Kapitel 5 - Sicher

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Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich war grad mitten in einer Schießerei. Wie sollte man sich da verhalten? Gab es da überhaupt irgendeine Regel, wie man sich zu verhalten hatte?

William und der Andere rannten Bude mit Pistolen in der Hand aus dem Raum. "Nimm du Evelyn", schrie William schnell.

Justin kam auf mich zu gerannt, nahm meine Hand, und zog mich hinter sich her. Wir rannten und rannten. Ich hatte zwar ziemlich starke Schmerze an meinem Bauch, aber das musste ich jetzt einfach ausblenden. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Gebäude so riesig war. Ich hatte keine Ahnung wo er hin wollte, aber Hauptsache ich war sicher. Ich hoffte, dass er mich an einen sicheren Ort brachte. Vielleicht hatte William oder so, ihm ja auch gesagt, dass ich abgeschossen werden soll. Vielleicht war alles geplant.

Okay nein, jetzt wurde ich paranoid. Die  Gesichtsausdrücke der dreien, waren erschrocken, als sie den ersten Schuss hörten. Sie konnten das nicht geplant haben. Auf keinen Fall.

Justin blieb stehen, und ich rannte genau in seinen harten Rücken. Er fing an zu lachen. Wie konnte man in so einer Situation lachen?

Aber ich musste auch Lächeln. Sein Gelache war süß. "Setz dich am besten einfach hier hin, und warte.", sagte er mit einem Lächeln zu mir.

Ich könnte mir mein Lächeln auch nicht verkneifen und setzte mich dann hin. Justin machte die Tür des Raumes zu, und setzte sich auch hin.

Für kurze Zeit sagte keiner von uns etwas. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Vielleicht musste er ja hören, ob die Scheißerei vorbei war, oder ob irgendjemand nach ihm rief. Was weiß ich.

"Bleib du sitzen. Ich bin sofort wieder da", holte er mich aus meinen Gedanken zurück. Jetzt hatte er doch was gesagt. Er musste wohl gucken, wie jetzt die Lage war. Aber eine Sache war mir unklar. Warum wurde ich "beschützt"? Sie hätten mich da in dem Büro auch einfach sitzen lassen können. Dann wäre ich erschossen worden oder so. Ich schien für irgendetwas für sie nützlich zu sein. Ich hoffte, dass ich nicht zu irgendetwas gezwungen werden würde. Aber gerade war ich einfach nur froh, dass ich hier in Sicherheit saß. Auch wenn Justin weg war. Ich weiß auch nicht. Er gab mir ein sicheres Gefühl. Er zeigt mir irgendwie, dass ich nicht allein bin. Keine Ahnung warum, aber es war einfach so.

Jegliche Panik, die ich vor wenigen Stunden noch hatte, als ich in dem dunklen Raum eingesperrt war, war verschwunden. Obwohl ich eigentlich jegliches Recht hatte, Angst zu haben. Aber wir waren in New York, das wusste ich schon mal. In The Bronx. Die Schießerei hatte das nur bestätigt.

Dieser Stadtteil war bekannt für Kriminelle Sachen. Es war alles ziemlich heruntergekommen hier. Ich mochte es hier nicht sonderlich. Aber egal, solange mir hier nichts passierte...
Aber eigentlich wusste ich ganz genau, dass ich hier nicht einfach nur so war.
Kein Mensch dieser Welt würde ein 18 jähriges Mädchen einfach so adoptieren, weil er gerade danach List hatte.

Die Tür ging wieder auf, und Justin kam herein. Er sagte mir, dass wir noch kurz warten sollten, bevor wir wieder zurückgehen können. Ehrlich gesagt, wollte ich da gar nicht mehr hin zurück. Wer weiß, was mir da gleich erzählt oder erklärt wird. Ich will es nicht wissen. Aber eine Sache wollte ich wissen.

"Justin, bitte. Warum bin ich bin ich hier?" Ein letzter Versuch war es wert.

"Ich kann dir das einfach nicht sagen. Du wirst es irgendwann herausfinden. Aber dir wird nichts passieren. Versprochen"

Ich nickte niedergeschlagen. Vielleicht würde ich es ja echt irgendwann herausfinden, aber ich wollte es einfach jetzt wissen. Außerdem konnte er mir nichts versprechen. Hier konnte man nicht sicher sein. Zu mal ich auch noch irgendeine "Beute" für sie war.

"Komm, wir können wieder gehen."

Ich stand auf und folgte ihm wieder zurück in den Raum, in dem wir gerade eben gesessen hatten, bevor wir den ersten Schuss hörten.

William und der andere ekelige Typ waren auch schon wieder da und unterhielten sich. Sie regten sich über irgendetwas auf. Aber über was, konnte ich nicht verstehen.

"Justin. Du musst sie mit zu dir nehmen."

"Was warum?"

Ich hörte der Konversation einfach zu. Sie redeten über mich hinweg, als wenn ich gar nicht da wäre. Aber irgendwie war hier wohl nicht mehr sicher. Warum sonst sollte ich mit zu Justin?

"Hier kann sie nicht bleiben. Das gerade eben waren unsere größten Feinde. Weder hier, noch bei William oder mir wäre sie sicher." , erklärte der mir unbekannte Typ.

"Das kann man so nicht sagen. Nirgendwo hier ist es sicher. Aber okay, wenn ihr wollt.", meinte Justin.

"Bei dir ist einfach die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass sie zuschlagen. Sie wissen zwar wo du wohnst, aber sie werden nicht denken, dass die Kleine bei dir ist. Sie werden erst bei uns gucken, dann bei dir. Und bis dahin haben wir ein paar Monate Zeit, um zu gucken, wie es weitergeht."

Justin nickte nur. Also würde ich jetzt mit zu ihm kommen, so wie ich es verstanden hatte. Warum hatte ich nicht verstanden.

William und der Unbekannte verließen den Raum, sie hätten noch irgendwas zu besprechen oder so.

Justin kam auf mich zu, und zeigte mir, dass ich ihm wieder folgen sollte. Diesmal aber nicht zu Verstecken, sondern um zu Justin's Auto zukommen.

Ich erkannte den Wagen wieder. Der schwarze Audi R8, mit dem er mich vor 2 Tagen nach Hause gebracht hatte.

Das war echt erst 2 Tage her. Mir kam es viel länger vor. Justin hatte mich wohl nur deswegen angesprochen, weil er wissen wollte, wie ich ticke, weil er genau wusste, dass ich entführt werden sollte.

Arschloch. Vielleicht wollte er mich auch schon an dem Tag entführen, hat es aber doch nicht gemacht.

Ach keine Ahnung. Ich hoffte einfach, dass ich irgendwann all die Antworten von jemandem bekäme.

Jetzt saßen wir im Auto, und waren auf den Weg zu Justin's Wohnung. Oder hatte er ein Haus, eine Villa? Ich würde es gleich sehen.

Wieder war es total still im Auto. Ich glaub, Justin mochte Musik nicht wirklich. Er guckte mich ab und zu mal von der Seite an, aber ich guckte nur weiter aus den Fenster. Ich wollte wissen, wo wir hinfuhren.

Aber eine Sache wollte ich wissen. Darauf musste ich einfach eine Antwort bekommen.

"Justin?"

Er blickte zu mir, und wartete darauf, dass ich weiter sprach.

"Werde ich jemals wieder zurück nach Hause kommen?"

Justin atmete hörbar aus und ein, und die Antwort die ich dann bekam, hatte ich eigentlich schon erwartet.

"Ich...ich denke nicht."

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt