61 | Wie erzeuge ich Spannung? TEIL 2

Bắt đầu từ đầu
                                    

»Weil...«

»Ja, weil was?«

Sie blickt auf den Boden.

»Du willst den Grund nicht wissen, Amelie.«

»Doch! Raus mit der Sprache, ich halte das hier nicht mehr aus!«

Florian. Mein Bruder. Wir hatten uns geküsst. Uns berührt. Wir hatten...

»Ich habe ihn noch als Baby weggegeben, weil ich nicht mehr konnte.« Meine Mutter starrte noch immer auf den blauen Webteppich, ihr Blick verwässert von den Tränen, die sich in ihren Augenwinkeln sammelten und in steten Strömen auf den Boden tropften. »Postnatale Depressionen nannte das meine Therapeutin. Ich nenne es Herzlosigkeit. Und ich habe mich so geschämt, Amelie, so gesch–«

Ihre Knie gaben nach und sie sank auf den Boden.

Mein Instinkt wollte, dass ich zu ihr rannte, sie in den Arm nahm, doch mein Herz... Ich konnte es nicht. Konnte nicht darüber hinwegsehen, dass sie mich mein Leben lang um einen Bruder gebracht hatte – und mit der heutigen Offenbarung auch um die Liebe meines Lebens.

Meine 1. Frage: Was fällt euch an Beispiel A positiv/ negativ auf? Welche der Zauberwörter (Bewegung, Gefühl, Bild, Konsequenz, Spannungsbogen) sind gut, welche weniger gut in die Szene eingebaut worden? Was könnte man anders machen? Welche eventuellen Schwierigkeiten seht ihr bei der Umsetzung?


61.3 | Beispiel B

»Harry, du bist der Auserwählte.«

Der ›Auserwählte‹ konnte nicht fassen, was ihm Albus da gerade erzählen wollte.

»Wie bitte? Der Auserwählte?«

Harry zog an dem Faden, der sich von dem Saum seiner Jeansjacke gelöst hatte, und beobachtete Albus, wie er durch sein Büro schritt, ihn keines Blickes würdigend. Er fühlte einen kleinen Knoten und hakte sich mit seinem Fingernagel unter. Zog erneut, bis der Knoten sich auf einmal löste. Der Faden hing wieder frei.

Seine Füße wurden langsam taub und begannen zu kribbeln bei dem Versuch, sie wieder zu bewegen. Wie lange hatte er schon in diesem viel zu weichen Sessel hocken müssen, bis Albus endlich mit der Sprache herausgerückt war? Das dunkelgrüne Leder fühlte sich ranzig unter seinen Fingerspitzen an.

»Du wirst in den folgenden Jahren viele Prüfungen bestehen müssen.«

Albus sprach schon wieder in Rätseln. Wie so oft. Wie zu oft.

»Okay, und was für Prüfungen?«

»Das wirst du schon noch herausfinden«, murmelte Albus, die Augenbrauen streng zusammengezogen. Sein Blick traf auf Harrys und beide schwiegen für einige Augenblicke.

»Warum bin ich also hier? In dieser Schule?« Harry fühlte sich dumm bei der Frage, aber nichts zu sagen erschien ihm noch schlimmer.

»Das wirst du schon noch herausfinden. Aber nicht heute.«

Meine 2. Frage: Was fällt euch an Beispiel B positiv/ negativ auf? Welche der Zauberwörter (Bewegung, Gefühl, Bild, Konsequenz, Spannungsbogen) sind gut, welche weniger gut in die Szene eingebaut worden? Was könnte man anders machen? Welche eventuellen Schwierigkeiten seht ihr bei der Umsetzung?


61.4 | Beispiel C

Tina starrte ungläubig auf meine Hände und die Funken, die in der Luft um uns herum flirrten und strahlten.

»Du... Du bist– Du kannst...« Sie blinzelte, öffnete den Mund, schloss ihn erneut. »Du bist eine-«

»Hexe.«

»Ja? Wirklich?«

»Ja. Wirklich.«

Ungläubige Stille erfüllte den Raum. Vom Teppich aus schaute Tina zu mir aufs Bett, auf dem ich mich in einer der vielen Patchwork-Decken meiner Mutter eingerollt hatte. Ihre Augen glitzerten wie die eines kleinen Kindes, das nachts auf den Weihnachtsmann getroffen war.

»Oh wow.« Tina zog die Augenbrauen zusammen. »Also dieses eine Mal, als du im Sportunterricht schneller als ich warst und jeder auf einmal dich als Kapitänin für die Leichtathletik-Meisterschaften haben wollte–«

Ich zuckte mit den Schultern. »Mein Vater hat einen unheimlichen Druck gemacht, dass ich mich auch mal mit anderen Dingen als Magie beschäftigen sollte. Dann habe ich halt Magie und Sport kombiniert.«

»Oh, okay.« Tina wich meinem Blick aus. »Und als du mit Jonas zum Abschlussball gegangen bist, obwohl er vielleicht mich gefragt hätte–«

»Der Zauber hat tatsächlich funktioniert!« Ich konnte ein Lachen nicht verhindern und griff nach Tinas Arm. »Weißt du, so einen Spruch hatte ich vorher noch nie ausprobiert, aber ich war wohl schon damals mächtiger als gedacht.«

Tina wurde wieder still, doch dieses Mal schwang eine andere Emotion als Freude mit.

»Tina?«

Sie schaute mir in die Augen. Waren ihre etwa glasig? Weinte sie?

»Ist alles in Ordnung, Tina?«

»Ja, alles gut.« Sie blinzelte weg, was auch immer ihren Blick verschleiert hatte, und lächelte zurück. »Ich finde das echt cool. Kannst du auch fliegen?«


Meine 3. Frage: Was fällt euch an Beispiel C positiv/ negativ auf? Welche der Zauberwörter (Bewegung, Gefühl, Bild, Konsequenz, Spannungsbogen) sind gut, welche weniger gut in die Szene eingebaut worden? Was könnte man anders machen? Welche eventuellen Schwierigkeiten seht ihr bei der Umsetzung?


Meine 4. Frage: Welche Szene fandet ihr am spannendsten/ wenigsten spannend – und warum? Gibt es überhaupt eine Szene, die euch wirklich mitreißen konnte? Was hätte man an einer Szene ändern können, damit sie spannender wirkt? Tauscht euch gerne aus!


61.5 | Eure Umsetzung

Jetzt geht es für euch ans Eigenmachte: Ich gebe euch die Rahmenbedingungen einer kurzen Szene vor und ihr müsst versuchen, diese möglichst nach den fünf Zauberwörtern spannend umzusetzen. Gebt euch gerne gegenseitig konstruktives Feedback!

Meine Aufgabe:

Der Protagonist James merkt über Monate hinweg, dass er Gefühle für die Verlobte seines Bruders Charlie hat. Die Großfamilie trifft sich an Weihnachten – davor nimmt James sich fest vor, der geliebten Mary von seinen Gefühlen zu erzählen. Kurz nachdem er sein Liebesgeständnis über die Lippen gebracht hat, tritt Charlie in das Zimmer, in das er Mary für ein ruhiges Gespräch gezogen hatte.

Was passiert jetzt? Erlebt James lediglich einen inneren Konflikt, ob er auch Charlie gegenüber ehrlich sein soll, oder posaunt Mary seine Gefühle in die Welt hinaus? Wie fühlt sich Mary damit – ist sie verunsichert, angeekelt oder gar erleichtert, weil sie die Gefühle entwickelt? Je nach euren Antworten sollt ihr zu diesen Rahmenbedingungen eine kurze Szene schreiben – sie kann so kurz oder lang sein, wie ihr es wünscht, sollte sich aber mit mindestens einem Spannungs-Zauberwort näher auseinandersetzen. Schreibt sie hier in die Kommentare.


Ich hoffe besonders in dieser Ausgabe sehr auf eure rege Beteiligung und bin sehr gespannt, ob ihr die Beispiele A bis C ähnlich analysieren werdet wie ich es im Vorhinein getan habe – meine eigene Meinung werde ich im Austausch mit euch nämlich auch kundtun und freue mich deshalb sehr auf eure Kommentare. Genauso gespannt bin ich auf eure Ausarbeitungen zu meiner Aufgabe... Mal schauen, wer uns hier vom Hocker reißen kann!

Frohes Schreiben!

Pim Cline

P.C.'s SchreibratgeberNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