2 | Auf welche Weise sammle ich Motivation zum Schreiben?

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In diesem Kapitel werde ich euch hoffentlich dabei helfen können, Motivation zum Schreiben zu finden. Hierbei schließe ich tatsächliche Schreibblockaden aus, da dieses besondere Phänomen meiner Meinung nach ein eigenes Kapitel verdient. Zu aller Anfang jedoch würde ich euch gerne ein Zitat eines US-amerikanischen Historikers und einer meiner persönlichen Idole im Bezug auf literarisches Denken - Jacques Martin Barzun - näherbringen. Für diejenigen unter euch, die der englischen Sprache mehr schlecht als recht mächtig sind, habe ich es schnell übersetzt.

Überzeuge dich selber davon, dass du mit Ton arbeitest; nicht Marmor, Papier oder ewigem Bronze. Lass diesen ersten Satz so bescheuert sein, wie er es wünscht. Niemand wird dich hetzen und es ausdrucken, wie es dort steht.

Verallgemeinert möchte der gute Herr euch verständlich machen, dass ihr als Autoren immer weiter an euren Texten arbeiten könnt. Der erste Satz, der Klappentext oder die Struktur eures Buches kann vorerst unausgereift und im gröbsten Rohzustand sein, wenn ihr die Geschichte beginnt. Wichtig ist nur, dass ihr überhaupt schreibt! Nun aber werde ich endlich anfangen, euch acht meiner persönlichen Ratschläge gegen Motivationslosigkeit zu unterbreiten – hoffentlich ist mindestens ein hilfreicher Tipp für euch dabei, den ihr praktisch anwenden könnt.


2.1 | Inspiration aus dem Alltag

Die wohl einfachste Art und Weise, um sich Inspiration fürs Schreiben zusammenzusuchen, ist das bewusste Leben des Alltags. Meiner Meinung nach ist diese Inspirationsmethode sehr leicht umsetzbar, wenn man sie sich regelmäßig – selbst im Alltagsstress – ins Gedächtnis ruft. Dafür müsst ihr einfach lernen, eine objektive Betrachterrolle einzunehmen, als würdet ihr von einer weit entfernten Galaxie auf euch hinunterblicken. Das braucht einiges an Übung und Konzentration, da man sich oft im Alltag verrennt und gar nicht ans Schreiben denkt. Wenn ihr es jedoch geschafft habt, könnt ihr diese Art der Inspirationsquelle überall nutzen.

Ihr müsst noch einige Aufsätze anfertigen, von denen manche sogar bis morgen fällig sind, und steht daher unter enormen Druck? Dann atmet tief ein und tut euch selber etwas Gutes (kocht euch eure Lieblingsteesorte, guckt eine Serienepisode, geht spazieren), bevor ihr euch ans Werk macht und im Chaos versinkt. So vermeidet ihr den Stress, der zu Motivationslosigkeit und eventuell sogar anhaltenden Schreibblockaden führt.

Oder ihr steht an einer Kreuzung und wartet ungeduldig darauf, dass die Ampel endlich grün wird? Dann schaut euch mal um und betrachtet eure Mitmenschen. Ist der ältere Mann rechts von euch genervt, weil sein Bus bereits abgefahren ist und er nun auf den nächsten warten muss? Oder ist er vollkommen wutentbrannt, weil seine Frau ihm gerade mitgeteilt hat, dass sie die Scheidung einreichen möchte? Was ist mit dem Paar vor der Bäckerei? Warum schaut sie ihn verliebt an und verschränkt ihre Finger mit seinen, während er unbemerkt mit seinem Smartphone hantiert und ihr keine Beachtung schenkt? Eine weitere ähnliche Inspirationsquelle ist für mich die Zeit im Wartezimmer einer Arztpraxis. Immer wieder stoße ich hier auf faszinierende Menschen von denen ich mich bereits des Öfteren habe inspirieren lassen.

Auf diese Weise könnt ihr als Autoren realistische Charaktere erschaffen. Seht die obigen Beispiele als Spielchen, die ihr in euren Alltag einbauen könnt, um fit im Autorenhirn zu bleiben. Auch an anderen Orten wie Parks, Einkaufszentren und anderen Schauplätzen, an denen viele diverse Menschengruppen aufeinandertreffen, könnt ihr diese kleinen Übungen durchführen. Stellt euch beispielsweise eine kleine Kurzgeschichte mit dem südländischen Eckladenbesitzer und der schüchternen Familienmutter vor. Haben die beiden eine Affäre? Bekommt der Ehemann durch eine Unachtsamkeit der beiden Turteltauben Wind davon? Durch solche kleinen Spielereien könnt ihr nicht nur eure Motivation anregen, sondern auch euren Alltag unterhaltsamer gestalten. Probiert es einfach mal aus!

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now