Kapitel 1 - Komischer Typ

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Den schwarzen Range Rover hatte ich seit dem einen Tag nicht mehr gesehen. Das war jetzt genau 2 Wochen her.

Ich machte mir darüber keine Gedanken, weil eigentlich war daran ja nichts komisches. Aber meine Eltern verhielten sich äußerst komisch. Jedes Mal, wenn ich aus dem Haus gehen wollte, meinten sie, dass ich gut auf mich aufpassen sollte, und bloß nichts Schlimmes machen sollte. Einerseits sind das Sachen, die alle Eltern zu ihrem Kind sagen, aber andererseits sagten meine Eltern eigentlich relativ selten so etwas.

Das mag daran liegen, dass sie sich nicht für mich interessierten. Ich war ihnen einfach egal. Manchmal fühlte ich mich einfach wie eine Last für sie. Ich hielt sie davon ab, Sachen zu machen, die sie eigentlich tun wollten. Ich fühlte mich einfach unerwünscht. Immer. Aber ich hatte mich daran gewöhnt. Mir machte das nichts aus. Aber genau deswegen ist es jetzt so merkwürdig, dass sie sich immer nach mir erkundigen und mich kaum aus den Augen lassen.

Ich saß wieder zu Hause, und wollte später noch zu einer Party gehen. Meine beste Freundin Lily hat morgen Geburtstag und feierte jetzt gleich rein. Sie hat sehr viele Freunde. So auch mich. Wir sind jetzt schon seit 7 Jahren befreundet. Seitdem wir 11 waren. Wir haben uns damals an der neuen Schule kennengelernt. Ich war so froh, als wir uns damals kennenlernten. Ich hatte große Angst, dass ich niemanden finden würde, und immer allein sein müsste. Aber Lily und ich meisterten alles zusammen, so auch heute noch.

Ich machte mich fertig, da ich nur noch eine knappe Stunde Zeit hatte, um mich fertig zu machen. Ich freute mich ehrlich gesagt nicht so doll auf die Feier. Ich hasse große Partys, zu denen hunderte von Leuten eingeladen sind. I

Ich packte noch schnell mein Portemonnaie und mein Handy in meine kleine Tasche und wollte jetzt losgehen.

"Pass bitte auf dich auf, Schatz", rief meine Mutter aus dem Wohnzimmer. Schon wieder. Meine Eltern hatten sich noch nie solche Sorgen um mich gemacht, wie in den letzten zwei Wochen. Das war mehr als merkwürdig, und jeden Tag wurden auch meine Sorgen größer. Was meinte mein Vater damit, dass mir nichts passieren darf? Und hat dieser Typ mit dem Range Rover etwas damit zu tun?

Diese Fragen stellte ich mir die ganze Zeit, aber eine Antwort konnte ich nicht finden. Wie auch?

Ich ging raus zu meinem Auto und fuhr los. Die Autofahrt dauerte nur 10 Minuten, da Lily im selben Stadtteil wie ich wohnte, und die Straßen zum Glück ziemlich leer waren.

Von draußen dröhnte schon die Musik, obwohl glaube ich noch nicht so viele Leute da waren. Ich bin ein bisschen früher gekommen.

Ich klingelte, und eine glückliche Lily öffnete mir die Tür. Ich musste feststellen, dass doch schon einige Leute da waren. Und ich glaube auch nicht, dass die alle noch nüchtern sind, so wie die hier hin und her zappeln. Ich versuche einfach das beste aus dieser Party zu machen.

Ein paar Drinks später war ich ziemlich angetrunken. Ich konnte so gut wie nichts vertragen, aber das machte mir nichts aus. Dann hatte ich eben schon früher meinen Spaß. Ich musste einfach trinken, weil ich diese Party sonst nicht aushalten würde. Wie gesagt, ich hasse Partys, zu denen gefühlte hunderte von Menschen eingeladen sind. Aber Lily zu Liebe machte ich eigentlich alles.

