19 | Wie erschaffe ich ein glaubwürdiges fiktives Universum?

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Hallo, ihr Menschen da draußen.

In der heutigen Ausgabe meines Schreibratgebers möchte ich euch die Thematik eines fiktiven Universums näherbringen. Dies mag sich zwar insbesondere für Fantasy-Fans und die Autoren ebendieses Genres interessant anhören, doch einige Grundlagen sind auch darauf zu übertragen, wie man eine reale Stadt oder Welt so authentisch wie möglich beschreibt. Daher hoffe ich wirklich inständig, mit diesem Kapitel einige hilfreiche Gedankenanstöße für euch zusammengestellt zu haben. Viel Spaß beim Lesen!


19.1 | Namensgebung

Mit dieser Abschnittüberschrift ist nicht nur der Name eures gesamten Universums, bzw. eurer gesamten Welt gemeint, sondern auch die Namen von Ländern, Städten, Gebäuden und so vielem mehr. Wenn ihr beispielsweise aus der Sicht eines nordischen Kriegers erzählt und dieser in einem brutalen und kalten Land lebt, wäre es durchaus angemessen, bedeutenden Plätzen und Dörfern nordisch angehauchte oder nordisch klingende Namen zu verleihen. Ein Negativbeispiel für diesen Fall wäre "Unicorn-Island" oder "Diamantpalast", da solche Namensgebungen die von euch mühsam errichtete Grundstimmung komplett zugrunde richten können.

Außerdem empfinde ich es als erwähnenswert klarzustellen, dass die Namen eures eigenen fiktiven Universums gewisse Alleinstellungsmerkmale erfüllen sollten. Wenn ihr Namen auswählt, die potenzielle Leser gefühlt hundertmal bereits in einem anderen belletristischen Werk gelesen haben, tut das dem Leseerlebnis und eurem Erfolg als Autor nichts Gutes. Mein Tipp lautet daher, sich an den Sprachen, die in eurer Welt gesprochen werden, zu orientieren, da ihr durch diese Vorgehensweise meistens ein einzigartiges Ergebnis erhaltet, das es zuvor noch nicht gegeben hat. Einprägsame und innovative Namen sind der erste Schritt, um eure Leser an die Geschichten, die ihr in eurem fiktiven Universum erzählen wollt, zu fesseln.


19.2 | Sprache

Im ersten Punkt dieser Ausgabe bin ich schon flüchtig darauf eingegangen, doch da ich den Aspekt der Sprache in einem fiktiven Universum als unglaublich wichtig erachte, möchte ich an diese Stelle noch einmal gesondert darauf eingehen. In jeder Welt gibt es verschiedene Kulturen, Lebenseinstellungen und Sprachen – auch, wenn nicht sogar in besonderem Maße in einem fiktiven Universum. Auch wenn ihr nicht Monate oder gar Jahre damit verbringen müsst, jede in eurer Welt gesprochene Sprache und ihre Dialekte bis ins Äußerste festzulegen, ist es dennoch hilfreich, sich vor Augen zu führen, dass zumindest Dialekte innerhalb eines Kontinents existieren. Das könnt ihr auch geschickt in eure Geschichte einbauen, wenn euer Protagonist beispielsweise eine Reise durch verschiedene Länder machen musst und dort mit den diversen Kulturen als auch Sprachen konfrontiert wird. Dadurch wirkt euer fiktives Universum deutlich umfassender und bildlicher, als wenn jeder einander versteht und die gleiche Sprache spricht. Wenn ihr aus der Sicht einer Person schreibt, die beispielsweise die Sprache der nordischen Völker nicht versteht, könnt ihr die Nordländer auch kurze Sätze dieser fremden Sprache sagen lassen. Sowohl der P.O.V.-Protagonist als auch der Leser verstehen in diesem Moment nichts von dem Gesagten, was ebenfalls realistisch wirkt. Natürlich solltet ihr mit diesen fremden Sprachen keine ganzen Absätze füllen – immerhin bringt das eurer Geschichte und ihrer Entwicklung überhaupt nichts! Doch verschiedene Sprachen am Rande einzubringen ist durchaus sinnvoll für die Authentizität eures Werkes.


19.3 | Bevölkerung

Sprachen brauchen Menschen, die sie sprechen. Diese Bevölkerung eures fiktiven Universums lebt von ihren Unterschieden. Wenn ihr in euren Werken beispielsweise einen Krieg zwischen verschiedenen Völkern eurer Welt darstellen möchtet, ist es sinnvoll, die Differenzen zwischen den betroffenen Bevölkerungsgruppen herauszuheben und klarzumachen, für was sie kämpfen und was sie erreichen wollen. Ein Mittel für diese Herausstellung der charakteristischen Völkermerkmale könnte die Bekleidung sein. Kleiden sich eure Protagonist in feinster Seide oder in grober Baumwolle? Tragen sie mit Nerzfell und Stickereien verzierte Umhänge oder kaum bearbeitetes Leder? Diese Unterschiede sind unheimlich bedeutend, um ein deutliches Bild eurer Charaktere in den Köpfen der Leser herzustellen. Auch die Gangart, Statur und Eloquenz sind ähnliche Faktoren, die bestimmte Bevölkerungsgruppen von anderen abgrenzen und differenzieren.

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now