Kapitel 28 - Erstaunliche Hilfe

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Ich erschrak. Ich drehte mich langsam um und blickte schließlich in die Augen von William. Er musterte mich skeptisch, und ich wusste nicht, ob und was ich jetzt sagen sollte.

"Ich..Ähm-"

"Ist irgendetwas passiert?"

"Nein..Doch..Ne-"

"Jetzt beruhig dich, und antworte mir."

Sein Gesicht wechselte von Wut zu Besorgnis. Konnte er besorgt sein? Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass er keine Gefühle hatte, was jetzt gerade aber ganz anders aussah. Vielleicht hatte ich mich ja in ihm getäuscht. Ich meine, ich hatte gerade eben schon festgestellt, wie sehr man sich in Menschen täuschen konnte. Aber wenn ich ihm jetzt sagen würde, was passiert war, würde er mich nur auslachen. Er hatte keine Gefühle. Er fand alles lächerlich und zog andere in den Dreck.

"Wir waren gerade eben feiern. Und da hat Justin mit einer Anderen rumgemacht. Jetzt weiß ich nicht wo ich hin soll.", sagte ich kalt.

Mittlerweile kullerten wieder die Tränen über meine Wangen. Ich wollte nicht daran denken, was Justin gerade eben getan hatte. Obwohl ich den Schmerz, den Justin verursacht hatte, versuchte zu unterdrücken, drang er immer wieder zurück an die Oberfläche. Warum hatte er mir das angetan verdammt?

"Ihr wart echt zusammen?"

Ich nickte. Ich wollte einfach nicht mehr daran denken. Warum tat es mir so weh, das mit zu erleben? Warum hatte ich so starke Schmerzen in meiner Brust?

Richtig, weil ich ihn liebte. So sehr liebte, wie ich noch nie zuvor eine Person geliebt hatte.

"Justin verhält sich immer wie ein Arschloch. Und auch, wenn das jetzt nicht so mein Themengebiet ist, weiß ich, dass er dich liebt. Seitdem du hier bist, hat er sich irgendwie verändert."

Ich nickte erneut. Was sollte ich dazu denn noch sagen? Das einzige, was mir übrig blieb war, auf das zu hoffen, was William gerade gesagt hatte. Aber ich war mir relativ sicher, dass ich mich in ihm getäuscht und er mich nie geliebt hatte.

"Du kannst mit zu mir kommen."

Ich war erstaunt. Warum war er plötzlich so nett?

"Wirklich?", fragte ich deshalb.

"Ja. Komm mit."

Wir gingen zu seinem Auto. Dieses Auto ließ mich an alles, was bisher passiert war, erinnern. Es war der schwarze Range Rover, der vor unserem Haus gestanden hatte und in dem ich entführt wurde. Nur dieses Mal wurde ich nicht in das Auto hineingezogen, sondern ich ging selbst rein. Und ich war mir jetzt schon sicher, dass ich das früher oder später bereuen würde. Aber daran sollte ich jetzt nicht denken. Ich sollte einfach an gar nichts denken.

Nach zirka einer Viertelstunde Autofahrt kamen wir bei William an. ich wusste nicht, dass ein Mensch ein solches Schloss besitzen konnte. Es war echt riesig, vielleicht dreimal so groß wie das von Justin. Man musste echt viel verdienen, wenn man in der Mafia arbeitet. Und William musste noch viel mehr als Justin verdienen, das stand fest.

Wir stiegen aus und gingen langsam den Kiesweg entlang, auf dem Weg zur großen Haustür. Wenn man dem Gebäude näher kam, wirkte es immer gigantischer. Ich bekam mich gar nicht mehr ein vor Staunen.

Wir gingen hinein und ich schaute mich ein wenig um. Justin und er hatten definitiv den gleichen Innenarchitekten. Vom Stil war es genau identisch. Ich zog meine Jacke und Schuhe aus und folgte William in das große Wohnzimmer.