Ich schlängelte mich durch Lily's Haus, auf der Suche nach ihrem Zimmer. Eigentlich wusste ich, wo das war. Aber irgendwie war mein besoffenes Ich etwas durch den Wind, und das Haus war voller Menschen. Ich konnte fast nichts erkennen, weil die meisten größer waren als ich. Ich mit meinen 1,60 hatte nicht wirklich gute Karten. Als ich dachte, ich hätte den richtigen Raum gefunden öffnete ich die Tür.

Und schlug sie direkt danach wieder zu.

Ein Pärchen trieb es gerade wild auf dem Bett des Gästezimmers. "Scheiße..", sprach ich zu mir selbst. Ich wusste noch nicht mal mehr, wo Lily's Zimmer ist. Hoffentlich hatten da nicht gerade irgendwelche Leute Sex.

"Was ist denn los, Hübsche?"
Ein komischer Typ, dunkelblond bis blonde Haare, braune Augen, größer als ich, stand mir gegenüber, und hatte mich das gefragt.

"Nichts. Wenn du mich jetzt bitte in Ruhe lassen würdest...". Was fällt ihm eigentlich ein? Ich kenne ihn nicht, habe ihn noch nie gesehen. Ist ja vielleicht nett gemeint, aber er soll mich einfach in Ruhe lassen.

"Nicht so gesprächig heute,ne?" Kann er nicht einfach seine Fresse halten? Reicht ihm das nicht? Er regt mich jetzt schon auf. Aber irgendwie ist er auch voll nett. Ach was denk ich da? Er soll sich einfach um seine eigenen Sachen kümmern.

"Nicht wirklich." Und damit ging ich an ihm vorbei. Ich bin vielleicht nicht mehr ganz nüchtern, aber trotzdem weiß ich, dass ich auf ihn keinen Bock habe. Jetzt suchte ich nicht mehr Lily's Zimmer, sondern Lily selbst. Ich wollte mich von ihr verabschieden. Ich möchte hier weg. Erstens ist es sehr spät geworden. Es ist schon 2 Uhr. Und zweitens muss ich zu Fuß nach Hause gehen, weil ich mit meinem Auto keinen Unfall bauen will. Zwar brauche ich fast eine halbe Stunde nach Hause, aber besser, als wenn ich später im Krankenhaus liege, oder sogar sterbe. Ich würde mir mein Auto einfach am nächsten Tag irgendwann abholen. Das ist kein Ding. Oder Lily bringt es mir, je nachdem ob wir uns treffen oder nicht.

Aber irgendwie kann ich sie weit und breit nicht sehen. Vielleicht hat sie sich schon mit ihrem Freund Jake aus dem Staub gemacht. Wer weiß was die gerade machen....

Also entschied ich mich dazu, mich einfach so auf den Weg nach Hause zu machen. Ich würde eigentlich gerne mit Jemandem telefonieren. Aber ich wüsste nicht mit wem. Also gehe ich so nach Hause. Da ich nicht ganz zentral in New York wohne, ist es hier nicht voll, so wie es zum Beispiel am Times Square wäre. Der Vergleich ist zwar dezent scheiße, weil nirgendwo ist es so voll wie am Times Square. Egal. Hier, wo ich gerade bin, ist niemand. Und ich fühle mich komisch, obwohl ich durch den Alkohol etwas lockerer geworden bin.

Ich ging noch ein Stückchen, bis ich plötzlich den Motor eines Autos hörte. Es kam von hinten. Ich drehte mich um und sah einen dunklen Audi R8 auf mich zu kommen.

Er blieb direkt neben mir stehen, und der Fahrer machte das Fenster der Beifahrertür auf.

"Soll ich dich mitnehmen?" Jetzt konnte ich erkennen wer es ist. Es ist der gleiche Typ, der gerade eben bei Lily's Party war. Folgt der mir etwa? Stalker.

"Ne. Aber danke." Als ob ich mich von einem Fremden nach Hause fahren lasse.

Plötzlich, so wie es mein Schicksal wollte, fing es an zu regnen. Jetzt bleibt mir nichts anderes über, als doch zu dem Typen einzusteigen.

Wenn ich das mal nicht bereuen werde...

Out of ControlWhere stories live. Discover now