51 | Wie finde ich nach einer Pause zum Schreiben zurück?

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Hallo, ihr Menschen da draußen.

In dieser Situation steckte wohl schon jeder von uns mindestens einmal: Man hat seit einigen Tagen, Wochen oder Monaten einfach nichts geschrieben und würde zwar gerne wieder anfangen, weiß aber nicht genau, wie man wieder so richtig in Schwung kommt. Genauso ging es mir vor zwei Wochen, nachdem ich längere Zeit krank war. Wie ich es wieder geschafft habe, zum Schreiben zurückzufinden und dabei keinen harten Neuanfang starten musste, möchte ich in der heutigen Ausgabe darlegen und vielleicht euch einige von euch dazu inspirieren, wieder ohne Angst vorm Scheitern in die Tasten zu hauen.

Dabei werden euch einige Fragen behilflich sein, die euch bei der Rückkehr zum Schreiben Klarheit über eure Situation verschaffen sollen. Warum ist die Pause entstanden? Wie bin ich in der Vergangenheit mit solchen Pausen umgegangen? Was habe ich falsch gemacht? Was möchte ich dieses Mal anders angehen? Wenn ihr diese Fragen beantwortet habt, ist nicht nur der Weg zum regelmäßigen Schreibrhythmus geebnet – ihr lernt euch und euer Verhalten in Stresssituationen auch besser kennen. Nun ran an die Selbstreflexion!


51.1 | Warum ist die Pause entstanden?

Diese Frage ist wohl unumgänglich, wenn man von einer Schreibpause spricht. Warum musste, bzw. wollte man denn mit dem Schreiben aufhören? In meinem Fall war ich krank, wogegen man nicht wirklich prophylaktisch vorgehen kann. Wenn man krank wird, ist das so. Da kann man noch so viele Medikamente einwerfen und sich mit ätherischen Ölen einreiben – letztendlich muss man abwarten, bis es vorbei ist. In so einem Fall kann man rückblickend nicht wirklich sagen, dass man etwas falsch gemacht hat (außer man hat im Winter willentlich eine zu dünne Jacke angezogen und sich eine Erkältung eingefangen). Zu solchen unabhängigen Gründen gehören zum Beispiel auch Familiennotfälle oder stressige Prüfungsphasen in der Universität. Shit happens.

Wenn wir uns aber den selbstverschuldeten Gründen widmen, wird das Ganze schon interessanter für die Selbstreflexion. Stellt euch vor, ihr hattet zwei Monate absolut nichts zu tun, habt aber trotzdem keine fünfzig Wörter eures neuen Romans niedergeschrieben – obwohl ihr euch das im Vorhinein doch vorgenommen hattet! Da kann man schon eher mal in den Spiegel schauen und sich fragen, wie es dazu kommen konnte.

War man einfach zu faul? Hat man sich ablenken lassen und andere Dinge wie das Smartphone waren auf einmal so viel interessanter als das neue Schreibprojekt? Oder lag es schlichtweg an der guten, alten Prokrastination?

Kurze Begriffserklärung: Prokrastination beschreibt das ewige Aufschieben von Dingen auf der eigenen To-Do-Liste. Die Recherche für den neuen Roman ist einfach zu aufwändig? "Naja, mache ich eben morgen." Und so geht der Teufelskreis immer weiter...

Meine 1. Frage: War eure letzte Schreibpause unverschuldet (Krankheit, etc.) oder selbstverschuldet (Prokrastination, etc.)?


51.2 | Wie bin ich in der Vergangenheit mit solchen Pausen umgegangen?

"Also, nächstes Mal gehe ich das auf jeden Fall anders an!"

So ging es mir immer nach einer selbstverschuldeten Schreibpause. Ich hatte ja die negative Erfahrung gesammelt, was passiert, wenn man sich einfach nicht zum Schreiben überreden kann. Doch letztendlich bin ich dann doch immer wieder im selben Teufelskreis gelandet. "Aber nächstes Mal...!"

NEIN. So nicht. Wollt ihr nun schreiben oder nicht? Denn um Tacheles zu reden... Wenn ihr Dinge immer wieder aufschiebt und euch halbherzig schwört, es nächstes Mal auf jeden Fall besser zu machen, ohne euch tatsächlich zu überlegen, was ihr denn ändern solltet, könnt ihr das Schreiben gleich an den Nagel hängen.

Das mag jetzt drastisch formuliert klingen, aber versucht es mal so zu sehen: Der Prozess des Schreibens ist ein ewiger Prozess des Lernens und Wachsens. Ihr werdet dabei herausgefordert, an eure Grenzen gebracht und erfahrt gleichzeitig so viel über euch selbst wie bei kaum einer anderen Tätigkeit. Warum das so ist? Ihr seid vollkommen auf euch allein gestellt. Natürlich kann man sich Betaleser und Lektoren an die Seite holen, aber beim eigentlichen Schreiben seid ihr in den meisten Fällen allein in eurem Kopf – würde ich jetzt mal ganz frech behaupten wollen. Und wenn ihr euch kennt und wisst, dass ihr dazu neigt, Dinge aus Bequemlichkeit nicht drastisch ändern zu wollen, obwohl es zugunsten eures Schreibens eigentlich notwendig wäre, ist es gut, diese Tatsache ernst zu nehmen und daran zu arbeiten.

Kaum ein Mensch kann sich über Nacht in eine vollkommen andere Person verändern, aber ebenso schreibt sich auch ein Buch nicht in einem Tag. Also hört auf mit den Entschuldigungen und ändert etwas an euch, wenn ihr etwas ändern möchtet.


51.3 | Was möchte ich jetzt ändern?

Im Voraus: Es ist unrealistisch, zu viel von sich zu verlangen. Wenn ihr also von euch wisst, dass ihr am besten mit langsamen, kleinen Veränderungsschritten zurechtkommt, möchte ich euch das nicht absprechen. Meiner Erfahrung nach ist es jedoch am effektivsten, einen sauberen Schnitt zu machen und ein neues Kapitel aufzuschlagen. So fühlt man sich am wenigsten an alte Gewohnheiten erinnert. Gerade bei diesem Punkt – also ob ihr Veränderungen langsam in euren Alltag eingliedert oder wie ich einen klaren Cut bevorzugt – bin ich auf eure Erfahrungsberichte gespannt!

Also, einige mögen sich nun tatsächlich dazu entschieden haben, etwas in Zukunft verändern zu wollen. Nun stellt sich nur die Frage ... was? Und darauf kann ich euch keine eindeutige Antwort geben, denn die sieht für jeden anders aus. Mir hilft es beispielsweise, einen kompletten Neuanfang zu wagen und alles, was ich mit der Pause und fehlender Motivation verbinde, aus meinem Leben zu verbannen.

Mein Smartphone? Nicht im selben Raum, wenn ich schreibe.
Das Internet? Ausgeschaltet, außer wenn Recherche nötig ist – doch selbst dann setze ich mir ein Minutenlimit, um nicht von Nachrichten, Mails oder Artikeln abgelenkt zu werden. Dafür gibt es meines Wissens auch eine App, die man sich auf seinem Handy installieren kann. Man wird gewarnt, wenn man mehr als eine Minute auf WhatsApp und Co. verbringt. Eigentlich ist das fürs Lernen gedacht, doch auch für Schriftsteller erfüllt es den Zweck.
Die Lichtverhältnisse? Dunkel, damit ich nicht in kompletter Ideenlosigkeit einen Gegenstand anstarre und mich minutenlang darin verliere.

Gleichzeitig hole ich mir Dinge zurück, die mich an meine produktivsten Schreibphasen erinnern.

Selbstgemachtes Waldbeereneis? Immer an meiner Seite – das scheint mein Inspirationslieferant zu sein.
Entspannende, leise Musik? Im Hintergrund; nicht zu aufdringlich, aber dennoch präsent.
Mein Hund? Der lässt sich gut kuscheln, wenn gerade mal ein trauriges Kapitel ansteht.

Habt ihr auch solche Dinge oder Handlungsmuster, die euch entweder vom Schreiben abhalten oder dazu ermutigen? Gerade hier bin ich auf den Austausch und die unterschiedlichen Ergebnisse gespannt!


Meine 2. Frage: Falls ihr mit eurem Schreibverhalten zufrieden seid – was hat euch dabei geholfen, das zu erreichen?

Meine 3. Frage: Falls ihr mit eurem Schreibverhalten unzufrieden seid – was möchtet ihr zukünftig ändern?


Es ist oft schwer, Gewohnheiten abzuändern; selbst wenn man weiß, dass sie nicht unbedingt gut für die eigene Produktivität sind. Umso schöner finde ich es, wenn man es dennoch vollbringt, alte Laster von den Schultern zu streifen und an sich selbst zu arbeiten. Hoffentlich konnte euch diese Ausgabe dazu einige Ideenanstöße liefern und euch daran erinnern, dass es beim Schreiben immer Hochs und Tiefs gibt und auch in Zukunft geben wird. Das Geheimnis dahinter ist, das eigene Verhalten kritisch zu betrachten, denn gerade bei künstlerischen Tätigkeiten verliert man sich oft in seiner eigenen Welt und verliert den Blick dafür, wie das Ganze von Weitem aussieht. Also möchte ich euch raten, hin und wieder mal ein paar Schritte zurückzugehen und euch zu vergewissern, dass ihr so viel wie möglich dafür tut, euren literarischen Zielen näherzukommen. Denn, verdammt noch eins, sie sind den ganzen Mist wert.

Frohes Schreiben!

P.C.

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now