Er machte das Licht und den Fernseher an. Bis jetzt war es hier noch stockfinster gewesen. Es war ja auch mitten in der Nacht. Zwei Uhr Siebenundzwanzig um genau zu sein.

"Ich glaube, ich zeige dir erstmal das Zimmer, in dem du schlafen kannst, oder?"

"Das wäre nett."

Ich wollte nicht, dass William wieder so eiskalt und gemein wurde. Gerade war er so..ja..nett irgendwie. Auf jeden Fall hatte ich das noch nie erlebt. ich wusste noch nicht mal, dass er so sein konnte.

Er ging die steinerne Treppenhoch und ich folgte ihm. Es war hier alles ziemlich riesig. Die Treppe war groß, und auch die einzelnen Räume waren riesig. Warum musste man in einer Mafia arbeiten, um so etwas zu haben? Ich habe noch nie jemanden gekannt, der eine solche Villa hatte. Und ich kannte viele reiche Leute. Aber weder Justin, Ryder noch William waren dabei.

Da war er wieder. Ich wollte nicht mehr an ihn denken. Am liebsten nie wieder. Aber dass das nicht so einfach war, wusste ich. Nur jetzt gerade wollte ich einfach nur schlafen. Morgen hätte ich genug Zeit, um mich damit auseinanderzusetzen und zu überlegen, was ich als nächstens machen könnte.

Sollte ich ihm verzeihen? Sollte ich ihm nicht verzeihen?

Okay, nein, Stop. Ich muss das einfach irgendwie auf morgen verschieben.

William führte mich in ein Zimmer, welches wohl das, oder ein Gästezimmer sein sollte. Es war ebenfalls sehr modern eingerichtet und riesig. Aber das einzige, worauf mein Blick sich richtete war das Bett, ich wollte schlafen.

Für eine kurze Zeit etwas schönes träumen. Den schlimmen Sachen entfliehen, und an das denken, an das man gerne denken würde.

"Du kannst dich nebenan im Badezimmer fertig machen. Ich kann dir Klamotten von meiner Frau geben. Ich lege sie dir dann hier hin."

Ich nickte, und öffnet die Tür, die zum Badezimmer führte. Ich muss wohl nicht mehr erklären, wie das Bad aussah, da es vom Stil und der Größe genau wie alle anderen Räume war. Modern und riesig.

Da ich jetzt nicht noch duschen wollte, und das morgen machen würde, öffnete ich den Spiegelschrank. Zu meinem Glück lag dort eine Zahnbürste mit Zahnpasta. Ich putzte mir also die Zähne, wusch mein Gesicht und ging schließlich wieder in das andere Zimmer.

Dort lag ein Top und eine Jogginghose, die ich mir anzog. Ich wollte echt nur noch schlafen, aber ich hatte ziemlichen Durst, da ich seit dem einen Drink im Club nicht mehr getrunken hatte.

Ich entschloss mich dazu, nochmal kurz nach unten zu gehen, um mir etwas zu Trinken zu holen.

Als ich unten ankam, sah ich William, wie er auf dem Sofa saß und etwas im Fernsehen anschaute.

"Ähm...Ich wollte mir nur noch etwas zu trinken holen..", meinte ich schüchtern, da ich sicher gehen wollte, dass ich William nicht vollkommen nervte.

"Klar."

Er stand auf und kam auf mich zu, weil er mir wahrscheinlich die Küche zeigen wollte. Schließlich bekam ich eine kleine Flasche Wasser in die Hand gedrückt, mit der ich mich wieder auf den Weg nach oben machen wollte.

"Gute Nacht, Evelyn."

"Gute Nacht."

Dieser Typ verwirrte mich immer mehr. Naja egal, ich hatte keinen Nerv mehr dazu, darüber nachzudenken.

Ich machte etwas Licht im Flur, damit ich besser sehen konnte, wohin ich lief.

Da entdeckte ich etwas, weswegen ich die Flasche auf den Boden fallen lies. Ich erschrak. Was hatte das zu bedeuten?

Warum zur Hölle stand da ein Kinderfoto von mir?

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt