich kam mit allem nicht klar. Das waren einfach zu viele verschiede Gefühle auf einmal. Ich war mir aber nicht klar, was für Gefühle ich hatte, und inwiefern sie sich noch verstärken konnten.

❁❁❁

2 Stunden später wachte ich erneut auf. Justin war auch wach, und guckte mir genau in meine, nun geöffneten Augen.

"Guten Morgen, Ly", sagte er mit seiner tiefen Morgenstimme.

Bei seinem Spitznamen musste ich Lächeln. Er war einfach so süß, und ich wusste genau, dass er nur noch ein bisschen so weiter machen müsste, bis ich mich in ihn verlieben würde.

Als ich diesen Gedanken gefasst hatte, bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Dürften Justin um dich denn überhaupt zusammen sein? Also rein theoretisch gesehen. Ich glaube, William und John würden uns da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Aber dieses Thema konnten wir ja erstmal verschieben.

"Morgen, Jus", lächelte ich zurück. Wenn er mir schon einen Spitznamen gab, musste ich das auch machen. Außerdem klingt der Name Jus auch voll gut.

Justin fing an zu lächeln, und wir blieben noch ein paar weitere Minuten im Bett liegen. Die allzu bekannte Stille machte sich über uns breit. Aber erstaunlicherweise war sie sehr angenehm. Wir hatten uns einfach nichts zu sagen und wir genossen einfach nur diese Moment.

Leider wurde er von Justin klingelndem Handy unterbrochen. Justin seufzte, setzte sich dann aber doch auf, um zu gucken, wer ihn gerade anrief.

"Das ist William. Der macht jetzt nur wieder Hektik.", war das, was Justin sagte bevor er den Anruf entgegennahm.

"Dir auch guten Morgen, William", sagte Justin genervt,dennoch gespielt freundlich.

"Ja..Ja wir kommen gleich. In einer Stunde sind wir da. Ja, und jetzt hör auf zu nerven, danke."

Damit legte Justin auf und mir war bewusst, was jetzt in den nächsten Minuten passieren würde. Also erstmal mussten wir aufstehen, worauf ich gar keinen bock hatte. Dann mussten wir uns fertig machen, und zu William fahren, worauf ich noch weniger Bock hatte. Aber ich hatte auch große Angst. Was, wenn er mich wieder treten würde, oder ich doch woanders leben musste, als bei Justin. Ich wollte es mir gar nicht vorstellen, was da gleich gesagt werden würde.

❁❁❁

Wie ich es bereits gerade eben gesagt hatte, hatten wir uns fertig gemacht, und waren nun auf dem Weg zu William und John. Und wie diese ganzen anderen Leute hießen die da arbeiteten..Keine Ahnung.

ich versuchte so gut wie möglich, meinen Kopf abzuschalten. Meine Horrorszenarien wurden echt immer schlimmer. Ich hoffte einfach auf etwas positives. Außerdem war Justin bei mir. Und er hatte mir versprochen, dass mir nichts passieren würde.

Aber konnte er das wirklich?

Konnte er mir das wirklich versprechen? Und konnte er mich auch wirklich beschützen, wenn irgendetwas passieren sollte?

Ich hoffte einfach mal auf ja. Aber jetzt hieß es wohl abwarten für mich. Okay, es waren nur noch fünf Minuten, bis wir da sein würden, aber trotzdem.

Fünf Minuten später kamen wir auch dann tatsächlich an. Da war wieder dieser Glaspalast, den ich letztes Mal schon so schön fand. Aber was sich darin abspielte, war eher grausam. Ich hatte zwar nur drei Räume gesehen, aber trotzdem, eine Schießerei ist schlimm. Sehr schlimm sogar. Zum Glück hatten William und John beide immer eine Pistole mit sich, um nicht überrascht zu werden, auch wenn sie das dennoch waren. Ihre Gesichtsausdrücke, als sie den ersten Schuss hörten, werde ich nie vergessen.

Wir stiegen aus dem Auto aus und machten uns auf den Weg zum Eingang. Von außen konnte man schon William stehen sehen, der sich angeregt mit der Sekretärin unterhielt. Als er sich umdrehte und uns erblickte, änderte sich seine Miene, und er kam mit schnellen Schritten auf uns zu.

"Schön, dass ihr es auch mal einrichten konntet.", sagte William direkt, als wir den ersten Schritt in das Gebäude gesetzt hatten.

"Ist doch gut, Wir sind ja jetzt da."

Ich traute mich nichts zu sagen. Ich wurde von diesem großen Mann, der gerade vor stand, eingeschüchtert. Eigentlich wollte ich so nicht reagieren, aber mein Körper machte das von automatisch. Bei Justin war es auch erst so. Mittlerweile zwar nicht mehr, aber bei William wird das immer so bleiben, wovor ich noch mehr Angst hatte als überhabt schon.

"Ja gut. Also kommt mit in mein Büro."

Wir folgten ihm,und kamen wenig später in einem Raum an, der genau so aussah, wie der Raum, in dem wir waren als die Schießerei begonnen hatte. Das war nämlich John's Büro gewesen. Die einzelnen Räume schienen wohl alle gleich auszusehen, zumindest schien das so.

"Wir haben ein Problem, Justin..."

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt