P.C.'s Schreibratgeber

36 | Muss ich mir auch für ein Wattpad-Buch Mühe geben?

Hallo, ihr Menschen da draußen.

Heute beschäftigen wir uns auf Wunsch einer Leserin mit der Frage, ob es sich überhaupt auszahlt, auch in ein Wattpad-Buch harte Arbeit zu investieren. Dabei werde ich in der folgenden Ausgabe sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente auflisten, den jeweiligen Standpunkt erläutern und zu guter Letzt meine eigene Meinung darlegen.

Bei dieser Ausgabe würde ich mich ganz besonders über eure Meinungen und Anmerkungen freuen, da es hier auf Wattpad aktueller denn je zu sein scheint, wie ich unter anderem durch meine Arbeit am Leseratgeber erfahren musste. Viele Schreiberlinge lehnen sich trotz ihrer fehlerhaften Projekte zurück und denken einfach: "Ist doch nur Wattpad und kein Verlag, also muss ich den Unterschied zwischen 'das' und 'dass' doch gar nicht wissen. Don't like it, don't read it!" Aber verpesten sie damit nicht Wattpad mit einer Attitüde, die das Verbessern und Reflektieren des eigenen geschriebenen Wortes ablehnt und lediglich Komplimente hören möchte?

36.1 | Nein: Wattpad ist kostenlos

Zuallererst sollte gesagt sein, dass Wattpad kein Verlag ist und jedem von uns kostenlos zur Verfügung steht – außer man nutzt Wattpad Premium, aber ... nun ja. Wenn man also ein schlechtes Buch zu lesen bekommt und es wieder zurück in die Tiefen der Plattform schickt, bedeutet das nicht, dass man Geld aus dem Fenster geschmissen hat. Außer ein paar Minuten verlorener Zeit hat man nichts verloren, wenn man ein Buch liest, das vielleicht eher nebenbei geschrieben wurde und in dem nicht annähernd so viel Zeit und Mühe steckt wie in beispielsweise Verlagsbüchern.

36.2 | Ja: Wattpad eröffnet Chancen

Wie bekannte Beispiele verdeutlichen, kann Wattpad durchaus als Sprungbrett für eine Veröffentlichung bei Verlagen wie Piper dienen, weshalb es umso erstrebenswerter ist, sich und sein Geschriebenes so attraktiv wie möglich darzustellen. Dadurch stehen die Chancen, von Lesern und Verlegern entdeckt zu werden, deutlich besser als wenn man Geschichten schreibt, in der sich in jedem Satz die Rechtschreibfehler überschlagen und man sich verzweifelt auf die Suche nach einem Hauch an Logik begibt.

36.3 | Nein: Bekanntheit dank Badboys und Co.

Nun kommen wir allerdings zu einem Thema, das auf Wattpad nicht mehr zu ignorieren ist; unter anderem dank des neuen Updates, das die Ranglisten komplett umstrukturiert hat. Gerade die Geschichten, die mit Klischees à la Badboy aufwarten und keine kreative Individualität aufweisen, werden millionenfach – MILLIONENFACH – geklickt und gelesen. Gerade als Anfänger auf dieser Plattform könnte man da schnell denken: "Warum mache ich mir eigentlich die Mühe? Was soll der Quatsch, wenn solche Bücher so oder so die größte Aufmerksamkeit bekommen?" Eine vollkommen berechtigte Überlegung, doch letztendlich stellt sich die Frage, ob man wirklich für Geschichten wie diese in Erinnerung bleiben möchte.

36.4 | Ja: Das Internet vergisst nicht

Wie stellt ihr euch im Internet da? Sicherlich bemüht ihr euch in Selfies, eure Schokoladenseite zum Ausdruck zu bringen – warum zeigt ihr das dann nicht auch bei euren Schreibprojekten? Versucht euch vorzustellen, welche Gefühle in zehn Jahren in euch aufbrodeln werden, wenn ihr auf eure Wattpad-Bücher zurückblickt. Werdet ihr stolz auf euch sein können oder das Ganze mit einem peinlich berührten Lächeln abtun? So oder so: Ist euer Geschriebenes im Internet veröffentlicht, bleibt es dort auch, selbst wenn ihr es löscht. Das Internet vergisst nicht. Und so stellt euch vor, wenn ihr in einem unglaublich wichtigen Bewerbungsgespräch sitzt und euer Gesprächspartner auf einmal den Computerbildschirm zu euch dreht – nur um euch zu fragen, was zum Henker ihr da 2012 für Geschichten fabriziert habt, mit Namen wie "Me and my Mate" oder "My Badboy Stepbrother wants me"? Wenn euch diese zugegeben unwahrscheinliche Vorstellung Angst bereitet, solltet ihr vielleicht noch einmal darüber nachdenken, ob ihr euer Projekt wirklich mit der potenziell ganzen Welt teilen wollt.