Kapitel 25 - Keine Ahnung

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Evelyn's POV:

All die Trauer und schlechten Gefühle kamen nun zum Vorschein. Ich konnte nichts mehr kontrollieren. Die Tränen kullerten einfach, und meine Schluchzer waren unkontrollierbar. Ich schien keine Beherrschung für meinen Körper mehr zu haben. Ich fühlte mich so benutzt, dreckig und einfach nur ekelig. Ich bekam mich gar nicht mehr ein. Es ging nicht. Auch Justin hörte nicht damit auf mir beruhigend über den Rücken zu streichen, mich zu umarmen und mich zu trösten.

Sein Blick, als ich ihm die Vergewaltigung gebeichtet hatte...

Es hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ich könnte es nie vergessen. Es war voller Wut, Trauer auch irgendwie was ängstliches hatte es in sich. Ich hatte es auf jeden Fall noch nie gesehen.

Erst dachte ich, er würde aufspringen und zu Ryder fahren oder so. Aber dann schluckte er die Wut runter und umarmte mich liebevoll. So wie er es jetzt seit einer Viertelstunde tat. Aber ich bekam mich einfach nicht mehr ein.

Gerade eben hatte ich gesagt, ich hätte all meine Gefühle abgeschaltet, würde nicht anfangen zu weinen und würde es auch nicht Justin erzählen. Aber all das hatte ich getan. Ich war einfach zu schwach, um so etwas runterzuschlucken, zu akzeptieren und auch zu verheimlichen. Das lies mich noch schlechter fühlen.

Ich schluchzte immer noch ununterbrochen und drückte Justin fest an mich. Das war das Einzige, was ich jetzt gebrauchen konnte. Ich wusste nicht, wie es weiter gehen sollte, ob Ryder noch irgendwie eine Strafe bekam, ob ich noch irgendwas machen musste. Ich hatte sowas von keine Ahnung.

Ich fühlte mich wie mitten auf dem Meer. Ringsherum nichts. Einfach nur am schwimmen der treiben, und keine Ahnung wo es hinging. Dieser Vergleich mag verrückt klingen, aber genau so fühlte ich mich gerade. Sonst war da nichts an Gedanken.

Doch. Eine Sache war da noch.

Würde Justin mich trotzdem noch lieben?

Wenn ich mit einem anderen Typen Sex hatte?

Allein diese Frage lies mich noch lauter schluchzen. Aber das war eine Tatsachen, mit der ich jetzt auch klarkommen musste.

Zwar hatte Ryder mich vergewaltigt, wofür ich keine Schuld auf mich nehmen konnte, aber vielleicht kam Justin damit nicht klar. Vielleicht wollte er jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben. Vielleicht würde ich jetzt och als Prostituierte arbeiten müssen. Und ich müsste bei William leben, oder ich würde umgebracht werden. Oh mein Gott..

Ich hatte mich definitiv nicht unter Kontrolle. Aber ich hatte so eine riesen Angst. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so sehr vor etwas gefürchtet. Noch nicht mal, als ich von William und Justin entführt worden war. Noch nie hatte ich so etwas gespürt.

Langsam aber sicher beruhigte sich mein Atem, wodurch ich nicht mehr so laut und unkontrollierbar schluchzte. Justin merkte das ebenfalls und entfernte mich leicht von ihm, sodass er mir in die Augen gucken konnte.

Das Braun seiner Augen bohrte sich durch meine Seele. So fühlte es sich zumindest an. Als wenn er in meine Seele gucken konnte. In seinem Blick lag Fürsorge, Trauer und immer noch einen Funken von Wut.

Er strich mir leicht seitlich über die Arme, was mich nochmal etwas mehr beruhigte. Ich war so verdammt glücklich, dass ich ihn bei mir hatte. Ich war mir nicht mehr sicher, ob es die beste Idee war, es ihm nicht gleich zu erzählen. Aber jetzt hatte ich es ja getan, und ich fühlte mich erleichtert. Zugleich hatte ich aber auch Angst, dass es nicht mehr lange so sein würde. Dass er mich nicht mehr haben wollte, wenn er das Ganze überdacht hatte.

Das war definitiv das Schlimmste, was mir jetzt noch passieren könnte. Dann würde ich mir das Leben nehmen. Ganz sicher. Aber ich hoffte einfach nur, dass er mich trotzdem liebte.

"Jus?", fragte ich heiser, als ich mich wieder etwas beruhigt hatte.

"Ja?", antwortete Justin liebevoll, während er mich immer noch anguckte.

"Liebst du mich noch?", fragte ich unter Tränen. Ich hatte so verdammte Angst vor seiner Antwort. Aber wenn er 'Nein' sagte, konnte ich auch nichts mehr ändern. Es würde mir zwar das Herz brechen, aber ich musste es dann wohl akzeptieren.

Justin's Blick war erschrocken. Er hatte mit diese Frage wohl am wenigsten gerechnet. Er schaute mich fraglich an, bevor er antwortete.

"Was ist das für eine Frage? Natürlich liebe ich dich noch. Ich werde dich immer lieben. Und glaub mir, das habe ich noch nie zu einem Mädchen gesagt, aber du..du lässt mich Sachen fühlen, von denen ich noch nicht mal wusste, dass sie existieren. Bei dir fühle ich mich komplett. Ich könnte nie aufhören die zu lieben. Ich liebe dich einfach."

Ich hatte wieder Tränen in den Augen. Diesmal jedoch wegen seiner Antwort und seiner Liebeserklärung. Ich war so verdammt glücklich, ihn an meiner Seite zu haben. Dass ich mich in ihn verliebt hatte.

"Ich liebe dich auch.", sagte ich leise lächelnd, um Justin zu zeigen, dass ich genauso fühlte wie er.

"Ich kann dir gerade leider keine Liebeserklärung machen, aber du bist mir verdammt wichtig, und ich liebe dich."

Justin's Lächeln wurde größer und er kam meinem Gesicht näher. Schließlich legte er seine Lippen auf meine. Dieser Kuss war so anders, als all die anderen zuvor. So viel Liebe, Zuneigung und Fürsorge hatte ich noch nie bei einem Kuss gespürt. Aber so war es echt, ich lernte immer wieder neues, über Justin und meine Liebe zu ihm.

Wir lösten uns voneinander und schauten uns tief in die Augen. Ich konnte nicht oft genug sagen, dass ich so unendlich glücklich war, ihn an meiner Seite zu haben. Dass ich ihn als meinen Freund betiteln konnte (Auch wenn ich nicht wirklich Kontakt zur Außenwelt hatte). Dass er es so gut aufgenommen hatte, und mich trotzdem noch liebte.

Auch, dass er mich besser fühlen lies, verdankte ich ihm. Gerade eben konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen, und jetzt hatten wir uns gesagt, dass wir uns liebten. Ich fühlte mich wieder geborgen. Zwar würde ich noch eine ganze Zeit über dieses schlimme Ereignis am heutige Tag nachdenken, aber ich fühlte mich schonmal besser.

Wir küssten uns noch ein wenig weiter, bis ich schließlich merkte, wie ich immer müder wurde. Ich lehnte mich an Justin an, der mich immer anlächelte und küsste.

Wenige Minuten später schlief ich, trotz allem was heute passiert war, glücklich neben Justin ein.

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